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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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blieb sein Blick auf der Karte auf dem Fernsehgerät hängen: eine Aufstellung der diversen Kanäle und Bezahlfilme, die abrufbar waren. Er überflog die Titel, versuchte sich zu konzentrieren.
    Ob die Met für die Filme zahlen würde?
    Ob man mit Carol die schmuddligen anschauen konnte?
    Er sah zu Carol, die gerade den Verschluss von der nächsten Flasche schraubte, und sagte: »Ich glaube, ich sollte mir ein Taxi rufen.«
    Chamberlain nickte und räusperte sich. »Das mach ich.« Sie klang plötzlich unnatürlich gut gelaunt, als versuche sie sich von dem Geständnis zu distanzieren. Sie griff nach ihrer Handtasche und holte das Handy heraus. »Louise ist sicher noch wach, oder?« Sie lächelte und begann zu wählen. »Sie können sich glücklich schätzen …«
    »Wir haben ein Baby verloren«, sagte Thorne.
    Chamberlain zögerte und legte das Handy weg, bevor sie sich zu ihm setzte. »Das tut mir leid. Ich hab mir schon gedacht, dass da was ist.«
    Es sprudelte nur so aus ihm heraus, und als er fertig war, sah er Chamberlain aufstehen und ins Bad gehen. Ein paar Sekunden später kam sie mit einem Bauschen Papiertücher zurück.
    »Hier, nehmen Sie.«
    Erst als er die Papiertücher nahm, merkte Thorne, dass
er weinte. Er atmete schnell und zerriss die Papiertücher, während er sprach, mit jedem Aufschluchzen konnte er etwas klarer denken, das Herz wurde ihm leichter. »Die Sache ist … Wir waren wie betäubt, als wir es erfuhren, und ich wusste, Louise empfand das genauso. Aber eine Minute oder zwei dachte ich, dass es nicht unbedingt schlimm ist. Ich war … froh , verstehen Sie, dass ich noch mal davongekommen bin.« Er lächelte schwach, machte sich über sich selbst lustig. »Weil ich mir tief drinnen nicht sicher war, ob ich das schaffen würde. Sehr erwachsen, hm?« Er schüttelte den Kopf, als Chamberlain etwas sagen wollte. »Es war eine rein emotionale Reaktion, das ist mir klar, wie wenn man lacht, wenn man eine schlechte Nachricht erfährt. Aber ich kann seitdem an nichts anderes denken, jede Stunde, die ich mit diesem verfickten Fall verbringe. Wie kaputt Louise war, wie sie sich abmüht, einfach weiterzumachen, damit es mir nicht schlecht geht …, so tut als ob. Diesen Mühlstein mit mir rumschleppen.«
    Nach ein paar Sekunden, die ihm wie Minuten vorkamen, hörte Thorne Carol Chamberlain fragen: »Und jetzt?«
    »Ich will es«, sagte Thorne. »Nicht nur wegen Louise, ich schwöre es. Natürlich will ich, dass es ihr besser geht, aber ich will es … für mich.« Er lachte los und weinte noch mehr. »Ich meine, man ist nie wirklich bereit, oder?«
    Chamberlain hatte seine Hand genommen und drückte sie. »Manchmal denke ich an Jack und dass er nicht hier ist, und ich bin gar nicht so traurig, wie ich sein sollte. Ich habe auch das Gefühl, ›davongekommen zu sein‹.« Sie nickte, als Thorne zu ihr aufsah. »Diese Mühlsteine gibt’s häufiger, als man denkt, Tom.«
    »Mein Gott«, sagte Thorne. »Schauen Sie uns nur an …«
    Es war noch nicht genug geweint und getröstet. Doch
schließlich merkte Thorne, dass er unendlich müde war und schlafen wollte, und er dachte an seinen Vater, als er die Augen schloss und den Kopf auf Carol Chamberlains Schulter legte.

    MEINE AUFZEICHNUNGEN
    15. Oktober
     
    Es ist nicht einfach, jemanden umzubringen.
    Menschen sind keine Wespen oder Spinnen, die man ohne nachzudenken erschlägt oder zertritt. Es wird einfacher, das steht fest, wie alles, aber falls es hier so rüberkommt, als wäre der entscheidende Augenblick nicht ein immenser Stress, dann habe ich es nicht richtig hinbekommen. Bevor ich damit anfing, als die Idee langsam Gestalt annahm, gab es Zeiten, da hätte ich gerne mit meinem Vater darüber gesprochen. Darüber, wie es sich anfühlt. Aber es schien nie der richtige Zeitpunkt zu sein, und, wenn ich ehrlich bin, es wäre auch ein Fehler gewesen. Mir war kar, er wollte nicht darüber sprechen, was er getan hatte, und außerdem hatte er ja nie Kontrolle darüber, daher wäre er wahrscheinlich keine große Hilfe gewesen. Ich meine, es war ja nicht so, dass ich das Familienunternehmen weiterführte oder er ein Exfußballer war, der mir Tipps hätte geben können …
    Trotzdem haben wir viel miteinander geredet, über alles Mögliche, und er hat mir mehr geholfen, als er ahnte. Ich habe gelernt, dass
es dumm ist, Zeit zu verschwenden. Glauben Sie mir, einem Menschen, der davon mehr als genug hat, nimmt man das ab. Ich habe gelernt, wie er auch, dass

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