Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
wenn sie dumm war, aber wenn sie der Gerechtigkeit im Wege stand, musste man eine Grenze ziehen.
    Er erinnerte sich an die Frau, die vor ein paar Jahren auf ihn losgegangen war, als ihr Sohn ins Gefängnis wanderte, weil er einen pakistanischen Ladenbesitzer totgeprügelt hatte. Er hatte sie festgehalten, bis man sie überwältigt hatte. Der Speichel war an seinem Hemd heruntergelaufen,
und er hatte sich gefragt, ob die Frau ihn so hasste, wie sie sich selbst hasste.
    Und er erinnerte sich an Chloe Sinclairs Mutter und Greg und Alex Mackens Vater. Auch eine Form bedingungsloser Liebe.
    Keine Frage, wo seine Sympathien lagen.
    »Möchten Sie, dass ich mitkomme?«, fragte er.
    »Genau«, sagte Chamberlain. »Ich mach die Drecksarbeit, und an der Ziellinie tauchen Sie auf.«
    »Ganz und gar nicht.«
    »Glauben Sie, ich hab das nicht drauf?«
    »Nein, ich meine … ja, natürlich haben Sie das drauf. Ich dachte nur, vielleicht hätten Sie gern Gesellschaft.« Thorne schüttelte den Kopf. »Mein Gott, jetzt werden Sie ein empfindlicher alter Vogel.«
    Chamberlain leerte ihr Glas. »Das ›alt‹ können Sie weglassen, Sie frecher Kerl.«
    »Verzeihen Sie mir.« Thorne trank seinen Wein aus und lehnte sich kurz zurück. Er hatte bemerkt, dass eine der Midlands-Frauen trotz der schrillen Stimme nicht unattraktiv war. Er dachte an Louise und konzentrierte sich sofort wieder auf Chamberlain. »Kann natürlich sein, dass diese Frau, selbst wenn sie Garveys Mutter ist, keine Ahnung hat, wo er steckt.«
    »Oder er kommt jeden Sonntag mit einem Strauß Blumen vorbei. Wir wissen es nicht. Zumindest besteht die Hoffnung, dass wir einen richtigen Namen erhalten.«
    »Wie wahr.«
    »Vielleicht auch mehr.«
    »Gott, wie ich das hoffe.«
    »Der macht Ihnen zu schaffen, stimmt’s?«, fragte Chamberlain.

    Thorne sammelte seine Gedanken, die nicht ganz so schnell und geordnet kamen wie sonst. »Das Merkwürdige daran ist nur, dass ich fast dankbar bin. Wenn man sich vorstellt, dass man … bei so was abstumpft, dass ein Freak wie Garvey auftaucht und man feststellt, man ist irgendwie … Scheiße, mir fällt das Wort nicht ein.«
    »Ich weiß, was Sie meinen.«
    »Und es gibt noch andere Dinge - private. Die sich auch darauf auswirken, wie man auf Menschen reagiert und einen wütender und trauriger machen, sämtliche Reaktionen ein paar Stufen hochfahren, sodass man nicht so schnell abschalten kann.«
    »Was für Dinge?«
    »Unwichtig.« Thorne schüttelte den Kopf. »Ich rede Scheiße, das ist alles.«
    Chamberlain wartete, aber Thorne winkte ab, als lohne das die Zeit und Mühe nicht. Die Musik hatte an Tempo verloren, wie Clannad auf Tranquilizer. Sie sahen zu, wie der Barkeeper mit den zwei Frauen flirtete, als er ihre leeren Gläser einsammelte.
    »Sind Sie mit dem Auto unterwegs?«, fragte Chamberlain. Sie hielt die Weinflasche hoch, um Thorne zu zeigen, wie viel er getrunken hatte.
    »Ich war mit dem Auto unterwegs.« Am Abend zuvor war Thorne gefahren, was er nicht hätte tun sollen, aber abgesehen davon, dass er heute noch etwas weiter jenseits des Limits war, hatte er keine Lust, schon nach Hause zu fahren. »Ein Taxi zu kriegen sollte kein Problem sein.«
    »Bestellen wir uns noch eine Flasche?«
    Er hatte in einer Parkgarage geparkt, dazu die Taxirechnung - er würde morgen also eine zweite Hypothek aufnehmen müssen, wenn er das Auto abholte. Vielleicht konnte
er es als Spesen abrechnen. »Warum nicht, da Sie sich ja noch was zu essen bestellen.«
    »Wir könnten rauf in mein Zimmer gehen.«
    »Immer langsam, Carol.«
    »Benehmen Sie sich.« Chamberlain grinste vergnügt. »Ich hab Wein oben, das ist alles. Der kostet Sie nichts und schmeckt um einiges besser als dieser hier. Ich kann mir immer noch ein Sandwich raufbringen lassen.«
    Sie sammelten ihren Kram ein und gingen zum Lift. Thorne sprach betont laut, als er, leicht schwankend, an den Midland-Frauen vorbeiging. »Warum laden mich die Frauen in Hotels ständig in ihr Zimmer ein?«
    Chamberlain zuckte die Achseln. »Ist mir ein Rätsel.«
    Eine Minute später, als sich die Lifttüren schlossen, grinste Thorne. »Die Letzte wollte allerdings, dass ich dafür bezahle.«

Zweiunddreißigstes Kapitel
    Thorne saß auf der Bettkante, während Chamberlain es sich in dem kleinen Sessel neben dem Fenster bequem gemacht hatte. Der Wein aus den Plastikzahnputzbechern floss reichlich, ob er aber wirklich besser war als der, den sie in der Bar getrunken harten, war schwer zu

Weitere Kostenlose Bücher