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Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer

Titel: Tom Thorne 07 - Das Blut der Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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seit zehn Jahren. Länger. Haben nur ein paar Monate zusammengearbeitet, aber wir haben uns super verstanden, verstehen Sie? Keine Ahnung, ob es der Fußball war oder etwas anderes. Wir verstanden uns einfach.«
    »Wo war das?«
    »Was?«
    »Wo Sie und Paul zusammenarbeiteten?«
    »Flying Squad, in den späten Neunzigern. Ich war nur kurz dabei, und er wurde langsam sesshaft. Scheint eine Ewigkeit her zu sein.«
    Thorne nickte verständnisvoll. Rawlings sah wieder zum Haus, murmelte: »Schweine«, und trat gegen die Isolierschicht. Unwillkürlich fragte sich Thorne, ob Rawlings zu viel fluchte und zu den Bullen gehörte, die auch ihre Gefühle nicht im Griff hatten und sie in Momenten wie diesen zeigten . Den gerechten Zorn über den Tod eines gefallenen Kameraden, eines großartigen Kumpels, eines guten Kollegen; »wenn ich den Dreckskerl zwischen die Finger kriege« … und die ganzen Sprüche.
    Er dachte daran zurück, wie Rawlings vor sechsunddreißig Stunden in Skinners Haus spaziert und von seiner Frau herzlich begrüßt worden war. Damals war Thorne der miese Gedanke gekommen, dass Rawlings und sein Freund vielleicht mehr als den Millwall FC gemein hatten.
    »Was ist gestern Vormittag passiert?«, fragte Thorne. »Nachdem wir uns gesehen haben.«
    »Sind Sie wiedergekommen?«
    »Sind Sie lange geblieben?«
    Rawlings brauchte eine Sekunde und lächelte dann traurig. »Paul war total durchgedreht. Hat versucht, Anne dazu zu bringen, dass sie mit den Kindern zu ihrer Mum fährt. Sie hat deshalb einen Streit vom Zaun gebrochen, und Paul hat rumgebrüllt wie ein Irrer. Da hab ich mir gedacht, ich verzieh mich besser. Nachdem Sie weg waren, bin ich nicht länger als eine halbe, Dreiviertelstunde hiergeblieben. Er hat gesagt, er ruft mich später an, nach dem Spiel. Wenn wir das Spiel nicht zusammen angeschaut haben, haben wir das meist so gemacht, uns am Telefon darüber unterhalten, verstehen Sie? Aber er hat nicht angerufen …«
    Thorne nickte. Das hatten sein Vater und er auch gemacht, bevor der Alzheimer zu schlimm wurde. Bevor die gesellschaftlichen Umgangsformen den Bach hinuntergingen und der alte Herr so viel fluchte wie Richard Rawlings. »Sind Sie dann gegangen?«, fragte Thorne. Rawlings blinzelte verständnislos. »Zum Spiel?«
    Rawlings schüttelte den Kopf. »Hab es mir am Radio angehört. Scheiß-Doncaster schoss in der letzten Minute den Ausgleich …«
    Die Menschenmenge vor der Haustür hatte sich aufgelöst, als die Leiche schließlich kurz vor halb elf nach draußen gebracht wurde. Der Area Commander und die DCIs gaben ein Bild aufrechter Entrüstung ab, während Nunn und seine Kumpel vom DPS die angebrachte Miene aufgesetzt hatten, auch wenn sie mehr über Paul Skinner wussten als die meisten hier. Rawlings stand da mit gesenktem Kopf und geballten Fäusten. Ein paar Jungs nahmen ihre Met-Baseballmützen ab, als die Bahre vorbeigetragen wurde.
    Nachdem der Leichenwagen abgefahren war, nutzte Thorne die letzte Gelegenheit, mit Hendricks zu sprechen, der ihn sofort fragte, ob er Louise schon angerufen habe. Thorne gab zu, dass er das bisher noch nicht getan hatte. Was er nicht sagte, war, dass es wohl für sie beide besser war, wenn er damit bis morgen wartete.
    »Man soll nicht zerstritten schlafen gehen«, meinte Hendricks.
    »Sie kann ja mich anrufen …«
    Brigstocke eilte auf sie zu, sein Blick sagte »privat«. Thorne gab die Botschaft an Hendricks weiter, der sie nur zu gern allein ließ. Er erklärte noch, er wolle am späten Vormittag anrufen, sobald er das Autopsieergebnis habe. Vielleicht könne er dem Team dann schon eine genauere Todeszeit geben.
    »Bei Spielende war er tot«, sagte Thorne. »Wenn das eine Hilfe ist.«
    Brigstocke sah Hendricks nach und trat näher zu Thorne. »Es ist jetzt durch, sie hören ab.«
    Ein Satz, den Thorne noch nicht oft gehört hatte, aber er wusste, was er bedeutete - das war ein schwerwiegender Schritt. »Und wer wird abgehört?« Brigstocke starrte ihn an, als wäre das eine dämliche Frage, und Thorne wurde klar, dass sie das auch war. »Ich. Richtig?«
    Seit der Verabschiedung des Regulation of Investigatory Powers Act hatte sich die Informationserhebung so radikal verändert wie der Rest. RIPA hatte gesetzeswidriges Abhören oder Mitschneiden von Übertragungen streng geregelt und sah erhebliche Strafen bei Verstößen vor. Thorne wusste natürlich, dass so etwas im Notfall - bei »unmittelbarer Gefahr für Leben und Gesundheit« zum Beispiel -

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