Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
Blond?«
»Er ist … dunkelhaarig.«
»Was trug er, als Sie ihn entführten?«
Mit jeder Frage, die Thorne auf ihn abfeuerte, wurde Freestone nervöser. Sah mehr als einmal zu Donovan und immer häufiger zu Porter. »Schulkleidung …«
»Müssen wir jetzt diese Quizfragen stellen?«, funkelte Porter ihn an. »Wir wollen doch hier weiterkommen.«
Thorne lächelte unangenehm. »Das hätte er alles aus der Zeitung erfahren können. Er hatte eine bei sich im Park.«
»Wir müssen sichergehen, dass es Luke an nichts fehlt«, sagte Porter. »Das hat hier Priorität.« Sie sah wieder zu Freestone, vergewisserte sich, dass auch er verstanden hatte, worauf es ankam.
»Er ist sicher. Ich hab ihn nicht angefasst.«
»Luke ist nicht gerade kräftig«, sagte Porter. »Wir müssen das wissen.«
»Ich hab dafür gesorgt, dass es ihm an nichts fehlt.«
»Das ist gut, das hilft.«
»Sie sollten jetzt Mullen holen.«
»Was ist mit dem Asthma?«, fragte sie. »Hatte er einen Anfall?«
Freestone schüttelte den Kopf, hörte gar nicht mehr auf damit.
»Kurzatmigkeit? Deshalb hab ich gefragt, ob er genug Luft hat.«
»Nein, es geht ihm gut.«
»Die Familie macht sich Sorgen, weil sie nicht weiß, ob Luke sein Spray dabeihat. Aber so wie Sie das erzählen, hat er es gar nicht gebraucht, hm?«
»Ja.«
»Wissen Sie, ob er es dabeihat? Damit ich es ihnen sagen kann.«
Freestone schloss wieder die Augen und suchte nach einer Antwort. »Ich glaube, er hat es mal erwähnt.«
»Wissen Sie, wie ein Asthmaspray aussieht?« Porter tat so, als hätte sie eines in der Hand und drücke auf den Sprayknopf.
»Natürlich weiß ich das. Mein Gott …«
»Das ist wichtig, Grant. Wir müssen das wissen. Hat er es dabei?«
Ein schnelles, kurzes Nicken, das sofort gefror, als Thorne losbrüllte: »Haben Sie Luke Mullens Asthmaspray gesehen?«
»Ja, sag ich doch! Ich hab das Scheißding gesehen.« Freestones Aufgebrachtheit war wie weggeblasen, als er sah, wie Porter und Thorne entspannt ausatmeten. Nun war er in Panik. Er wandte sich Donovan zu. »Was läuft hier?«
Seine Zeit bei der Polizei war Donovan hier von Vorteil. »Ich glaube, Sie haben ihnen genau die falsche Antwort gegeben«, meinte er. »Oder die richtige.«
Thorne sah zu Porter, dann hoch zu der Kamera, um einen kurzen Moment des Erfolgs mit den beiden DCIs zu teilen.
Dann lehnte er sich zurück. Auftrag erledigt.
Nachdem Freestone zu den Zellen zurückgebracht worden war, blieben sie noch eine Weile sitzen und freuten sich über die neu gewonnene Gewissheit. Wobei sie sich beide bewusst waren, dass dieses Gefühl, etwas richtig gemacht zu haben, bald einem vertrauteren Gefühl weichen würde. Nämlich dem, nicht zu wissen, wie es weitergeht.
Thorne brach schließlich das Schweigen. »Asthma! Das ist einfach genial.«
»Wir waren beide ziemlich gut«, sagte Porter.
Sie gratulierten sich gegenseitig noch einmal, wie gut sie die »Guter Bulle, böser Bulle«-Nummer gespielt hatten. Wie sie Freestone eine spannungsgeladene Beziehung vorgespielt hatten, die es für ihn weitaus besser erscheinen ließ, Porters Fragen zu beantworten als Thornes. Ihn glauben machten, dass sie nur eine Bestätigung brauchten und keinen Beweis.
»Er hat eine solche Scheiße verzapft«, sagte Thorne. »Und nur, um ein bisschen Oberwasser zu haben und uns dazu zu bringen, Mullen zu ihm zu lassen.«
Porter zog die Augenbrauen hoch. »Womit wir bei einer entscheidenden Frage wären.«
»Als ob wir von denen nicht bereits genug hätten.«
»Die Nummer eins in der Hitparade: falls Freestone Luke Mullen nicht hat …?«
Und da war es. Das vertraute Gefühl …
Zunächst dachte Thorne, Brigstocke sei heruntergekommen, um ihnen auf die Schulter zu klopfen, aber sein Gesicht erzählte eine andere Geschichte. Ebenso wie das Gesicht des Mannes, der neben ihm in der Tür auftauchte und in das Verhörzimmer schoss, als wolle er sie gleich einen Kopf kürzer machen.
»Warum habe ich nicht von der Sache mit Grant Freestone erfahren?«, fragte Mullen. Eine absurde Frage, denn anscheinend hatte er ja davon erfahren. Schließlich war er hier. Nach einer Sekunde ungläubigen Staunens lenkte er ein. »Warum habe ich es nicht offiziell erfahren?«
Thorne stand auf und wechselte einen kurzen Blick mit Brigstocke. Thorne hatte nichts dagegen, sich darum zu kümmern. Allerdings hatte er, selbst als er den Mund öffnete, keine Ahnung, wie er das machen wollte. »Ihre Rolle in diesem Fall wird durch Ihre
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