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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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nicht vom anderen unterscheiden.
    »Du bist herzlos«, sagte Thorne, als Hendricks die Münzen einwarf.
    »Ich glaub, die stand auf mich«, sagte Hendricks. »Deshalb war sie nicht ganz bei der Sache.«
    »Dann ist Pool nicht das Einzige, wovon sie null Ahnung hat.«
    »Um einen Fünfer, okay?«

    Thorne holte unten eine weitere Runde Gläser Guinness, während Hendricks die Kugeln setzte. Die Bar war gerammelt voll, selbst für einen Samstagabend, aber sie war nur zwei Minuten von Thornes Wohnung entfernt und angenehm vertraut. Das Oak war die Wasserstelle am Arbeitsplatz und daher ungeeignet, um sich richtig zu entspannen. Nicht dass jemand im Grafton seinen Namen kannte oder sich für diese trockenen, nachdenklichen Typen am Tresen interessierte, aber Thorne freute sich, wenn der Barkeeper ihm zunickte und, ohne dass er etwas sagen musste, zum Guinnesszapfhahn trat.
    »Ich hab den falschen Job«, sagte Hendricks. »Eine gottverdammte Vortragsreise?«
    Thorne hatte ihm von Nicholas Maiers E-Mail erzählt. »Du unterrichtest doch?«
    »Richtig, und was ich damit in einem Monat verdiene, würde nicht mal für ein Wochenende in Weston-Super-Mare reichen.«
    »Du machst es aus Liebe.«
    Hendricks hatte eingelocht. Er ging um den Tisch und rieb die Queue-Spitze mit Kreide ein. »Vielleicht sollte ich eine Studie schreiben: ›Mann tötet Kinder der Opfer seines Vaters. Die pathologischen Implikationen damals und heute‹. In der Richtung. Das ließe sich überall veröffentlichen, in Amerika garantiert.«
    »Mach’s doch.« Thorne war klar, dass Hendricks es nicht ernst meinte. Sein Blick fiel auf die über und über tätowierten Unterarme seines Freundes, als dieser zum Stoß ansetzte, und dabei musste er daran denken, dass das Tattoo bis über den Hals dieses unsensiblen CSI reichte. »Wenn du jemanden brauchst, der dir bei deiner Vortragsreise die Koffer trägt, weißt du ja …«

    Thorne war dran. Hendricks trank einen Schluck und lächelte dem Gothmädchen am anderen Ende des Raums zu, das mit zwei Freunden in einer Ecke saß. »Ist der Typ gut?«
    Thorne hatte den Nachmittag damit verbracht, das Buch »Erschlagen« zu lesen, wobei er mit einem Ohr bei der Radioübertragung der Fußballspiele war. »Nichts, was nicht auch in den anderen drinsteht, soweit ich das überblicke. Niemand wurde interviewt, der seinen Text nicht schon viele Male zuvor aufgesagt hatte. Die üblichen Fotos: Garvey und seine blöden Karnickel. Das ist es, worum es bei diesen Büchern geht: die Wiederverwertung alten Materials. Leicht verdientes Geld.«
    »Und gibt’s einen Literaturpreis?«
    Thorne verschenkte einen einfachen Stoß und wandte sich wieder seinem Bier zu. »Warum lesen Leute diesen Kram?«
    Hendricks versenkte ein paar Kugeln. »Das ist genauso wie mit diesen unglücklichen Lebensgeschichten«, sagte er, ohne die Augen vom Tisch abzuwenden. »Wenn du zu Smith’s reingehst, haben sie eine ganze Wand über Kinder, die in den Keller gesperrt wurden, und Leute, die achtzehn verschiedene Krebsarten hatten.«
    »Ist mir ein Rätsel.«
    »Die Leute mögen das, dass es jemanden gibt, der noch übler dran ist als sie selbst. Vielleicht fühlen sie sich dadurch … sicherer oder so was.«
    »Denen geht es um den billigen Kitzel, wenn du mich fragst.« Thorne sah zu, wie Hendricks seine letzte Kugel versenkte. »Du verdammter Glückspilz.«
    »Das ist Können, mein Freund.«
    Die schwarze Kugel lag wunderbarerweise mitten auf dem Tisch. Thorne hatte noch vier Kugeln übrig und versuchte,
die schwarze an den Rand zu bugsieren. Er verbockte es, und Hendricks hatte kein Problem, sein Spiel zu beenden.
    »Vielleicht lesen die Leute diese Bücher, weil sie den Grund wissen wollen«, sagte Hendricks. »Die Bücher über Garvey und Shipman und wie sie alle heißen. Sie möchten wissen, warum das passiert ist.«
    »Du bist viel zu nachsichtig.«
    »Ich sag ja nicht, dass sie wissen, was sie tun. Aber wenn man darüber nachdenkt, ergibt es einen Sinn. Deshalb stellen sie diese Leute auch als Monster dar, reden vom ›Bösen‹. So kann man leichter vergessen, dass es einfach Maurer und Ärzte und Typen wie du und ich sind. Die Leute haben nicht vor den Mördern Angst, sondern davor, nicht zu wissen, warum sie es getan haben und woher der nächste kommt, das macht ihnen Angst.«
    Hendricks hatte seinen Stoß noch vor sich. Thorne entging nicht, dass der Spieler, der nach ihnen dran war, ein Kid mit hochgegelten Haaren war, das mit dem

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