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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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auch der andere auftauchen würde.
    Jennings und Squire.
    An dem Tag, an dem dieser Knoten sich löste, schrieb er Angie. Er hatte das Gefühl, dass es ernst wurde, dass er es durchziehen würde. Es war eine Sache, in der Zelle zu sitzen und Pläne zu schmieden und zu brennen. Aber das hier, sie zu sehen , diese Drecksäcke, die das alles zu verantworten hatten, hatte ihm klargemacht, dass er seine Phantasien in die Tat umsetzen musste. Also schrieb er ihr und erklärte ihr, was er vorhatte.
    Und bat sie um ihren Segen.
    Jetzt musste er weitermachen. Die hier waren wichtig. Die Biker hatten es verdient, keine Frage. Aber es gab noch andere, die genauso Schuld hatten. Nein, die weitaus mehr Schuld auf sich geladen hatten. Zuallererst die, die ihm Angie und Robbie weggenommen hatten; die ihn in den Knast gebracht hatten.
    Er ging die Treppe hinunter zur U-Bahn. Eine halbe Stunde in der Piccadilly Line von Hammersmith bis nach Finsbury Park. Von dort aus würde er laufen. Er hatte bereits alles ausgekundschaftet und wusste, wie er reinkam.
    Er fuhr mit der Rolltreppe hinunter und fragte sich, welchen Reim sich wohl Detective Inspector Tom Thorne auf all das machen würde. Und warum er überhaupt machte, worum Nicklin ihn gebeten hatte.
    Diese ganze Scheiße mit den Handys und den Fotos.
    Weil er es gesagt hatte, Ende der Geschichte. Es gab nicht viel, woran er glaubte. Aber Klappe halten und seine Schulden zahlen, das zählte für ihn. Auf ihn hatte man sich immer verlassen können. Nicklin war ein übles Arschloch, keine Frage, niemand, mit dem er sich normalerweise abgegeben hätte. Aber im Knast hatte sich manches geändert. Sobald man da reinkam, wurde der Zähler auf null gestellt. Gefälligkeiten zählten. Kleine Dinge wurden wichtig, und der Typ hatte sich ihm gegenüber anständig verhalten. Also erschien es ihm nicht als große Sache, sich im Gegenzug mit diesem Gefallen zu revanchieren. Nicklin verstand sich darauf, die Leute dazu zu bringen, ihm Gefallen zu erweisen, zu tun, was er wollte. Sogar die Aufseher.
    Außerdem war es Brooks egal. Typen wie Thorne waren ihm nicht wichtig. Bullen waren noch nie seine Freunde gewesen, auch nicht vor dieser Geschichte. Und Mitgefühl, das war klar, kannte er nicht mehr.
    Er kramte in seiner Jackentasche nach dem Kleingeld für die Zeitung. Man musste seine Schulden bezahlen. Und durfte die Menschen nicht enttäuschen, die sich auf einen verließen. Auch dann nicht, wenn sie nicht mehr lebten.

Elftes Kapitel
    »Passt zu Ihnen, der Platz hier«, sagte Nicklin. »Sie sehen aus, als … fühlten Sie sich wohl.«
    »Was heißt das?«
    »Vor fünf Jahren hätten Sie am liebsten auf dem Platz des Richters gesessen und mich weggesperrt …«
    Sie saßen im Gerichtsraum der Isolationsabteilung von Long Lartin. Samstags fanden keine Gerichts- oder Anwaltstermine statt, und normalerweise wurde eine so kurzfristige Besuchsanfrage abgelehnt. Aber Thorne hatte jedem seine Gründe erklärt, der sie hören wollte, und sich schamlos angebiedert, um dieses Treffen mit Stuart Nicklin zu ermöglichen, auch wenn der Ort etwas ungewöhnlich war.
    Der Raum war im Prinzip ein Gerichtssaal in Miniaturformat.
    Hier wurden die internen Disziplinarmaßnahmen des Gefängnisses geregelt und im Bedarfsfall Strafen ausgesprochen. Der Raum hatte eine hohe Decke und keine Fenster, dunkle Möbel, einen dicken blauen Teppich mit einem Goldmuster entlang der holzvertäfelten Wände. Thorne saß in der Mitte eines T-förmigen Tisches, am Platz des Gefängnisdirektors - oder häufiger seines Stellvertreters. Ein Tablett mit einem Wasserkrug aus Metall und Gläser standen auf dem Tisch. Außerdem waren da noch Hefte und Stifte.
    »Der Richter hat es gut gemacht, find ich«, sagte Thorne.
    Nicklin fixierte ihn aus etwa drei Meter Entfernung vom Mittelende des T aus. »Aber wie oft bauen sie Scheiße? Wie oft ist dadurch Ihre ganze harte Arbeit umsonst? Das muss echt wehtun, wenn Leute wie ich davonkommen, nur weil jemand einen Fehler macht. Wenn man zusehen muss, wie ein hochbezahltes Anwälteteam argumentiert, der Mandant sei geistig nicht zurechnungsfähig, und Sie ganz genau wissen, der ist genauso normal wie Sie.«
    »Ganz so hart seh ich das nicht«, sagte Thorne. »Zumindest nicht, was Sie betrifft. Außerdem sind Sie ja damit nicht durchgekommen.«
    »Versuchen wird man’s wohl noch dürfen?«
    Nicklin hatte natürlich recht. In den Fällen, in denen monate-, vielleicht jahrelange Arbeit nichts

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