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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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man danach beurteilt wird, was man tut, und es dabei egal ist, warum man es tut. Und ich habe gelernt, dass das Leben kurz ist.
    Ja, klingt ironisch, ich weiß, der letzte Satz. Wenn man bedenkt, dass ich einiges dazu beigetragen habe, einige Leben zu verkürzen! Was ich sagen will, ist, man soll die Sachen erledigen, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Und nicht warten und alt darüber werden, dass man sich den Kopf an Gesetzesmauern wundstößt. Man soll sich nicht fertigmachen lassen, wenn man ausgelacht wird oder zu hören bekommt, man sei besessen und man soll wiederkommen, wenn man »handfeste medizinische Beweise« hat.
    Das Leben ist kurz, und manchmal muss man sein Anliegen auf eine andere Weise rüberbringen. Entweder man ändert was oder eben nicht. So einfach ist das.

    Schon witzig, mit so wenig Geld auszukommen. Ich kann mich noch an das Arschloch Maier erinnern, wie er mal sagte: »Wir werden ein Vermögen machen.« Ich hab direkt gehört, wie er am Telefonhörer mit den Lippen schmatzte und in Gedanken das Geld bereits ausgab. Und ich konnte hören, wie schockiert er war, als ich ihm sagte, ich sei nicht interessiert. Ich brauchte ausreichend Geld, klar - es kostet einiges, das hier auf die Reihe zu bringen. Aber ich schwöre,
ich wollte nie mehr Geld. Wenn das hier vorbei ist, bin ich es zufrieden, mich irgendwo niederzulassen, meine Ruhe zu haben und hinter einer Kasse zu sitzen oder den Park zu kehren, egal was. Ich weiß, das wird nicht passieren, wenn ich den Plan nicht entscheidend ändere, aber ich denke darüber nach, das ist alles. Ich bräuchte nicht viel, um wirklich glücklich zu sein.

    Also los geht’s, nehm ich an. Ist schon komisch, den ganzen Tag so rumzusitzen und dabei zu wissen, dass sie nur darauf warten, dass ich was mache. Die Polizei und die Presse und vielleicht sogar die Leute, die wissen, dass sie auf der Liste stehen. Die Letzten, die auf die Uhr schauen und sich in die Hose machen, so sehr sich Detective Inspector Thorne und seine Freunde auch anstrengen, sie zu beruhigen. Irgendwo scheint mir das aber auch Spaß zu machen, denn ich könnte die Sache schon seit ein paar Tagen zu einem Ende bringen. Vielleicht genieße ich ihre Unsicherheit ein klein wenig mehr, als mir zusteht.
    Besser, ich lasse sie nicht mehr zu lange warten.
    Ich glaube nicht, dass ich den erbärmlichen alten Kerl noch mal sehe, aber ich denke, mein alter Kumpel vom Zeitungskiosk bekommt ein paar neue Schlagzeilen zu lesen.
    Ob die Schriftgröße der Sun dafür reicht?

Dreiunddreißigstes Kapitel
    Als Thorne aus der Dusche kam, stand Louise im Bad. Sie trug ein T-Shirt unter dem dünnen Leinenmorgenmantel, den sie in Griechenland gekauft hatte. Sie reichte ihm ein Handtuch und setzte sich auf den Wäschekorbdeckel.
    »So früh heute«, sagte sie.
    »Ich muss in die Stadt, das Auto abholen.«
    »Nach einer so langen Nacht, mein ich.«
    »Ich hab ein paar Gläser getrunken nach der Arbeit«, sagte Thorne. Er konnte sich gerade noch daran erinnern, wie er sich weit nach Mitternacht in ein schäbiges Minicab zwängte, sich zunehmend ärgerte, als er dem Fahrer sagen musste, wie er fahren sollte, und dabei gegen den Schlaf ankämpfte.
    »Ich weiß.« Louise stand auf und ging zum Waschbecken, musterte sich mit weit aufgerissenen Augen im Spiegel. »Ich bin nachts aufgewacht und hab’s gerochen.« Sie drehte sich zu Thorne um, der sich abtrocknete. »Geht es dir gut?«
    Thorne nickte. »Okay … überraschenderweise.« Er konnte sich nicht erinnern, jemals so viel getrunken und sich danach so gut gefühlt zu haben. Und er war dankbar, dass es Weißwein und kein Rotwein gewesen war. Er hatte Kopfweh, trotzdem freute er sich auf den Tag, die Tage und Wochen, die vor ihm lagen. Er konnte sich an alles erinnern, was er Carol Chamberlain gestern erzählt hatte. Zu den Kopfschmerzen kam ein Anflug von Verlegenheit, aber das
war’s schon. Gut möglich, dass auch sie dieses Gespräch nie mehr erwähnen würden, aber er war ungemein froh, dass er das alles gesagt hatte.
    Er rieb sich mit dem Handtuch über die Brust. Der Mühlstein war verschwunden.
    »Soll ich dir Frühstück machen?«, fragte Louise. »Ein Rührei oder so?«
    »Nur Tee, ich bin etwas spät dran.«
    »Ist fertig, wenn du angezogen bist.« Sie ging hinaus und rief aus der Küche: »Du kannst in fünf Minuten essen.«
    »Danke.« Und: »Lou …«
    »Was?« Nach ein paar Sekunden tauchte sie vor dem Badezimmer auf.
    Thorne hatte sich das Handtuch um

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