Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
Stapel Pornos.« Dabei fiel ihr etwas ein. »Hör mal, mir wär’s lieb, wenn du Pauls Gitarre bekämst. Ich weiß, du bist genauso musikverrückt, wie er war, also …«
Kelly nickte langsam. »Das ist super, Helen. Das würde mich freuen.«
»Vielleicht solltest du morgen einen Song spielen.«
»Das würde er mir nie verzeihen«, sagte Kelly.
»Wo wir gerade dabei sind …«
Sie wandten sich wieder den Texten auf dem Tisch zu, um endlich eine Entscheidung zu treffen. Sie bat ihn, noch einmal das Brontë-Gedicht zu lesen, und diesmal konzentrierte sie sich. Es war seltsam lebensbejahend, was einige in Anbetracht der Umstände bestimmt stören würde. Aber ihr gefiel die Vorstellung, und es schien ihr angemessen, schließlich stand sie kurz davor, ein neues Leben in diese Welt zu setzen.
Als Kelly fertig war, bat ihn Helen um das Blatt und las noch einmal die Zeilen, die sie am meisten berührten:
Doch wenn der Tod kommt dann und wann
Und unsere Besten holt,
Wenn Kummer bricht sich seinen Bann,
Und jede Hoffnung scheint nur hohl?
»Nehmen wir das«, sagte sie und reichte ihm das Gedicht.
Kelly wirkte zufrieden. »Gute Entscheidung«, sagte er. »Schließlich war er unser ›Bester‹, oder?«
Helen hatte nicht vor zu widersprechen.
Das Pub sah gut aus, fand er. Besser als gut: Es hatte Klasse . Das Gerüst und der Container waren verschwunden, die Fenster waren geputzt, um Licht hereinzulassen, und Frank hielt es für an der Zeit, sich um einen Käufer zu kümmern.
Er wanderte durch den leeren Raum, seine Schritte hallten auf dem glänzenden Holzboden wider. Er strich mit der Hand über den Tresen und sah hoch zur Beleuchtung und zu dem neuen Stuck an der Decke. Gute Arbeit, keine Frage. Er hatte darauf geachtet, dass er was bekam für sein Geld.
Vielleicht schaute er sogar mal auf ein Glas vorbei, wenn das Pub eröffnet hatte.
Sie hatten Buntglasscheiben über dem Fenster eingesetzt, das an dem Tag eingeworfen worden war, als Paul da gewesen war. Ein hübsches Detail. Er ging hinüber zu der Stelle, an der sie an dem Tapeziertisch gesessen hatten und Muschelstückchen und Essig über der Plastiktischdecke verteilt gewesen waren.
»Es ist nur ein Gefallen«, hatte Paul gesagt, und er hatte irgendeine dumme Bemerkung von wegen Ehre gemacht. Letztlich wäre es egal gewesen, nach allem, was passierte, dennoch wäre es ihm lieber, ihr letztes Treffen wäre anders verlaufen. Paul hätte ihn besser in Erinnerung behalten. Es hinterließ ein unangenehmes Gefühl.
Im Nachhinein war man immer schlauer, klar, aber trotzdem wünschte er sich, er hätte damals mehr getan, als dies noch einfach gewesen wäre. Dann müsste er jetzt, nachdem es passiert war, nicht versuchen, alles wiedergutzumachen. Und es wäre ihn um einiges billiger gekommen, so viel stand fest.
Hatte er sich nicht vor vielen Jahren geschworen, es nie wieder so weit kommen zu lassen?
Draußen wartete ein Fahrer, und Frank war bereit zu gehen, als er die braunen Streifen am Türrahmen bemerkte. Er sah sich die Sache genauer an und ging dann zum Tresen, um sich die Schreinerarbeiten dort anzusehen. Die dreisten Kerle hatten sich die Mühe erspart, ein zweites Mal zu lackieren. Sogar ein, zwei Pinselhaare entdeckte er im Lack.
Er rief den Bauunternehmer an und sagte ihm Bescheid. »Das geht so nicht«, meinte er. »Mehr hab ich nicht zu sagen.«
Der Unternehmer versuchte, ihm zu erklären, dass sein Team bereits auf einer anderen Baustelle arbeitete. Frank meinte, das sei ihm so was von egal, und wenn nicht innerhalb einer Stunde jemand mit einem Pinsel in der Hand hier
aufkreuze, dann könne der Unternehmer das Geschäftemachen in nächster Zeit vergessen.
Er ertrug es nicht, wenn etwas nicht ordentlich erledigt wurde. Kontrollierend, zwanghaft, egal, wie man es nannte, für Frank lief es ganz einfach darauf hinaus, dass er sich darum kümmerte , egal, worum es sich dabei handelte. Nur ein Amateur gab sich mit halb getaner Arbeit zufrieden.
Helen ließ heißes Wasser in die Badewanne einlaufen. Und stieg langsam in die Wanne. Ein paar von diesen Haltegriffen wären jetzt praktisch, diese Dinger, für die sie im Nachmittagsfernsehen warben, wenn sie die Alten und Schwachen vor dem Fernseher vermuteten. Vielleicht sogar eine dieser Sitzbadewannen mit Tür. Sie musste daran denken, wie sie gelacht hatten, als Paul eine dieser Anzeigen gesehen und sich gewundert hatte, wie das funktionierte. Warum das Wasser nicht herauslief, wenn man die
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