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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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das Handels- und Wirtschaftsministerium untergebracht war, dem Glanz der Westminster Abbey und dem Palace of Westminster dahinter wich, war die Aussicht nicht mehr ganz so schlimm. Es war erst kurz nach acht Uhr, und es sah aus, als könne das Wetter jeden Moment umschlagen, aber es waren bereits zahlreiche fotoschießwütige Touristen auf den Beinen, die von Schirm schwenkenden Fremdenführern zu überteuerten Besichtigungstouren abgeschleppt wurden.
    »Warum laufen wir nicht einfach weiter bis zum Embankment?«, fragte Porter. »Wir können die Northern Line direkt nach Colindale nehmen, und Sie können mir eine Tour durchs Becke House geben.«
    Thorne blieb stehen, wartete auf eine Gelegenheit, die Straße zu überqueren. »Ich fahr noch nicht dorthin. Es gibt viel zu tun, und ich bin noch hinter dieser Freestone-Sache her.«
    »Klingt vernünftig.«
    »Ich treff mich mit jemandem, der ihn gekannt hat.«
    Porter trat einen Schritt von der Straße zurück, als auf ihrer Seite ein Lastwagen ein Auto überholte. »Brauchen Sie Gesellschaft?«
    »Oder ich melde mich später bei Ihnen?«, meinte Thorne.
    »Okay.« Porter sah aus, als könnte sie noch mehr dazu sagen.
    Thorne entdeckte eine Lücke im Verkehr und trat auf die Straße. »Mal sehen, wo wir uns nach dem Mittagessen treffen können.«
    Es fing wieder zu regnen an, bevor er die andere Straßenseite erreichte. Er lief schneller, als er sich der Themse zuwandte und zur U-Bahn-Station eilte. Mit jedem Schritt fühlte er sich nässer und beschissener.

Neuntes Kapitel
    Wenn die Abstellkammer, die sich Thorne im Becke House mit anderen teilte, gegen die Ausstattung im Central 3000 schäbig wirkte, erschien sie im Vergleich mit DCI Callum Ropers Büro im zwölften Stock des Empress geradezu mittelalterlich.
    Roper entging Thornes Miene nicht, als er ihn empfing. »Das liegt nur daran, weil wir neu sind«, meinte er.
    Als das Empress State Building – ein dreißigstöckiges Hochhaus in Hammersmith – 1961 gebaut wurde, war es immerhin so beeindruckend, dass man es nach einem weltberühmten Wolkenkratzer auf der anderen Seite des Atlantiks benannte. Damals wirkte sein Aufsehen erregender dreieckiger Grundriss radikal und interessant, doch vierzig Jahre später hatte es eine achtzig Millionen Pfund teure Renovierung nötig, die mehrere wichtige Auszeichnungen gewann und einen Großteil des alten Ruhms wiederherstellen half. Auch wenn es nicht ganz so schick war wie der Ark aus Glas und Stahl weiter oben an der Straße, hatte sich die fantastische Ausstattung als wahrer Publikumsmagnet erwiesen – wobei sich die Hälfte der Bürofläche hinter der glänzenden blauen, sonnengeschützten zweiten Glasfassade der Metropolitan Police Service schnappte.
    Thorne hatte in dem riesigen Atrium gestanden und sich umgeblickt, als seine ID-Karte an der ersten der drei separaten Sicherheitskontrollen eingezogen wurde. Dass ein Gebäude, das ein Jahr jünger war als er, ein derart teures Lifting gebraucht hatte, deprimierte ihn etwas. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis bei ihm Rahmen und Aufbauten eine Generalüberholung nötig hatten? Als er seinen Ausweis zurückbekam und ihn nach hinten in seine Hosentasche steckte, durchfuhr ihn ein Schmerz. Was heißt hier »wie lange noch«?
    Obwohl er an einem Schreibtisch arbeitete, für den Donald Trump wohl einen Mord begangen hätte, zog Roper es vor, Thorne zum anderen Ende seines Büros zu führen, wo vier haferbreifarbene Sessel um einen niedrigen Glastisch gruppiert waren. Roper schob eine grüne Mappe zur Seite und sah zu, wie eine junge Frau mit Lippenstift auf den Zähnen ein Tablett mit Kaffee und in Zellophan gehüllten Keksen abstellte. »Sie wissen ja, wie Polizisten sind«, sagte er. »In einem Monat sieht das wie das letzte Loch aus.«
    Thorne lächelte und nickte, hegte aber ernsthafte Zweifel. Er hatte den Mann so schnell erfasst wie seine Umgebung und schätzte Roper eher als ordentlichen Typ ein. Er war groß, und für einen Mann um die Anfang, Mitte fünfzig sah er mit den dezent getönten und ebenso perfekt wie der dunkelblaue Anzug geschnittenen Haaren ziemlich gut erhalten aus. Und keineswegs wie jemand, der sich gehen lässt.
    Mit »neu« hatte Roper sich und sein Team ebenso gemeint wie die Räume, die sie bezogen hatten. Das Special Enquiries Team war ein Ableger dessen, was früher einmal das Fraud Team gewesen war, ein Teil der SO-Einheit, die nun SCD6 geworden war. Die Polizisten auf der Gehaltsliste

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