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Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes

Titel: Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Regel näher am Kern als der Großteil dessen, was in der vorhergehenden offiziellen Besprechung verkündet wurde.
    »Keine … Riesenüberraschung, oder?«, sagte Brigstocke.
    Holland und Stone lehnten an der Wand neben der Tür. Kitson und Karim hatten sich die freien Stühle geschnappt.
    Holland sprach für sie alle: »Wir hätten mit Susan Jago beinahe das große Los gezogen. Das nächste Mal klappt’s sicher.«
    »Seh ich auch so«, sagte Kitson. »Es kommen jede Menge Anrufe rein.«
    »Und die meisten von irgendwelchen Idioten.« Brigstocke rückte das Foto seiner Frau und seiner Kinder in dem verkratzten Metallrahmen auf seinem Schreibtisch zurecht. Mehr war es nicht, was er getan hatte, um seinem Büro einen persönlicheren Anstrich zu geben, aber es hatte gereicht, um es im Vergleich zu den anderen stickigen Schuhschachteln, mit denen das Becke House durchsetzt war, als ungemein attraktiv erscheinen zu lassen. »Warum rufen diese Dumpfbacken an?«
    »Ich hab drei Beamte rund um die Uhr am Telefon sitzen«, sagte Karim.
    Stone zuckte die Achseln. »Ist nun mal unsere Chance.«
    Brigstocke gehörte nicht zu ihnen, aber es gab in den oberen Etagen eine Unmenge von Beamten, die nur in Klischees sprachen oder dachten. So wie der Fall stand, hätten sie sich nach jeder zusätzlichen Chance die Finger geleckt. Jeder Ansatz war aufgenommen und untersucht worden. Jede Regel, jede Anweisung, die im Buch stand, war bis aufs i-Tüpfelchen befolgt worden. »Unsere einzige Chance«, betonte Brigstocke.
    Nach dem Mord an Robert Asker war eine Hektik ausgebrochen, die sich inzwischen wieder gelegt hatte. Übrig geblieben war eigentlich nur die Drecksarbeit: Die Reaktionen auf die aufgehängten Plakate mit dem Bild des ersten Opfers und die fortwährend aktualisierten Presseberichte bedeuteten, dass Dutzenden von Anrufen nachgegangen werden musste. Darunter die der offensichtlich Irren, die man gleich aussortierte; dann die der Irren, die sich erst später als solche erwiesen und aussortiert wurden; und die von Leuten wie Susan Jago, die ernst zu nehmen waren, sich aber letztlich als wertlos herausstellten. Währenddessen wühlte sich die Intelligence Unit ihres Teams durch endlose Stunden Videoaufnahmen aus den entsprechenden Gegenden. Abgesehen von den zu erwartenden Schlägereien und Drogendeals und dem gelegentlichen Geknutsche zweier Betrunkener in einer Einfahrt gab es nichts, was es wert gewesen wäre, die Stopptaste zu drücken. Es erschwerte die Arbeit, wenn man keine Ahnung hatte, wonach man suchte.
    Auffälliges Verhalten in Londons schillerndem West End? Davon gab es jede Menge.
    Die wenigen Beamten, die noch zur Verfügung standen, waren draußen auf den Straßen, doch erfolgloser denn je. Falls es Informationen gab, die ihnen hätten weiterhelfen können, behielten die Leute diese für sich. Der letzte Mord hatte nur dazu geführt, dass sich der gefährdete Personenkreis noch mehr abschottete.
    Die Lippen waren verschlossen und die Mienen eisig.
    »Trevor Jesmond war nicht besonders erbaut über den Standard von gestern«, sagte Brigstocke.
    Kitson stöhnte. »Das war doch bloß albern, nichts weiter …«
    »So was wird immer aufgebläht«, sagte Karim.
    Ziemlich dieselben Kommentare hatte Brigstocke gehört, als er das Thema bei der Besprechung erwähnte. Dennoch war die Sache peinlich …
    Am Tag zuvor hatte ein Beamter versucht, eine Gruppe älterer Obdachloser unten am Embankment zu befragen. Als sie seiner Einschätzung nach übermäßig aggressiv reagierten, war er in Panik geraten und hatte einen von ihnen mit Handschellen an das Geländer gefesselt. Der Sozialarbeiter des Alten hatte das Team in Charing Cross benachrichtigt, und die Sache war schließlich zur Befriedigung aller Beteiligten geregelt worden. Trotzdem hatte irgend so ein schlaues Bürschchen den Evening Standard angerufen, worauf der Obdachlose den Vorfall nur zu gerne für einen Fotografen nachgestellt hatte.
    Russell Brigstocke hatte gestern Abend eine Stunde am Telefon gehangen und musste sich einiges anhören. Er blickte die vier vor sich an. »So gehen wir mit diesen Leuten nicht um, schon gar nicht zum jetzigen Zeitpunkt.«
    »Das war ein einmaliger Ausrutscher«, gab Holland zu bedenken. »Klar sah das übel aus …«
    Brigstocke schüttelte unbeeindruckt den Kopf und wendete sich an Kitson. »Sorgen Sie bitte dafür, dass das die Runde macht, Yvonne. Diese Leute waren schon angreifbar, bevor dieser Irre anfing, sie umzubringen.

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