Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Vorspeisen. Jenny wartete eine Minute, bevor sie sich über ihre Vorspeise hermachte. »Du solltest ihn wiedersehen.«
»Was?«
Es war nicht viel los, nur ein paar Tische waren besetzt, aber man konnte gut hören, was am Nebentisch gesprochen wurde. Beide senkten die Stimme.
»Ich mein ja nicht gleich, um Himmels willen.«
»Ach, gut !«
»Vielleicht später.« Helen hatte den Kopf gesenkt und schüttelte ihn nun. Jenny wartete, bis sie damit aufhörte. »Du hast für Adam etwas empfunden. Das weißt du ganz genau.«
»Es war eine Affäre, und es war dumm.«
»Es ist passiert, weil dir klar war, dass etwas zwischen dir und Paul nicht stimmte.«
» Ich hab die Scheiße gebaut, okay?«
Jenny sagte nichts darauf, sie war verlegen wegen der anderen Gäste.
»Dir hat das einfach in den Kram gepasst, weil du Paul nie leiden konntest.«
»Ich konnte es nie leiden, wenn du klein beigegeben hast«, sagte Jenny.
»Quatsch.« Hinter Jenny renkte sich eine Frau am Ecktisch fast den Hals aus. Helen fixierte sie, bis die Frau sich wieder ihrem Essen zuwandte. Dann flüsterte sie: »Das ist Quatsch, Jen …«
Die Anspannung, vor der Helen Angst gehabt hatte, brachte die Luft zum Knistern. Augenkontakt war unmöglich. Und als Jenny zur Wasserflasche griff, um sich nachzuschenken, starrten sie beide auf das Glas.
»Du hast nie was wegen dem Baby gesagt.«
»Es ist von Paul«, sagte Helen.
Der Hauptgang wurde serviert, und sie sprachen über ihren
Vater und über Jennys Kinder, aber beide waren sie nicht mit ganzem Herzen bei der Sache, und das Gespräch schlief auch immer wieder ein. Helens Lamm war perfekt, und sie war hungriger, als sie gedacht hatte, dennoch konnte sie nicht alles aufessen.
Es war spät und Theo war zu Hause, sah sich mit Javine eine DVD an, als Easy mit Dosenbier und Gras vorbeikam. Javine nahm widerwillig den Joint von Easy und forderte ihn auf, keinen solchen Lärm zu machen, sagte aber darüber hinaus nichts, sondern starrte wie gebannt auf den Fernseher. Sie weigerte sich, sich von den beiden vertreiben zu lassen und schlafen zu gehen. Easy machte ein, zwei Bemerkungen über den Film und verdrehte die Augen, bis Theo nachgab und zu Easy sagte, dass sie ihr Bier wohl besser draußen tränken.
Sie teilten sich einen Joint und schauten über die Brüstung des Außenflurs. Zwei Mädchen fuhren in der Dunkelheit Rad, und ein junges Pärchen schaukelte nebeneinandersitzend langsam auf den Reifen. Er konnte sie nicht sehen, aber auf der anderen Seite bei den Garagen standen bestimmt die Jungs rum, machten sich gegenseitig heiß und fixierten jedes Auto, das vorbeifuhr.
Theo kamen sie vor wie kleine Ratten.
»Was war das gestern bei dem Poolspiel?«, fragte Easy.
»Ich war nicht in der richtigen Stimmung, das ist alles.«
»Sag es mir, wenn du das nächste Mal nicht in der richtigen Stimmung bist. Ich kann das Geld gut gebrauchen.«
Drei Stockwerke unter ihnen rief der Junge auf der Schaukel den Mädchen auf den Fahrrädern etwas zu. Eine rief zurück und radelte in die Dunkelheit davon.
»Denkst du viel über Mikey und SnapZ nach?«, fragte Theo.
»Ich denke, Gott sei Dank hat’s nicht mich erwischt!«
»Was passiert ist, mein ich.«
»Jeder weiß, was passiert ist, T.«
»Darüber, warum es passiert ist?«
Easy blies langsam den Rauch aus. »Geht’s wieder um diese Gebietsscheiße, Alter? Wer wem auf die Füße steigt und den ganzen Kram?«
»Nein …« Es war eine warme Nacht, und Theo trug nur ein Unterhemd. Er sah hinunter auf den dünnen Stoff, der sich bei jedem Atemzug bewegte.
»Hab mit Wave gesprochen«, sagte Easy.
Der Stoff bewegte sich schneller.
»Weißt du noch das mit den Dreiecken?«
»Ja.«
»Hier muss sich ein bisschen was ändern, ja? Nach dem, was hier passiert ist. Wir brauchen ein paar andere Leute für die Wohnung und unten auf der Straße ein paar neue Gesichter. Für die Laufarbeit und so, verstehst du?«
Theo nickte. Das bedeutete Aufstiegsmöglichkeiten für die kleinen Ratten.
»Das ist die Chance, nach oben zu kommen, Alter.«
» Du kommst also nach oben?«
Easy schlürfte an seinem Bier. »Und du kommst mit nach oben, Star Boy. Wir zwei kümmern uns gemeinsam um die Geschäfte. Das ist eine ruhige Nummer, T, ich schwör’s dir. Wir halten ein Auge drauf, wie alles läuft, und sagen Wave Bescheid. Du wärst dann so was wie mein – na, wie sagt man? – Leutnant oder so.«
»Da würd ich gern drüber nachdenken.«
»Da gibt’s nichts zum
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