Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
werden. Und ich sie nicht daran hindern werde. Ganz im Gegenteil, ich werde ihnen sogar dabei helfen. Also, überleg es dir … Wenn du mich fragst, keine schwere Entscheidung.«
Dass seine Stimme zitterte, als er zu sprechen anfing, machte es für Farrell nur noch schlimmer. Die Angst in ihm schwoll an, wurde fetter und fetter. »Was wollen Sie von mir?«
»Da waren noch andere dabei«, sagte der Fahrer. »Zwei Jungs, in der Nacht, als du meinen Neffen umgebracht hast. Sie hätten dich aufhalten können, aber sie standen lieber daneben und sahen zu. Die Polizei wird sie irgendwann erwischen, aber selbst dann bekommen diese zwei Dreckskerle nicht das, was sie verdienen. Wenn sie schlaue Anwälte haben, vielleicht sogar schlaue pakistanische Anwälte, und bei den Geschworenen gut ankommen, wandern sie nicht wegen Mordes ins Gefängnis. Sie bekommen vielleicht ein paar Jahre aufgebrummt, aber das ist nicht genug.«
»Die haben genauso viel Schuld wie du«, sagte der Mann mit der Brille.
Der Fahrer winkte, bis er wieder schwieg. »Wir möchten die beiden sehen, bevor sie verhaftet werden, das ist alles. Wenn sie vom Gesetz nicht bekommen, was sie verdienen, dann sorgen wir eben dafür. Also müssen wir wissen, wie sie heißen.« Er fixierte Farrell und kaute dabei an seinem Daumennagel. »Du musst nichts sagen, das ist deine Sache. Aber warum zum Teufel solltest du dich für die beiden verprügeln lassen? Du steckst die Gefängnisstrafe und die Prügel ein, und was ist mit den beiden? Was bekommen sie? Das finde ich ziemlich dumm. Wer dankt dir das, dass du diese Arschlöcher deckst?«
»Wenn du so dumm bist, kann das, was du heute hier erlebst, noch viel öfter passieren. Im Gefängnis.« Der Mann mit dem Pony in der Stirn nahm die Brille ab. Er zog sein T-Shirt aus der Hose und putzte die Gläser. »Wir können dich auch dort kriegen. Wenn wir dir wehtun wollen, haben wir die Mittel dazu. Wann immer es uns passt.«
»Sag uns, wie sie heißen«, sagte der Fahrer. »Dann setzen wir dich bei der nächsten Polizeiwache ab, und das war’s.«
Farrell hätte sich am liebsten übergeben. Und in die Hose gemacht. Und geheult. Wenn er ihnen sagte, was sie von ihm wollten, wie konnte er dann sicher sein, dass sie ihn nicht trotzdem zu Brei schlugen? Und wenn er sie jetzt fragte, fingen sie wahrscheinlich sofort an, ihn zu verprügeln.
»Zwei Namen. Los, schnell. Und es ist vorbei.«
Farrell schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Eine wilde, gedankenleere Sekunde lang wollte er, dass sie ihn schlugen. Er wollte es hinter sich haben, und eine Tracht Prügel erschien ihm besser als zu warten.
Als nicht zu wissen …
»Waffen lass ich nicht zu«, sagte der Fahrer. »Und es dauert sicher nicht lange. Aber wenn du dich falsch entscheidest und es dazu kommt, musst du dir über eins klar sein: Gewalt ist nie präzise. Es ist schwer, die … Kontrolle nicht zu verlieren. Du weißt sicher besser als jeder andere, welchen Schaden ein, zwei Tritte anrichten können!«
»Amin versuchte seinen Kopf zu schützen, und es half ihm nichts.«
»Und da hat nur einer zugetreten.«
»Das gleicht sich dann aus.« Der Fahrer steckte den Schlüssel wieder ins Zündschloss und begann, ihn zu drehen. »Wenn die Dinge außer Kontrolle geraten, mein ich. Wenn es dich so erwischt, dass du in einer Behindertenabteilung landest, dann macht es das für uns wahrscheinlich schwerer, an dich ranzukommen.«
»Sag uns, wie sie heißen. Letzte Chance.«
Farrell hatte ein totes, verbranntes Gefühl im Mund. Er zwang sich, die Lippen zu öffnen, und keuchte, japste und verschluckte sich, als er trotz des trockenen Mundes zu schlucken versuchte.
»Dumm«, sagte der Fahrer. »Ganz dumm.« Er hievte sich wieder nach vorn und ließ den Motor an.
Farrell überbrüllte das Radio und begann, als es leiser gestellt wurde, sich atemlos zu verhaspeln, immer nahe daran, in ein Schluchzen auszubrechen. Er nannte die Namen wieder und wieder, bis sie nur noch ein bedeutungsloses Gebrabbel waren, bis er Hände auf seinem Gesicht spürte, die ihm den Mund zuhielten, und Stimmen hörte, die auf ihn einredeten, versuchten, ihn zu beruhigen.
Ihm erklärten, dass er zwar noch immer ein Dreckskerl sei, der letzte Abschaum und ein Mörder. Aber zumindest kein völlig idiotischer Mörder.
Porter war klar, dass sie es genauso gut bleiben lassen konnte. Es brachte nichts, weiter hier zu ackern, wenn sie so müde war, dass sie leicht etwas übersehen konnte. Aber
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