Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
zu weinen.
Wave ließ die Hundeleine fallen und griff in seine Tasche. Ein leichtes Kopfschütteln des Größeren der beiden genügte, und ihm war klar, das war ein grober Fehler. Er hob die Arme und sagte: »Nehmt die ganze Kohle. Ich zeig euch, wo sie steckt.«
Der Ältere der beiden drehte sich um und schoss Sugar
Boy nieder, drehte sich rasch in die andere Richtung und erschoss den Hund.
Wave schrie auf und fiel zu Boden, kroch zu seinem Hund und zog ihn in seine Arme. Er presste das Gesicht an den Hals des Hundes und bekam das Stöhnen in der anderen Zimmerecke gar nicht richtig mit, merkte nicht, dass Sugar Boy noch lebte.
»Also dann«, sagte der Größere der beiden.
Wave kniete sich hin und holte tief Luft. Er versuchte zu sprechen, konnte aber nur lallen. Seine Haare waren blutverklebt, und sein Gesicht war auf der Seite blutverschmiert.
»Du kannst uns gerne von dem Geld erzählen, aber das hilft dir nicht.«
»Ich bekomm mein Geld so oder so«, sagte der Ältere.
»Es geht um Paul Hopwood.«
»Wer ist denn das?«, stotterte Wave.
»Er war Polizeibeamter und wartete auf den Bus.«
Wave stemmte sich hoch und breitete die Arme aus. Allmählich verstand er. »Das ist die Sache in Hackney, richtig? Die Schüsse auf das Auto.«
»Die Sache in Hackney«, sagte der Große.
Wave wirkte erleichtert. Seine Schultern sanken nach unten und er brachte sogar so etwas wie ein Lächeln zuwege. Er strich sich durch die Haare und machte sich dabei die Hände blutig. »Dann ist das ein gigantisches Missverständnis«, sagte er. »Da ist informationstechnisch was schiefgelaufen. Das war eine komplizierte Sache.«
»Vom Standpunkt des Bullen aus war es brutal einfach.«
»Da braucht ihr mehr Hintergrundinfo.«
»Also, schieß los …«
Clive hörte zu, während der Mann, der vor ihm kniete, die Fakten herunterratterte, von denen er hoffte, dass sie sein Leben retteten, und dabei versuchte, ruhig zu bleiben und
die Infos weiterzugeben. Keine Frage, Clive war interessiert. Er machte sich sein Bild aus dieser Geschichte und ein paar Dingen, die Jacky Snooks erwähnt hatte.
Setzte sich alles zusammen, was er später Frank erzählen würde.
Als Wave die Luft ausging, fragte Clive, ob es seiner Meinung noch etwas Wichtiges gäbe. Wave verneinte, er habe ihnen alles gesagt, was er wisse. Er wollte gerade aufstehen, als Clive ihn zweimal in die Brust schoss.
Clive und Billy tauschten einen Blick aus und gaben sich gegenseitig zu verstehen, dass sie gute Arbeit geleistet hatten. Dann ließen sie die Waffen in den Leinensack fallen, den Billy mitgebracht hatte.
»Willst du dich umsehen?«, fragte Clive. »Nachschauen, ob du das Geld findest, von dem er gesprochen hat?«
»Was meinst du?«
»Liegt bei dir.«
Billy meinte, er habe keine große Lust, also räumten sie auf.
Als Helen am Abend zuvor nach Hause gekommen war, hatte sie auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht von Jenny gehabt, dass sie sie nicht habe nerven wollen, und falls sie etwas Falsches gesagt habe, tue es ihr leid. Außerdem war da noch eine Nachricht von Roger Deering, der wissen wollte, wie es ihr ginge. Und wieder ein Anrufer, der einfach aufgelegt hatte. Vielleicht war es Adam Perrin gewesen, vielleicht auch nicht.
Sie hatte den Anrufbeantworter abgehört und darüber nachgedacht, wer wohl an ihrer Haustür geklingelt hatte und gegangen war. Und über ihren Zusammenstoß mit Kevin Shepherd. Über den schwarzen Jeep, nach dem sie jedes Mal Ausschau hielt, wenn sie das Haus verließ.
Am Morgen rief sie Jenny an und hinterließ eine Nachricht, es sei alles in Ordnung. Sie machte sich nicht die Mühe, Deering zurückzurufen. Der Traum hatte eine merkwürdig positive Stimmung hinterlassen, und sie war mit einem guten Gefühl aufgewacht, weil sie etwas zu tun hatte, Dinge erledigen musste. So unangenehm das auch war, sie musste ihren fetten Hintern nicht durch die Gegend schleppen und sich nicht für das hassen, was sie tat. Und auch nicht anfangen, den Mann zu hassen, den sie in ein paar Tagen beerdigen würde.
Sie rief Pauls Mutter an, und sie besprachen die Details. Es war das herzlichste Gespräch seit langem. Helen wurde klar, dass Caroline Hopwood darunter gelitten hatte, nicht zu wissen, wann und wie sie sich von ihrem Sohn verabschieden würde, und deshalb so ungewöhnlich merkwürdig und unfähig im Umgang mit anderen Menschen geworden war. Es blieb nur zu hoffen, dass jetzt, da man alles endlich organisieren konnte, wieder
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