Tom Thorne 05 - In der Stunde des Todes
Squad – den berühmten Sweeneys aus dem Fernsehen – hatten hochgehen lassen, als sie versuchten, Videoaufnahmen von Verfolgungsjagden per Auto und Hubschrauber an Fernsehgesellschaften zu verhökern. Thorne hatte schon öfters die Aufmerksamkeit des DPS erregt. Die Leute, die anderen auf die Finger schlugen, hatten ziemlich mit ihm zu kämpfen gehabt. Aber so, wie zurzeit die Dinge standen, in seiner Karriere – in seinem Leben –, gab es ein paar Dinge, die ihm mehr Angst einjagten.
»Mir stand die Scheiße schon bis zum Hals, bevor ich diesen Job hier annahm«, sagte Thorne. »Ein bisschen mehr oder weniger fällt auch nicht mehr ins Gewicht …«
McCabe nahm seine Tasse und griff auch nach Thornes halb leerer Tasse. »Warten wir’s ab.«
»Hören Sie. Ich wurde von dem langweiligsten Job der Welt erlöst, um das hier zu machen. Um meine Karriere geht es hier ohnehin nicht mehr.« Thorne wandte sich zu McCabe um, als dieser im Begriff war zu gehen. »Sie können tun und lassen, was Sie wollen. Aber Sie sollten wissen, dass es nicht viel schlimmer für mich hätte kommen können, und wenn ich Ihrem Sergeant den Kopf abgerissen hätte …«
McCabe blieb an der Tür stehen. »Es kann immer noch schlimmer kommen, Kollege.«
»Und wie geht’s jetzt weiter?«, fragte Thorne.
»Sie bleiben hier sitzen und warten. Ihr Chef ist bereits unterwegs.«
Die Tür fiel zu. Thorne verschränkte die Arme auf dem Tisch und legte den Kopf darauf. Das Gespräch mit McCabe hatte ihn erschöpft. Er hoffte, noch etwas schlafen zu können, bevor Brigstocke kam. Zehn Minuten würden schon gut tun …
Er schloss die Augen. Es war nicht schwer, zu erraten, in welcher Stimmung Russell Brigstocke hier aufkreuzen würde. Eine Tasse Kaffee würde er ihm sicher nicht anbieten.
Auf ihrer Taxifahrt vom Bahnhof bekamen Kitson und Holland mit, dass die Army sich in einem ländlichen Tal außerhalb von Taunton ein riesiges Gelände geschnappt und eingezäunt hatte, um dort das neue Heim der 12th King’s Hussars zu errichten.
Als sie am Haupttor standen und darauf warteten, dass jemand sie zum Verwaltungsgebäude geleiten würde, konnten sie in der Ferne Schüsse hören und gleichzeitig auf den Hügeln links und rechts friedlich weidende Schafe und Kühe sehen, die sich davon nicht stören ließen. Solchen Widersprüchen begegneten sie auf Schritt und Tritt. Ein Soldat in voller Montur, inklusive Tarnanzug und Gesichtsbemalung, fuhr ihnen auf einem klapprigen Rad entgegen; ein Parkplatz voller Lagunas, Volvos und Passats und zwanzig Meter entfernt auf einem von Schlaglöchern übersäten geteerten Platz reihenweise Panzer oder gepanzerte Fahrzeuge, die zum Teil Rauchwolken ausspuckten, während sie repariert wurden.
Major Stuart Poulters Büro war klein und erwartungsgemäß sehr ordentlich: An einer Wand hingen Zeichnungen, die den Entwurf eines modernen Panzers zeigten; auf dem Schreibtisch standen mit »Eingang«, »Ausgang« und »In Bearbeitung« beschriftete Holzkästen. In einer Ecke lagen Rucksäcke in diversen Größen, als erwarte er, jeden Augenblick aufbrechen zu müssen. Poulter war Anfang vierzig, eher klein und hatte dichte, relativ lange dunkle Haare. Durch die vollen Lippen und die roten Backen wirkte er auf eine merkwürdige Art mädchenhaft, aber unter der Uniform war sein Körper durchtrainiert und kräftig. Er war tadellos angezogen: glänzend polierte braune Budapester, eine dünne Hose und ein grüner Pulli mit Lederepauletten über einem Armeehemd und einer khakifarbenen Krawatte.
Während sie auf ihren Tee warteten, erklärte Holland, wie sehr ihn die Terminologie hier verwirre, die rätselhaften Initialen- und Zahlenabfolgen auf den Schildern, die draußen im Gang vor den Bürotüren hingen. Er wundere sich, warum ein RSM ein WO1 sei, während ein CSM ein WO2 sei. Und selbst als man ihm erklärte, wofür OC und CO standen, war ihm noch immer nicht klar, worin sich ein »commanding officer« und ein »officer commanding« unterschieden. Poulter, der sich eine Zigarette nach der anderen anzündete und etwas zu viel lachte, gab geduldig zu, dass dies jeden, der mit dem Militär nicht vertraut war, erst einmal verwirren musste.
Anschließend mussten Holland und Kitson, obwohl sie wussten, dass Poulter die nötigen Informationen im Voraus bekommen hatte, fünf Minuten lang erläutern, warum sie gekommen waren.
»Nur um sicherzugehen, dass wir vom Gleichen reden«, sagte der Major.
Natürlich war der
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