Tom Thorne 06 - Die Geliebte des Mörders
beschäftigt waren … andere Möglichkeiten zu untersuchen.« Der Gedanke, Luke Mullen könne die Morde begangen haben – er sei mit einem Messer Amok gelaufen und dann verschwunden schien dankenswerterweise so gut wie keine Rolle mehr zu spielen. Thorne hoffte, es möge daran liegen, dass gewisse Beamte zur Vernunft gekommen waren. Fragte sich aber dennoch, ob es nicht an dem Druck lag, den gewisse Exbeamte ausgeübt hatten.
Hignett sah auf seine Schuhe und fuhr mit der Fingerspitze über die Schreibtischplatte, als suche er nach Staub. »Freestones Name stand also nicht auf der ursprünglichen Liste von Tony Mullen?«
»Nein …« Thorne ließ das Wort in der Luft hängen und wirken. Dann folgte noch ein »Sir«, sicherheitshalber.
»Die Spur erschien so vielversprechend wie jede andere«, sagte Porter.
»Sie zogen ihn anfangs als Verdächtigen in Betracht?«
»Wir zogen ihn in Betracht, ja«, sagte Thorne. »Wir sprachen mit ein oder zwei Verantwortlichen aus dem MAPPA-Ausschuss, der Freestone nach seiner Entlassung 2001 überwachte.«
»Und wie ich Ihren Notizen entnehme, schlossen Sie aus diesen Gesprächen, dass er nicht unser Kidnapper ist …«
»Bis zu einem gewissen Grad.«
»Aber Sie fuhren fort, mit Leuten zu reden und die Spur weiterzuverfolgen …«
»Es ging einfach darum, gründlich zu sein«, sagte Porter. »Und um ehrlich zu sein, andere Spuren hatten wir nicht.«
Thorne war Porter dankbar für ihre Hilfe. Er sicherte sich ab, und so klang er auch. Aber er fürchtete, seine Gründe, warum er Freestone in diesem Zusammenhang für interessant hielt, nicht mehr lange für sich behalten zu können. Er hatte darüber mit Brigstocke unter vier Augen gesprochen, aber er wusste einfach nicht, wie weit Tony Mullens Verbindungen reichten.
Brigstocke stellte seine Frage wie auf Stichwort. »Sagen wir Tony Mullen über Freestone Bescheid?«
»Nein«, platzte Thorne heraus.
Hignett fragte, warum nicht, und während Thorne noch seine Antwort – Weil ich dem Arsch nicht traue – hinunterschluckte, fiel ihm eine bessere ein: »Wir sollten es uns gut überlegen, bevor wir Lukes Eltern über eine Festnahme informieren.« Er sah zu Hignett und bemühte sich, dabei so dienstwillig wie möglich auszusehen. »Ich meine, ich kenne die übliche Vorgehensweise nicht …«
»Es gibt dafür keine feste Vorgehensweise.«
»Ich denke dabei auch eher an Mrs Mullen«, sagte Thorne. »Ich fürchte, wir würden damit Hoffnungen wecken, wahrscheinlich falsche Hoffnungen. Diese unnötige Aufregung sollten wir ihr ersparen.«
Die Bewunderung dafür, wie geschickt – und wie frech – Thorne den Kopf aus der Schlinge gezogen hatte, stand Brigstocke ins Gesicht geschrieben. »Das verstehe ich durchaus, aber ich denke, andererseits würde Mr Mullen sich ziemlich aufregen, wenn er davon erfährt.«
Thorne hegte nicht den geringsten Zweifel, dass dies früher oder später der Fall sein würde. »Damit werden wir leben müssen.«
»Hoffentlich bleibt Freestone nicht zu lange hier«, sagte Porter.
Hignett schüttelte bereits seit einer Weile den Kopf und wartete darauf, zu Wort zu kommen. »Wir haben nicht den geringsten Beweis, dass Freestone mit dieser Entführung in Verbindung steht. Und uns geht es in erster Linie um diese Entführung. Von Luke Mullen fehlt noch immer jede Spur. Wir haben keine Zeit zu verlieren, also warum diese Diskussion? Übergeben wir ihn einfach an Graham Hoolihan, und suchen wir einen wirklich Verdächtigen …«
»Hoolihan hat das verbockt«, sagte Thorne. »Der Hanley-Fall wurde nicht regelmäßig überprüft, wie sich das gehört. Nur der liebe Gott weiß, wann jemand aus seinem Team das letzte Mal mit Freestones Schwester gesprochen hat oder wann sie es vorhatten. Ja, wir hatten Glück, aber letztlich haben wir ihm einen Gefallen getan, und jetzt ist es an ihm, eine Runde zu spendieren, wenn wir Freestone wegen des Mordes an Hanley übergeben. An dem ich, nebenbei bemerkt, auch meine Zweifel habe …«
Hignett hob die Hand, um Thorne zu unterbrechen, und deutete anschließend auf Brigstocke und sich. »Wenn es so weit ist und Sie Freestone übergeben, Detective Inspector, dann werden wir und nicht Sie von Hoolihans Boss eins dafür auf die Nase kriegen, dass wir so lange damit gewartet haben.« Er wandte sich seinem DCI-Kollegen zu. »Ich halte das für Zeitverschwendung, Russell: mit Freestone zu reden; oder darüber zu reden, mit Freestone zu reden«
»Warum können wir es nicht
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