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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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denen, die noch auf ihre Chance warteten. Ob die wohl eine Ahnung davon hatten, wie er sich in der Nacht in die Hose gepisst hatte? Sich noch immer in die Hose pisste? Wahrscheinlich ahnten es einige, ihre Blicke verrieten, dass sie nachfühlen konnten, wie er sich fühlte.
    Das Unheimlichste daran war, dass er diesem Image nun gerecht werden musste.

    »Du schaust dir diese Scheiße an, Alter?«
    Theo schüttelte den Kopf.
    Mikey zwängte sich neben ihn auf das zerrissene Zweiersofa mit dem Plastikbezug und griff nach der Fernbedienung. Theo starrte auf den Bildschirm, sah zu, wie die Kanäle alle paar Sekunden wechselten: eine Frau in einem leeren Haus; Leute auf Laufbändern; Autos, Cowboys, Poker; ein Idiot, der fischte.
    Der Ton war leise gestellt, weil sie hören mussten, ob jemand kam.
    Nachdem er alle Kanäle zweimal durchhatte, entschied Mikey sich für eine Episode von Diagnose: Mord . Er lehnte sich zurück. »Das ist der alte Knacker aus Chitty Chitty Bang Bang , Mann. Sieht der Typ alt aus …«
    Die Wohnung, für die Theo einen Schlüssel bekommen hatte, befand sich am Ende eines Gangs im dritten Stock eines eher niedrigen, scheißebraunen Wohnungsblocks gegenüber dem Block, in dem Theo und seine Mutter wohnten. Hier hatte Theo die letzten Tage mit Mikey oder SnapZ oder einem der anderen Jungen abgehangen, um auf die Ware und die Kohle aufzupassen.
    Außer dem Plasmabildschirm und einer PS3 gab es nicht viel in der Wohnung. Ein paar Möbel im Wohnzimmer, die nicht zusammenpassten. Das Notwendigste in der Küche, Besteck, ein Wasserkessel, eine Mikrowelle, ein paar Teller und Tassen in dem Schrank, in dem die in Frischhaltefolie gewickelte Ware in Tupperwareboxen versteckt war.
    Im Schlafzimmer stand praktisch nur ein Bett, auf dessen blanker Matratze ein Schlafsack lag. Und alte Zeitungen lagen neben einer Lampe in der Ecke. Die Metallbox mit dem Geld war unter einem lockeren Brett versteckt. Es war Theos Aufgabe, nach jedem Geschäft die Scheine in die Box zu stecken, wo sie blieben, bis As If sie in Waves Auftrag am Ende des Tages abholte.

    »Die Ware und das Bare«, hatte Easy gesagt. »Jetzt trägst du Verantwortung , T.«
    Theo hatte nun mehr als genug Zeit, um rumzusitzen und besser in Grand Theft Auto zu werden, mit Mikey – oder wer gerade da war – zu blödeln, Javine anzurufen, wenn ihm danach war.
    Zu viel Zeit zum Nachdenken.
    »Derselbe Typ war auch in Mary Poppins «, sagte Mikey. »Muss ordentlich Kohle haben, Mann. Warum macht er so’ne Scheiße?«
    Sterben sollte niemand.
    Zwei Schüsse auf den Kofferraum des Wagens . Das war der Deal; niemand wird verletzt und ab, Job erledigt. Gott, was machte diese blöde Kuh: Bekam Panik und riss das Steuer herum, als ob sie getroffen worden wäre oder was? Schlitterte auf den verdammten Bürgersteig in diese Leute und verursachte diesen Kummer.
    Fuck. Fuck. Fuck.
    »Keine große Sache«, hatte Easy gesagt, aber er hatte nicht abgedrückt, richtig?
    Theo wusste über den Mann an der Bushaltestelle nicht mehr, als in der Zeitung gestanden hatte. Ein dreißig Sekunden langer Bericht in London Tonight , Bilder von dem BMW, der abgeschleppt wurde. Er wusste nicht, wie der Mann hieß, ob er verheiratet war, Kinder hatte, nichts. Aber er wusste, dass der Mann noch leben würde und dass die Bullen nun, da er nicht mehr lebte, viel genauer hinsehen würden.
    Auch die Gang nahm die Sache ernster, nahm Theo ernster. Dieses ständige Nicken und diese Blicke, als sei er viel weiter nach oben geklettert als geplant. Als sei er vom Straßenjungen zu einem der großen Player aufgestiegen.
    Er bekam mit, dass Mikey aufstand und nach der Pistole auf dem Sofatisch griff, wobei er knurrte: »Bist du taub oder was?«

    Er hatte nicht gehört, dass jemand an der Tür war.
    Er griff ebenfalls nach seiner Pistole – nicht die, die er vor drei Tagen benutzt hatte, die war von Wave längst entsorgt worden – und ging zur Tür, gegen deren Metallverstärkung schon wieder gehämmert wurde. Er sah auf den Monitor an der Wand, auf das Bild, das die draußen vor der Tür montierte Kamera zeigte.
    Ollie schaute hoch in die Kamera und beugte sich zur Sprechanlage. »Verdammt, macht schon.« Er hielt ein paar Zwanzig-Pfund-Noten in die Kamera. »Der Typ will zwei, Mann. Braucht sie pronto, kapiert?«
    Theo starrte auf das Bild. Ollies Dreadlocks wirkten in dem körnigen Schwarz-Weiß-Bild beinahe silbern. Die Knarre lag heiß und schwer auf seinem Unterarm.
    »Scheiße, lass

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