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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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reagieren würde, wenn sie sagte: »Ich nehme nicht an, dass Sie ein Gespräch mit meinem Freund arrangieren könnten? Da gäbe es einiges zu besprechen …«
    Helen zappte durch die Kanäle, ohne etwas zu finden, was sie wirklich interessierte. Wenn Paul heimkam, wollte sie ihm sagen, dass sie sich die dreißig Pfund fürs Satellitenfernsehen ruhig sparen könnten.
    Sie fegte die Krümel von ihrem Pyjamaoberteil und merkte, dass es nass war. Sie wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht, weil sie nicht aufstehen und Papiertaschentücher holen wollte. Sie hatte keine Ahnung, wann oder von wo Paul nach Hause käme. Und das war inzwischen eher die Regel als die Ausnahme.
    Mehr konnte ihr der Arzt nicht sagen.
    Alles in bester Ordnung, bis auf eine Sache.

    Für die Fahrt nach Norden brauchten sie fast eine Stunde, und davon konnte Theo eine Minute schneller als sechzig Stundenkilometer fahren. Aber die Basslautsprecher, die Easy hinten eingebaut hatte, und die Ledersitze und die grünen LED-Anzeigen am Armaturenbrett waren super.
    Kurz hinter Highgate Village fuhren sie an einem großen Haus vorbei, das von der Straße zurückgesetzt an einem See lag. Sie wendeten und fuhren zurück, um dann zwei Straßen entfernt zu parken.
    Theo machte die Musik leiser. »Die Hütte hat Säulen , Alter.«
    »Yeah, und eine verdammte Alarmanlage«, sagte Easy. »Siehst du das Ding da oben nicht?« Er zog eine Notiz aus seiner Tasche und studierte sie kopfschüttelnd. »Wir gehen einfach rein und raus, Alter, das dauert nicht mehr als fünf Minuten. Alles cool. Nix mit Safes und Antiquitäten und so Schrott.« Er deutete auf eine andere Adresse auf der Liste. »Versuchen wir’s mit der hier in Southgate.«
    Als Theo zurück auf die North Circular fuhr, erklärte Easy, wie das funktionierte. Er erzählte ihm von seinem Freund, der bei der Gepäckabfertigung am Luton Airport arbeitete und sich dabei mal eine Kamera, einen MP3-Player und so was besorgte. Er notierte die Adressen von den Gepäckstücken und gab sie für ein paar Kröten und die eine oder andere kleine Aufmerksamkeit an Easy weiter.
    »Alle sind glücklich«, sagte Easy.
    »Weiß Wave davon?«
    Easy legte den Kopf nach hinten und starrte ins Leere. »Was soll die Frage?«
    Wave. Der Boss der Straßengang. Der hatte natürlich einiges zu verantworten, wovon nur wenig ans Licht kam. Aber in den Sozialsiedlungen und in einem Teil von Lewisham war es Wave, der die Fragen stellte.

    »Wave«, »Welle«, hieß er wegen seiner Haare: dem Afro, der irgendwie von der einen Seite auf die andere fiel. Er selbst erklärte es anders: »Weil so eine Welle kann ziemlichen Spaß machen. Da kann man drauf reiten, sich tragen lassen, kapiert? Manchmal kann so ein Ding aber so riesig werden und wie ein Tsunami oder so’ne Scheiße alles niedermachen. So eine Welle kostet dich den Kopf, wenn du nicht aufpasst.«
    »Was soll die Scheißfrage?«
    »Meine ja nur.«
    »Das hier ist mein Ding.«
    »Kein Problem«, sagte Theo.
    »Wave hat genug, worüber er sich den Kopf zerbrechen kann«, sagte Easy. »Genug Scheiße am Dampfen, hast du’s vergessen?«
    Theo schüttelte den Kopf, nein, hatte er nicht.
    Endlich konnte er Gas geben, auf einer leeren Straße durch Finchley. Er dachte daran, wie ihm Easy vor ein paar Wochen alles erklärt hatte, nachdem er von Chatham gekommen war. Sie saßen in einem Kentucky Fried Chicken, mit einem Cola und ein paar Nuggets, und Easy erklärte ihm seine Welt auf einer Serviette.
    »Drei Dreiecke, eines auf dem anderen.«
    »Das oberste ist so was wie die obere Verteilung.« Easy stach auf das oberste Dreieck ein. »Import, Schmuggel, die Sachen. Echtes Geld, und das meiste davon schieben Weiße ein, wenn du mich fragst.« Er zog eine Linie zum mittleren Dreieck. »Das hier ist Lagerhaltung und Produktion, ja? Hier wird das Zeug ausgepackt und geschnitten. Die Typen in den weißen Mänteln und so, die das Milchpulver und den Koffeinpuder und den ganzen Kram reinrühren.«
    »Und Abführmittel, oder?«
    »Ja genau, die ganze Chose. Sich die Birne vollknallen und gleichzeitig in die Hose machen.« Langsam zog er den Stift
zum unteren Dreieck und kreiste es ein. Er umkreiste es so oft, dass der Stift die Serviette durchbohrte. »Hier sind wir , das ist der entscheidende Teil, verstehst du, T? Hier unten sind die Späher, etwas weiter oben die Botenjungen und die Verkäufer, die den ganzen Tag von der Straße ins Haus und zurück laufen, mit dem Geld und den

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