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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Haut, als er mit den Zähnen knirschte. »Wahrscheinlich, um mich wieder zu bedrohen, ohne dass es Zeugen dafür gibt. Aber seit wann brauchen Typen wie er einen Grund für das, was sie sagen?«
    »Glauben Sie, dass er Sie nur deshalb sehen wollte?«, fragte Thorne. »Nur um Sie zu bedrohen?«
    »Ich hab gedacht, es wäre wegen Luke. Dass Freestone ihn entführt hat und mir sagen will, warum. Was er will.«
    »Okay.« Thorne nickte, aber nach seiner Miene zu schließen war das nur eine Erklärung unter vielen.
    »Warum zum Teufel hätte er mich sonst sprechen wollen? Wie Sie schon gesagt haben, es geht ihm wohl kaum darum, mir mitzuteilen, dass er mich von seiner Weihnachtskartenliste gestrichen hat.«
    Thorne antwortete nicht gleich. Er sah nur zu, wie Mullens Fingerknöchel auf der Stuhllehne weiß wurden. Schließlich sagte er: »Das werden wir wohl nie erfahren, oder?«
    Zunächst dachte Thorne, das Geräusch käme aus Mullens Kehle. Dann erst wurde ihm klar, dass es der Stuhl war, der über den Boden kratzte. Mullen schloss die Augen, hob den Stuhl eine Handbreit vom Boden, hielt ihn ein paar Sekunden und knallte ihn nieder. Dabei brüllte er etwas, was sich wie »Scheiße« oder »nein« anhörte. Mullen brauchte einige Sekunden, bis er sich wieder gefangen hatte und langsam den Blick von Thornes Vorgesetztem suchte, um darin bestätigt zu sehen, dass jedes weitere Wort zwecklos war.
    »Ich denke, Sie sollten jetzt nach Hause gehen, Sir«, sagte Brigstocke.
    Mullen warf Porter und dann Thorne einen wuterfüllten Blick zu, bevor er auf dem Absatz kehrtmachte und zur Tür marschierte. Als er zu Brigstocke kam, blieb er stehen, straffte die Schultern. »Ihnen ist klar, dass ich diesen Vorfall Ihrem Vorgesetzten melde?«
    »Das ist Ihr gutes Recht«, sagte Brigstocke.
    Er trat einen Schritt auf ihn zu. »Wie viele Kinder haben Sie?«
    »Drei.«
    Mullen schnippte mit den Fingern. »Sagen wir zwei.« Schnippte noch einmal. »Einfach so. Sie wachen auf, und eins ist weg. Machen Sie sich mal ein paar Minuten die Mühe, sich vorzustellen, wie das wäre. Und dann sparen Sie sich diesen verdammt scheinheiligen Ton.«
     
    Thorne hatte nicht vorgehabt, Mullen zu folgen. Er brachte ihn nicht zur Tür. Aber es war offensichtlich, dass andere das anders sahen. Thorne stand in der Lobby und schaute Mullen durch die Glastüren nach, wie er die Straße überquerte und zu einem BMW ging, der um einiges neuer war als seiner. Mullen öffnete die Tür und warf einen Blick zurück zur Polizeiwache. Das orangefarbene Licht der Straßenlaterne und das milchige Licht aus dem Wageninneren reichten aus, um deutlich zu machen, was er dachte.
    Thorne sah nicht weg, sondern fragte sich, ob seine Gedanken ihm ebenso ins Gesicht geschrieben waren.
    Fuck. Dreckskerl, Scheiße, Scheiße, verdammte Scheiße …
    In letzter Zeit fiel es ihm immer schwerer auseinanderzuhalten, ob die Stimme in seinem Kopf die seines Vaters oder seine eigene war.
    Als der BMW losfuhr und Thorne sich umwandte, sah er Kitson auf sich zukommen. Sie prüfte die Wetterlage. Es sah ganz danach aus, als bliebe der Abend trocken, aber sie schlüpfte dennoch in ihre Jacke. »Warten Sie auf bessere Zeiten?«, fragte sie.
    Offensichtlich war er so leicht zu durchschauen wie immer …
    »Den Vater eines entführten Kindes so zu reizen, dass er mir am liebsten den Kopf abreißen würde, gehört nicht zu meinen klügsten Taten.« Sie sah ihn fragend an. »Erzähl ich Ihnen später. Wie läuft es mit dem Nachwuchsnazi?«
    »Der kleine Klugscheißer macht seine Sache gut«, sagte Kitson. »Ich krieg nicht mehr aus ihm raus als ein widerliches Grinsen, also kann ich nicht damit rechnen, dass er diese Namen demnächst ausspuckt.«
    »Fertig für heute?«
    »Momentan knöpft ihn sich jemand anders vor, also schau ich noch einmal in Farrells Haus vorbei. Wir haben Unmengen Zeug mitgenommen, und ich warte noch auf die Telefonunterlagen. Vielleicht haben wir ja was übersehen. Außerdem ist es eine Gelegenheit, noch einmal mit seinen reizenden Eltern zu plaudern.«
    Ein Teenager erhob sich von einer Bank in dem kleinen Wartebereich und schlenderte zu ihnen herüber. Er war ungefähr so alt wie Adrian Farrell, aber seine Haut, seine Zähne und seine feuchten Augen hätten auch jemandem gehören können, der fünfzehn Jahre älter war. Der Geruch von Bier und Zigarettenrauch war unverkennbar, als er Thorne und Kitson ansprach, um eine Zigarette zu schnorren. Sie schüttelten beide den

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