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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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er mit Farrell befreundet?«
    Sie nahm einen Schluck aus ihrer Dose und unterdrückte einen Rülpser. »Ich kenn nicht alle seine Freunde – nicht dass er so viele hätte –, aber das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Warum?«
    »Wie schon gesagt, Farrell ist ein Wichser. Er ist ein Angeber, und Luke durchschaut so was ziemlich schnell. Wenn ein Typ wie Farrell sich bei Luke einschleimt, dann nur, um ihn zu verarschen oder weil er was von ihm will.«
    »Und was könnte das sein?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht dass er ihm bei den Hausaufgaben hilft?«
    Thorne nickte. Das fiel ihr als Erstes ein. Die naheliegendste Erklärung. Es war auch das Erste, was Farrell selbst eingefallen war, als er nach einer Ausrede für die Telefonanrufe suchte.
    Juliet drückte die leere Dose zusammen, rutschte von der Arbeitsfläche und öffnete eine Schranktür, hinter der sich der Abfalleimer mit den leeren Dosen befand. »Hat das was damit zu tun, was mit Luke passiert ist?«
    »Ich glaub nicht, ich bin nicht sicher …«
    »Glauben Sie, Luke ist noch am Leben?«
    Thorne sah zu dem Mädchen auf. Ihr ganzes Image war auf Angst und Schrecken, allgemeine Frustration und Verzweiflung ausgelegt. Doch in diesem Moment, in dem hellen, brutalen Licht, war sie nur ein pausbäckiges Mädchen, dessen stockender Atem plötzlich das leise Brummen des Kühlschranks übertönte. Thorne sah den alles verzehrenden Kummer unter dem dicken Make-up und an den abgekauten Fingernägeln.
    Und er sah, dass eine Lüge dagegen nichts ausrichtete.
    »Auch da bin ich mir nicht sicher.«
    Juliet nickte, froh über die ehrliche Antwort. »Aber ich«, sagte sie.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    »Amin Latif war mein Neffe«, sagte der Fahrer. Er deutete mit einem Kopfnicken auf die Männer im Fond. »Und das sind meine Söhne: Amins Cousins.«
    Nun sahen die Männer links und rechts von ihm ihn an. Einer trug ein Kinnbärtchen und eine Lederjacke. Der andere war glatt rasiert und trug eine Brille mit kleinen runden Gläsern und den Pony tief in die Stirn. Beide sahen nicht gerade wie harte Jungs aus, fand Farrell. Aber sie wirkten hart genug, konzentriert, als brenne auch in ihrer Magengrube ein Feuer.
    »Du schaust aus, als machst du dir gleich in die Hose«, sagte der mit dem Kinnbärtchen.
    Farrell hatte die letzten zehn Minuten, seit sie in den Wagen gestiegen waren, damit verbracht, sich die schlimmsten Horrorszenarien auszumalen. Er hatte sich vorgestellt, wie das Auto die Straße verließ und in ein verlassenes Industriegelände fuhr. Er war sich absolut sicher, dass die beiden ein Messer einstecken hatten.
    »Was ist das für ein Gefühl?«, fragte der mit der Brille.
    Der Fahrer war tatsächlich auf den großen Parkplatz eines Entertainment-Komplexes gefahren. Farrell glaubte, den Ort wiederzuerkennen. Vielleicht war er schon mal zum Bowlen hier gewesen oder hatte sich einen Film angesehen. Das Auto parkte schließlich in einer abgelegenen Ecke hinter einem Pizza Hut, abseits von anderen Autos und irgendwelchen Laternen.
    »Mich juckt’s in den Fingern, dich mit dem Messer zu bearbeiten.« Der Mann mit der Brille war nur Zentimeter von Farrells Gesicht entfernt. Farrell konnte seinen Kaugummi riechen. »Aber nicht schnell. In meiner Familie gibt es Halal-Metzger. Weißt du, was das ist?«
    »Sie wissen, wie man ein Tier richtig ausbluten lässt.«
    »Und damit hättest du noch immer nicht für das bezahlt, was du Amin angetan hast … nicht mal annähernd. Für das, was du getan hast, bevor du ihn umgebracht hast.«
    Farrell hörte sich »bitte« sagen. Er spürte die Hitze in sich aufsteigen, spürte sie auf jedem Quadratzentimeter seiner Haut.
    Der Fahrer, ein schwerer Mann, hievte sich auf seinem Sitz weiter zu ihm nach hinten. »Okay, immer mit der Ruhe. Niemand bearbeitet hier jemanden mit einem Messer.« Er deutete mit dem Finger auf Farrell. »Du wanderst ins Gefängnis, damit du dir darüber klar bist. So bezahlst du für Amin. Mit Jahren voll abgestandener Luft und dem Blechnapf neben der Kloschüssel. Wo du dir jedes Mal in die Hose machst, wenn du in der Kantine oder auf dem Hof einen Pakistani siehst. Ist das klar?«
    Farrell nickte. Draußen im Regen standen hundert Meter entfernt ein paar Leute vor dem Kino.
    »Aber du hast die Wahl. Du kannst ins Gefängnis gehen, und du kannst ins Gefängnis gehen, nachdem du zu Brei geschlagen worden bist.« Er sah zu den beiden Männern neben Farrell, dann wieder zu dem Teenager. »Weil sie genau das tun

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