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Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders

Titel: Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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er es nicht.« Kitson hatte die Stimme gesenkt, aber nun wurde sie wieder lauter, geradezu scharf. »Wir waren zu sehr mit unserer beschissenen Theorie beschäftigt, und als eine noble Privatschule erwähnt wurde, die fünf, sechs Kilometer entfernt war, fiel das unter den Tisch, weil wir dachten, wir wüssten, wo wir suchen müssten. Weil wir viel zu sehr damit beschäftigt waren, mit den Kids in den staatlichen Schulen in den versiffteren Gegenden von Edgware und Burnt Oak zu reden. An jede Tür in den Sozialwohnungen in Deansbrook oder Wallgrove zu klopfen …«
    Andy Stone bog um die Ecke, und Kitson verstummte. Stone nickte ihnen unverbindlich zu und ging weiter. In Thornes Augen war Stone nicht eben der beste Bulle aller Zeiten, aber von Zeit zu Zeit waren seine Instinkte unschlagbar.
    Kitson fuhr leise fort. »Dieser Junge führt sich auf wie das letzte Schwein, weil er weiß, dass er es sich leisten kann. Er ist damit durchgekommen. Weil wir ihn gelassen haben. Er kann herumstolzieren und denselben Ohrring tragen wie in der Nacht, als er Amin Latif umbrachte, weil er glaubt, ihm kann keiner was.«
    Ein Beamter trat mit dem Fuß gegen die Aufzugtüren und lief dann an ihnen vorbei die Treppe hinunter. Er könne nicht warten, rief er, er brauche jetzt sofort eine Zigarette.
    »Mit Mistbauen kenne ich mich aus«, sagte Thome. »Ich hab Sachen gemacht, dagegen ist das Kinderkram.«
    Kitsons Blick wurde sanfter. »Ich widerspreche nicht.«
    »Wär auch zwecklos.«
    »Ich möchte das in Ordnung bringen.«
    »Das ist das Gute an der Sache. Anders als in den meisten Fällen, in denen ich Mist gebaut habe, sieht es hier ganz so aus, als hätten Sie die Chance dazu.«
    Nachdem sie nun das gefährliche Fahrwasser verlassen hatten, gingen sie wieder zum Aufzug.
    »So wie wir überhaupt auf Farrell stießen, stellt sich die Frage, ob wir hier einer möglichen Verbindung zu diesem Fall auf der Spur sind?« Kitson drückte auf die Taste. »Zumindest sind wir sicher, dass er Mullen kennt.«
    Aufgrund der seltsamen Wendung, die der Fall in den letzten zwölf Stunden genommen hatte, fand Thorne eine Verbindung zwischen der Entführung Luke Mullens und einem sechs Monate zurückliegenden rassistisch motivierten Mord noch unwahrscheinlicher. Aber er hatte nicht vergessen, was er soeben zu Kitson über den offensichtlichen Weg gesagt hatte. »Kann nicht schaden, mit ihm drüber zu reden, wenn sich die Gelegenheit bietet.«
    Der Aufzug kam, und sie traten hinein.
    »Das habe ich ohnehin vor«, sagte Kitson. »Allerdings gehört er zu den Jungs, die schwer zu knacken sind.«
    »Wie sind denn Ihre drei?«
    Die Türen zischten auf, als ein Beamter von Serious and Organised hereinschlüpfte. Kitson beantwortete Thornes Frage, als vergleiche sie ihre Kinder mit anderen, die sie in letzter Zeit kennengelernt hatte.
    » Verdammt fantastisch.«
    Als sie im Erdgeschoss ankamen, und Thorne sich vorsichtig in der Drehtür einfädelte, klingelte Thornes Handy.
    »Hier ist Graham Hoolihan. Sie hatten eine Nachricht hinterlassen …«
    Hoolihan war der DCI, von dem ihm Carol Chamberlain erzählt hatte. Er hatte vor fünf Jahren die Ermittlungen in dem Mord an Sarah Hanley geleitet, die vermutlich von ihrem Freund, Grant Freestone, umgebracht wurde. Thorne hatte Hoolihan am Tag vorher auf Band gesprochen.
    »Danke, dass Sie so schnell zurückrufen«, sagte Thorne. »Ich weiß nicht, inwieweit Ihnen Carol Chamberlain erklärt hat, warum wir uns für Grant Freestone interessieren …«
    Sie hatte es ihm erklärt, aber anscheinend nicht ausreichend genug. Also begann Thorne von vorne. Draußen vor Scotland Yard herrschte reges Gedränge auf dem Bürgersteig. Leute, die in die Arbeit eilten, zum Parliament Square und zum Buckingham Gate. Es hatte so gut wie aufgehört zu regnen, dennoch waren noch ein, zwei Regenschirme aufgespannt. Schließlich sah es aus, als könne es jeden Moment wieder losgehen.
    Hoolihan kannte Tony Mullen nicht. Er hatte auch nichts von Grant Freestones Drohungen gegen ihn gehört. Doch er war sich sicher: »Freestone ist kein Kidnapper.«
    Thorne war immer wieder überrascht, wie schnell die Menschen bei der Hand waren, Verbrecher in Schubladen zu stecken. Lag es an ihrer Faulheit oder Fantasielosigkeit? Er fand es einfach merkwürdig. Wenn ein nach außen hin respektabler Arzt in seiner Freizeit ein Serienmörder sein konnte, warum war es dann so unvorstellbar, dass ein Pädophiler und mutmaßlicher Mörder jemanden

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