Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer
der Staatsanwalt? Das muss doch in Ihren Unterlagen stehen.«
»Ich denke schon.«
»Haben Sie eine Telefonnummer?«
Yashere loggte sich aus dem System aus und in ein anderes ein. Wieder klickten die Tasten, wieder hieß es warten.
»Ich glaube, Sie brauchen die private Nummer«, sagte Yashere. »Die wenigsten sind so dumm wie wir beide und arbeiten samstags um diese Zeit.« Er sagte, dass er versuche, Stuart Emery zu erreichen und ihn dazu zu bewegen, Thorne zurückzurufen.
Thorne gab Yashere seine Prepaid-Handy-Nummer. »Können Sie ihm sagen, dass es sehr dringend ist?«, bat er.
»Bitte vergessen Sie nicht den abgängigen Turnschuh, Inspector …«
Thorne probierte es erneut bei Hendricks’ Telefonnummer und erhielt keine Antwort. Er lief in seinem Büro auf und ab, sagte Kitson, als diese den Kopf zur Tür hereinsteckte, um sich zu verabschieden, man sehe sich am Montag, und sah alle paar Minuten auf die Uhr.
Zehn Minuten, nachdem Thorne mit Yashere gesprochen hatte, rief Stuart Emery an.
Brooks stieg in Tindalls Keller die nackte Holztreppe hinauf. Unten gab es keinen Strom, und er war auf die beschissene kleine Taschenlampe angewiesen, die er in der Küchenschublade gefunden hatte. Eine Kindertaschenlampe mit einem dünnen, milchigen Lichtstrahl. Es war ihm gelungen, unter dem Stapel feuchter Zeitungen und Kartons voller Videos in einer staubigen alten Leinenwerkzeugtasche zwei Hämmer zu finden, und er trug sie hinauf, um sie im Licht zu betrachten.
Er entschied sich für den kleineren; einen Klauenhammer mit grün lackiertem Griff. Er steckte ihn in eine Plastiktüte und stellte ihn neben die Haustür.
Er hatte noch jede Menge Zeit.
Er ging zurück in die Küche, beugte sich nach unten, um einen Blick in den Kühlschrank zu werfen. Sofort kletterte Tindalls Hund aus seinem Körbchen in der Ecke und trottete herüber, um zu sehen, was er da tat. Milch, Bier, Zwiebeln. Ein paar Dosentomaten. Brooks überlegte, ob er sich damit einen Toast machen sollte. Am Ende entschied er sich für einen Teller fetter Würste in Frischhaltefolie.
Er trug den Teller zu dem kleinen Tisch an der Wand und warf eine halbe Wurst für den Hund auf den Boden, seine schlang er draußen hinunter. Die Regentropfen sprangen vom Schuppendach hoch.
Er erinnerte sich, wie Angie ihn an einem Sonntag angebrüllt hatte, als er mit Robbie zum Kicken rausgegangen war und sie beide klatschnass und mit einem schlammverschmierten Ball nach Hause kamen. Robbie fand das lustig und schüttelte seine nassen Haare in der Küche aus, bevor Angie ein Handtuch holen konnte, was sie noch wütender machte. Sie hatten sich kaputtgelacht. Und Angie brüllte noch immer, als sie Robbie aus seinem winzigen West-Ham-Shirt schälte.
Der Hund stand auf den Hinterbeinen, die Vorderbeine auf seinen Knien, also hob er ihn hoch auf seinen Schoß und ließ ihn das Fett vom Teller lecken. Er rieb ihm über den stoppeligen Bauch und versuchte die Erinnerung festzuhalten. Am Schluss war er sich nicht mehr sicher, ob nicht das eine oder andere Detail seiner Phantasie entsprang, aber das Gesicht seines Sohns stand klar genug vor ihm; Robbie, wie er seinen nassen Kopf schüttelte, vorne noch eine breite Zahnlücke, wo die Vorderzähne noch nicht durchkamen.
Daran wollte er sich festhalten, wenn er später in die Plastiktüte griff.
Stuart Emery war kurz angebunden, beinahe schon mürrisch, als er Thorne fragte, wozu er diese Information brauche. Thorne versuchte, es einfach und schnell über die Bühne zu bringen.
Ich möchte hören, dass ich mich irre, dachte er.
Zum zweiten Mal telefonierte Thorne mit jemandem und wartete darauf, dass seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt oder beschwichtigt würden.
»Ich hab hier irgendwo meine Notizen über die letzten zwölf Jahre«, sagte Emery.
Thorne versuchte ruhig zu bleiben, während der Wind den Regen wie Reißzwecken gegen die Fensterscheiben warf.
»Regina versus Brooks, ja?«
»September 2. Middlesex Crown Court.« Thorne wartete und wünschte bei jedem Tastaturklicken, dies wäre das letzte.
»Ein Glück, dass ich so gut organisiert bin«, sagte Emery. »›Anal‹ sagte meine Frau dazu.«
Um Himmels willen!
»Da wären wir … genau. ›Urteilsverkündung‹, ›Zeugenaussagen‹, ›Autopsieberichte‹, ›Berufungsbegründung‹ … Das hier sind nur meine Notizen, das ist Ihnen klar?«
Thorne unterbrach ihn, bat ihn, ein Stück zurückzugehen. Emery las, nannte einen Namen. Und
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