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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Arschtritt für ihn gedacht.« Thorne deutete mit einem Kopfnicken auf den Besitzer. »Halten Sie das für ein Verbrechen? Der wird ein Gesicht ziehen wie ein Hüh nerpopo, wenn er sein Scheißtrinkgeld nicht kriegt …«
    Sie blieben noch kurz auf dem Bürgersteig vor dem Café stehen und schauten auf den Zeitungskiosk gegenüber. Die Vergrößerung einer Titelseite der Sun hing im Schaufenster:
    »Obdachlosenmorde: Das Gesicht des ersten Opfers«.
    »Der ist der Schlüssel zu dem Fall«, sagte Thorne.
    »Wenn es einen Schlüssel gibt.«
    »Da kommt kein Profiler drauf. Ich sag’s Ihnen, es geht um das erste Opfer. Der Mörder hat nach ihm gesucht.«
    »Pure Spekulation, die auf Hörensagen beruht.«
    »Hörensagen hin oder her, das bedeutet auch, dass das zweite Opfer ebenfalls keineswegs zufällig ausgewählt wurde. Mannion wurde umgebracht, weil er etwas wusste.«
    Sie gingen ein paar Schritte auseinander, um eine Frau in einem schicken Businesskostüm durchzulassen, die in das Café wollte.
    »Ich versteh das doch«, sagte Holland. »Mir ist klar, wa rum Sie so fixiert sind auf dieses unidentifizierte Opfer …«
    »Ich bin nicht fixiert …«
    »Aber seither wurden drei weitere Leute umgebracht. Raymond Mannion, Paddy Hayes, Robert Asker. Ich weiß, Sie hören das nur ungern, aber wer immer es war, er ist ein Serienmörder. Und wenn er es nur der Definition nach ist.«
    »Er kann es nur der Definition nach sein, einen anderen Grund gibt es nicht.«
    »Was ist mit dem Geld, das er auf den Leichen zurücklässt? Als ob er damit sagen will, mehr sind die Opfer nicht wert. Das ist wie eine Signatur.«
    »Wenn ich jetzt der Kommissar in irgendeinem zweiteiligen Thriller auf ITV wäre, würde ich Ihnen zustimmen. Kommen Sie, Dave, wir haben beide schon in solchen Fällen ermittelt und wissen verdammt genau, dass die einzige Signatur, die ein solcher Mörder hinterlässt, eine Leiche ist. Der hier schreit geradezu hinaus: »Schaut her! Ich bin ein Serienmörder!««
    Holland wollte etwas darauf erwidern, aber Thorne ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ja, sicher! Mir ist klar, dass er einer ist.«
    »Selbst wenn du Recht hast und der Mord an dem ersten Opfer aus einem bestimmten Grund geschah, dann geht es inzwischen doch um etwas anderes, richtig?« Holland bekam keine Antwort und setzte nach. »Angenommen, er tötete Mannion, um seine Spuren zu verwischen, und Hayes, um es als Serienmord an zufälligen Opfern hinzustellen. Was ist dann mit Asker? Und wer immer der Nächste ist? Es fängt anscheinend an, ihm Spaß zu machen.«
    »Vielleicht …«
    Sie sahen hinüber zu dem Anschlag im Schaufenster des Zeitungskiosks und musterten das Gesicht, das zu ihnen herüberzustarren schien. Obwohl es von einem Computer generiert worden war, hatte es dennoch etwas von diesem Ausdruck, der Thorne in den zurückliegenden Wochen so oft begegnet war. Zwar hatte die Obduktion ergeben, dass der Tote nicht drogensüchtig gewesen war. Doch hatte er denselben Blick, der Thorne bei Spike und Caroline und einer Hand voll anderer aufgefallen war. Schwer zu beschreiben, irgendetwas zwischen verängstigt und gefährlich. Thorne war sich darüber klar, dass er projizierte. Trotzdem war er überzeugt, etwas um diese Augen, um diesen Mund verlange eine Abrechnung. Oder vielleicht war es auch eine Bitte, nicht vergessen zu werden.
    »Wo schlafen Sie heute Nacht?«, fragte Holland.
    »Weiß ich noch nicht.« Die letzte Nacht war Thorne herumgezogen und hatte an verschiedenen Stellen sein Lager aufgeschlagen. Aber was Schutz und Sicherheit betraf, war seine erste Wahl sicherlich die beste gewesen. »Vielleicht geh ich wieder in den Theatereingang.«
    »So eng waren Sie mit der Kultur schon lange nicht mehr auf Tuchfühlung.«
    »Es läuft ein Andrew-Lloyd-Webber-Musical. Mehr Tuchfühlung brauche ich nicht …«
     
    Als er Thorne nachblickte, musste Holland sich in Erinnerung rufen, dass diese schmuddelige Gestalt, die zurück ins West End schlich, zumindest theoretisch noch immer sein Chef war. Zwischen ihnen hatte es nie dieses ständige »Yes, Sir«- und »No, Sir«-Gesäusel gegeben, nur wenn Thorne wirklich übel drauf war. Er war nicht der Typ, der diese Art von Unterwerfungsgeste forderte oder Gefallen daran fand. Dennoch hatte Holland bemerkt, dass sein Ton gegenüber Thorne sich im Verlauf der letzten Wochen geändert hatte, und dies hing sicher nicht damit zusammen, dass er kürzlich zum Sergeant befördert worden war.
    Er schämte sich,

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