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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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den Bürgersteig, und die alten Blätter sammelten sich braun und glitschig im Rinnstein und entlang den Mauern.
    »Was hatten Sie für einen Eindruck von Skinner?«, fragte Holland.
    »Wenn man bedenkt, was wir ihm erzählt haben, hat er sich ausgesprochen gut gehalten. Man hat ihm nicht angemerkt, dass er sich vor Angst in die Hose macht.«
    »Macht er sich vielleicht auch nicht.«
    »Dann ist er aber ein ziemlicher Idiot.«
    »Und sein Freund, was ist mit dem?«
    »Wie er gesagt hat - moralische Unterstützung.«
    »Blödsinn.« Holland trat zur Seite und ließ eine Frau mit Buggy zwischen ihnen durch. »Wir haben ihn besucht, um ihn zu warnen, um dem Blödmann vielleicht das Leben zu retten. Wozu braucht er da moralische Unterstützung?«
    Die Frage hatte ihre Berechtigung, musste Thorne zugeben. Skinner kam nicht als der Typ rüber, der jemanden zum Händchenhalten brauchte. Rawlings war etwas gereizt, okay, aber andererseits musste man nicht unbedingt vom DPS sein, damit den Kollegen die Muffe ging. Oder die Haare zu Berge standen. Wie auch immer, Bullen teilten lieber aus, als dass sie einsteckten.
    Holland kramte nach dem Autoschlüssel, als sie zu dem roten Astra kamen, der noch immer nagelneu aussah. »Er war nicht scharf auf Schutz, sehen Sie das auch so?«
    »Besprechen Sie das mit Brigstocke, wenn Sie zurück sind«, sagte Thorne. »Vielleicht hat Skinner ja recht damit, dass er bei der Arbeit relativ sicher ist. Aber wir sollten ihm heute Abend und übers Wochenende jemanden vors Haus stellen.«
    »Wo wollen Sie hin?«
    Thorne ging ums Auto zur Beifahrertür und rubbelte theatralisch an einem Schmutzfleck auf dem Dach. »Noch mehr Spaß und Spiele, mein Freund. Können Sie mich in Paddington raussetzen?«
    »Hm?«
    »Das liegt doch mehr oder weniger auf dem Rückweg, oder?«
    »Nicht wirklich.«
    »Cheers, Dave.«
     
    Er hatte nicht lange gebraucht, um sie zu finden.
    Sie hatten genug geredet, damals, als sie ihn drankriegten. Genug, dass Brooks wusste, sie waren im Nordwesten Londons stationiert. Also wusste er schon mal, wo er anfangen musste. Selbst nach all den Jahren, die er aus dem Spiel raus war, hatte er noch immer genug Kontakte zu erstklassigen Firmen, um an eine anständige Liste mit Bullenkneipen in der Gegend zu kommen: Camden, Golders Green, Edgware, Muswell Hill …
    Er hatte nicht wenig getrunken. Er hatte mit Wirten, Barkeepern und Bedienungen geplaudert und mit Stammgästen, die ihren eigenen Krug hinter der Theke stehen und eine Polizeimarke in der Jackentasche stecken hatten. Er hatte sich umgehorcht, Fragen gestellt, sich über die Theken gebeugt, um die Fotos der Gäste besser zu sehen, die zwischen der Deko hingen.
    Die Gesichter, die sich in sein Gedächtnis eingebrannt hatten, waren inzwischen etwas älter, das war ihm klar. Es fielen ein paar Namen, aber keiner öfter als einmal. Er ging dazu über, den Leuten zu erzählen, sein Dad sei Springer bei der Polizei und auf verschiedenen Polizeiwachen im Einsatz gewesen - Kentish Town, Swiss Cottage, Holborn. Und nun fresse der Krebs den armen Teufel auf. Deshalb habe er gedacht - »Sie verstehen das sicher« -, dass es nett wäre, die alten Kollegen seines Vaters noch einmal alle zusammenzubringen, solange dazu noch Gelegenheit war.
    Das kam gut an. Das gefiel ihnen, diesen sentimentalen Dumpfbacken. Das trieb ihnen über ihrem Bier die Tränen in die Augen und brachte sie auf Touren. Die Vorschläge purzelten nur so aus ihnen heraus. Einige hatten sogar angeboten, ihm zu helfen und Geld zu sammeln. Dann hatte jemand gemeint, er solle es mit dem Job , der Polizeizeitung, probieren. Das wäre eine gute Methode, um die alten Kumpel seines Dads ausfindig zu machen. Und es gäbe sicher ein Online-Archiv...
    Danach hatte es nur noch ein paar Tage gedauert. Stundenlanges Brüten über den Seiten im Internet, bis er auf ein Gesicht stieß, das er kannte, das er nie vergessen würde. Er sah ihn vor der Polizeiwache mit französischen Kommissaren posieren, die wegen irgendeines Projekts aus Paris gekommen waren. Auch die Schlagzeile darüber würde er so schnell nicht vergessen: Der Gendarm des Gesetzes.
    Jetzt hatte er einen Namen, einen echten Namen. Und ab da war es ein Kinderspiel. Er hatte auf allen Polizeiwachen angerufen und nach ihm gefragt, bis er die richtige Wache erwischte. Dann musste er sich nur noch auf die Lauer legen und warten. Er war sich relativ sicher, dass, sobald er den einen im Visier hatte, früher oder später

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