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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Idiot zu viele Spesen abgerechnet hatte. Hier hatte einer richtig Mist gebaut. Als er Nunn die Hand schüttelte, hoffte Thorne nur, dass nicht er das gewesen war.
    Was immer der Grund für diesen Besuch war, Nunn lächelte auffallend oft.
    »Ich hielt es für das Beste, hier unten zu warten.« Er ging zur Tür, eine Einladung an Thorne, ihm nach draußen zu folgen. »Die Leute neigen zu voreiligen Schlussfolgerungen. Denen geht alles Mögliche durch den Kopf.«
    »Nichts, was ihnen nicht bereits durch den Kopf gegangen wäre«, antwortete Thorne. Als Nunn hinausging, sah Thorne, dass Brian auch mit dem Mantel recht gehabt hatte.
    »Hat sich alles sehr verändert hier, nicht wahr?«
    Sie standen unter einer der orangefarbenen Lampen am Rand der Laufbahn. »Vermutlich ja«, antwortete Thorne. Im Peel Centre befand sich noch immer eine Ausbildungsstätte für Polizeischüler, eine sogenannte Kadettenanstalt. Aber es schien neuerdings nicht mehr so viele Schüler zu geben, und aus den früheren Schlafsälen waren Büros geworden - die Büros des Becke House, in denen Thorne und seine Kollegen arbeiteten.
    Doch als Nunn weitersprach, wurde Thorne klar, dass er grundsätzlichere Veränderungen meinte. Ihm ging es nicht um die Abschaffung der Größen- und Sehschärfeanforderungen oder die Verkürzung der Ausbildung, noch wurde sein Urteilsvermögen durch einen Anfall von Nostalgie getrübt. Wer auch nur über so viel wie eine halbe Gehirnzelle verfügte, konnte sehen, dass die heutigen Polizeischüler den früheren nicht das Wasser reichen konnten. Vielleicht wurde nicht mehr so streng aussortiert, weil man glaubte, mehr Polizisten auf der Straße zu brauchen. Wie auch immer, die altgedienten Beamten waren der Meinung, dass heutzutage jeder Idiot Bulle werden konnte.
    »Das ist übel«, sagte Thorne. »Vor allem aus dem Mund von Leuten, mit denen ich seit Jahren zusammenarbeite.«
    »Kontaktbereichsbeamte«, sagte Nunn. »Scheiß-Plastikbullen …« Nunn lästerte bedächtig und unaufgeregt über Kontaktbereichsbeamte ab, diese Sparausgaben und über die Politik, die immer mehr von diesen Billigheimern auf die Straßen der Hauptstadt losließ. »Da kann man darauf warten, bis was passiert«, meinte er.
    Thornes Eindruck von Nunn stand schnell fest: ein Typ, der überzeugt von sich war und wohlformulierte Briefe an The Job und Metropolitan Life schrieb und beim Essen, Trinken und Schlafen an den Job dachte. »Besoffen vom Job« war, wie Kitson es genannt hatte. Was immer Nunn von ihm wollte, Thorne hatte kein gutes Gefühl.
    Sie liefen weiter. Nunn war über eins achtzig, also einen Kopf größer als Thorne, und kräftig gebaut. Er hatte Zähne wie ein Amerikaner und machte das Beste aus seinen schütteren Haaren - er schnitt sie brutal kurz. Der Mantel, grau und elegant geschnitten, reichte ihm bis zu den Knöcheln und wehte ihm bei jedem Schritt um die Beine. Er erzählte Thorne, dass nicht wenige, die er aus seiner Ausbildungszeit hier kannte, beim DPS gelandet waren, dass viele aus der Met in dieser Abteilung arbeiten wollten.
    Thorne war klar, dass dieses Geplauder nur der Aufwärmer für ein weit heikleres Gespräch war. »Hören Sie, ich wollte gerade zum Essen gehen«, sagte er.
    »Ist das eine Einladung?«, fragte Nunn.
    »Warum sind Sie hier?«
    Nunn blieb stehen. Er schaute so lange über Thornes Schulter, bis dieser sich umdrehte, um zu sehen, was Nunn so interessant fand. Auf der gegenüberliegenden Seite der Laufbahn lief ein einsamer Polizeischüler die Gerade entlang. An der Hundert-Meter-Marke wurde er langsamer und blieb stehen. Sein Atem stieg auf im Licht der orangefarbenen Lampen, als er sich, die Hände auf die Knie gestützt, ausruhte. Müde grub Thorne die Hände tief in die Taschen seiner Lederjacke.
    »Warum interessieren Sie sich für Paul Skinner?«
    Thorne wandte sich um. »Verdammt schnelle Arbeit.«
    »Wir werden benachrichtigt, wenn Unterlagen aus dem PIMS-System angefordert werden.«
    »Wo sind Sie stationiert?«
    »Jubilee House, Putney.«
    »Von da braucht man mindestens eine Stunde hierher, selbst wenn kein Verkehr ist. Da müssen Sie ja sofort in Ihren Wagen gesprungen sein.«
    »Ich hab noch meinen Tee ausgetrunken.«
    »Muss ja wichtig sein.«
    »Am Sonntag ist nicht viel los«, sagte Nunn.
    »Ist hier das Gleiche.«
    »Also, erzählen Sie mir von Skinner.«
    Sie sahen sich an. Dass Thorne der Ranghöhere war, hatte nichts zu bedeuten. Sobald das DPS auftauchte, spielte der Rang keine

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