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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Versteht ihr?« Und der Mann mit dem Schokoriegel nickt rasch, zweimal.
    Eine Weile herrscht Schweigen, es ist unmöglich, zu sagen, wie viel Zeit verstreicht. Der Regen wird plötzlich heftiger, und die dunklen Haare und olivfarbene Kleidung der Männer triefen vor Nässe.
    Die Stehenden wischen das Wasser mit dem Ärmel von ihren Gewehren.
    Das Licht ist noch schlechter als zuvor, doch die bleiche Scheibe am Himmel ist höchstwahrscheinlich eher die Sonne als der Mond. Es ist ein düsterer, beschissener Tag, und jetzt halten alle Gestalten mit Schutzbrille ein Gewehr in der Hand und zielen.
    Es ist praktisch unmöglich, die vier stehenden Männer auseinander zu halten. Ihre Gesichter sind nicht zu sehen, doch selbst wenn sie es wären, wäre es bei diesem Licht schwer, ihren Ausdruck deutlich zu erkennen. Dennoch ist der Unterschied zwischen ihnen und der Gruppe der auf dem Boden kauernden Männer überdeutlich.
    Die Männer mit den Gewehren haben viel mehr Angst.

Elftes Kapitel
    »Das ist nicht Christopher.«
    »Sind Sie sicher? Durchaus verständlich, wenn Sie unsicher sind. Das Gesicht ist schließlich …«
    »Nein, tut mir Leid. Tut mir Leid, dass ich Ihnen nicht weiterhelfen kann, ich meine … Aber er ist es nicht. Das ist nicht die Leiche meines Bruders …«
    Susan Jago wandte sich ab, als das Tuch hochgehoben und wieder über das Gesicht des Toten gelegt wurde. Sosehr sich Phil Hendricks auch darum bemühte, rücksichtsvoll zu sein, das Geräusch der Schublade blieb in der Luft hängen, als sie zurückgeschoben wurde, und in der verlegenen Pause, die sich daran anschloss.
    Detective Inspector Yvonne Kitson legte der Frau die Hand auf den Arm. »Dr. Hendricks bringt Sie hinaus«, sagte sie. »Phil …?«
    Hendricks führte Jago durch die Tür. Anders als die schwere Metallschublade, die dem Gewicht des Toten standhalten musste, schloss sich die Tür hinter ihnen mit einem leisen Klicken.
    »Scheiße«, sagte Kitson.
    Holland stöhnte. »Hat sich so gut angehört am Telefon. Und ich hab gedacht, das ist es, als sie das Gesicht gesehen hat.«
    Jago hatte die Hand zum Mund hochgerissen. Kopfschüttelnd hatte sie gehaucht: »Du lieber Gott.«
    »Das kann auch der Schock gewesen sein, als sie die Leiche sah«, erklärte Kitson. »Oder einfach die Erleichterung.«
    »Gut möglich.«
    »Das ist eine natürliche Reaktion.«
    »Andererseits ist es auch schrecklich, oder?« Holland ging langsam hinüber zu den Stahlschubladen. »Dass wir uns so wünschen, er wär es. Ist das eine natürliche Reaktion?«
    Als Jago vor zwei Tagen angerufen hatte, war tatsächlich so etwas wie Feierstimmung aufgekommen. Sie hatte das Bild in den Zeitungen gesehen und im Fernsehen und war sich ziemlich sicher, den Mann identifizieren zu können, der vor zwei Monaten einem Mord zum Opfer gefallen war. Sie glaube, bei dem ersten Opfer der Obdachlosenmorde handle es sich um ihren vermissten älteren Bruder. Brigstocke hatte gemeint, das sei ein wahrer Glücksfall und Volltreffer und genau das, was die Ermittlung jetzt brauche. Die Herren in der Chefetage waren aus dem Häuschen. An diesem Abend waren im Royal Oak mehr als nur ein, zwei Gläser Bier getrunken worden.
    Holland zog sich den Ärmel über den Daumen und rieb einen Fleck auf der Metalloberfläche weg. »Sich zu wünschen, der Tote wär ihr Bruder. Dabei fühl ich mich irgendwie egoistisch …«
    Kitson zuckte die Achseln und ging hinüber in die Ecke, in der ihre Jacke und ihre Handtasche hingen. Dort standen ein kleines rotes Sofa und ein niedriger Tisch. In einem Holzregal befand sich eine Box mit Papiertaschentüchern. »Noch schrecklicher werde ich mich fühlen, wenn ich Russell Brigstocke mitteilen muss, dass wir mit leeren Händen dastehen. Ich hab ihm mehr oder weniger einen Namen versprochen.«
    Holland hatte ziemlich genau dasselbe versprochen und musste die Neuigkeit nun Tom Thorne beibringen. Kitson wusste nicht, dass Thorne undercover arbeitete. Soweit Holland informiert war, war er der Einzige unter der DCI-Ebene, der Bescheid wusste.
    Er hatte keine Ahnung, warum.
    Vielleicht hatte man ihn eingeweiht wegen seiner – wie manche fanden – besonderen Beziehung zu Thorne. Vielleicht dachte man aber auch nur, er habe ein Händchen für Drecksarbeit und Mittlertätigkeiten …
    »Ich bin mir sicher, der Detective Inspector steckt das mit links weg. Inzwischen sollte er sich an Enttäuschungen gewöhnt haben.«
    Kitson drehte sich abrupt zu ihm. »Wie bitte?«
    »Ich

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