Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten
»Aber ihr habt genug Zeit, um zu überlegen, ob ihr blöd sein wollt oder nicht.« Er kramte nach einem Taschentuch und ließ sich, als er keines fand, von seinem Kollegen auf dem Rücksitz eines
geben. Der ältere Typ reichte ihm sein eigenes. Der Riese gab es Gospel und nahm ein anderes, um zuerst den Speichel auf seinem Hemd abzutupfen und dann das Blut, das auf den Sitz getropft war.
Er sah zu Gospel und seufzte. »Wie alt bist du?«
»Sie ist vierzehn«, sagte Ollie. »Bitte …«
»Halt die verdammte Fresse«, schrie Gospel und nahm dazu die Hände vom Mund.
»Ihr solltet in der Schule sein«, sagte der Mann. »Alle beide.« Er beugte sich zu ihr, als wolle er ihr über den Kopf streicheln, packte sie stattdessen bei den Haaren und knallte ihren Kopf gegen das Seitenfenster.
Ollie schrie entsetzt auf und trommelte mit den Fäusten gegen den Beifahrersitz. Er spürte die Knarre an den Rippen und merkte erst, als er sich zurücklehnte, dass er weinte. »Gott …«
Gospel riss die Augen auf, sie atmete schwer.
Der Riese wandte sich zu Ollie um und sagte: »Es geht ihr gut.«
»Sag nichts«, stieß Gospel hervor.
Der Kerl vorn verdrehte die Augen und sah Ollie an. »Wenn ihr mit der Sache, über die wir hier reden, nichts zu tun habt, habt ihr nichts zu befürchten. Versprochen. Wir wollen nur sichergehen, dass wir auf der richtigen Spur sind.«
Ollie schaukelte vor und zurück, zog an seinen Dreadlocks. Nicht einfach, sich zu konzentrieren, wenn man genug damit zu tun hatte, sich nicht direkt hier im Auto in die Hose zu pinkeln.
»War es eure Gang?«
Die Knarre schien jeden Moment seine Haut zu durchstoßen, zwischen die Rippen zu dringen.
Der Riese drehte sich ächzend um und legte den Arm um die Kopfstütze. »Pass bloß auf, dass ich mit meinem Freund
da hinten nicht den Platz tausche«, sagte er. »Der ist nicht so nett zu jungen Mädchen wie ich.«
Der Alte lachte und warf Gospel eine Kusshand zu.
Danach gab es noch etwas mehr Blut, aber nicht viel mehr, und als die beiden alles wussten, was sie wissen wollten, forderten sie Ollie und Gospel auf, aus dem Auto zu steigen. Und die schmutzigen Taschentücher mitzunehmen.
Ollie wollte gerade die Tür öffnen, da zog ihn der Alte zurück. »Du bist weiß , Scheiße noch mal, und du hast eine Frisur wie ein Schwarzer. Was soll die Kacke, du Blödmann?«
Der Alte setzte sich nach vorn. Als sie wegfuhren, schnallte er sich an und warf im Rückspiegel einen letzten Blick auf die Teenager. Er sah, wie der Junge zu Boden sank und das Mädchen ihn mit Fäusten und Füßen bearbeitete.
»Die Welt ist verrückt geworden, Clive, wenn du mich fragst.«
»Das brauchst du mir nicht zu erzählen, Billy«, sagte Clive.
18
»Wo hast du den Anzug her?«
»Aus dem Wohlfahrtsladen«, sagte Easy.
»Der stinkt, Mann.«
Der Verkehr floss zäh dahin. Sie fuhren über die Vauxhall Bridge zu einer Adresse in Paddington. Easy saß am Steuer des Audi, Theo neben ihm auf dem Beifahrersitz. Mikey war hinten und blätterte durch die Anzeigen in Loot .
»Ich hatte keine Zeit, ihn reinigen zu lassen, verstehst du?« Easy sah zu ihm. »Er sieht okay aus, das ist die Hauptsache. Ein schicker Anzug und dieses nette, unschuldige Gesicht.«
Theo hatte keinen Anzug, aber er besaß ein paar durchaus ordentliche Jacken. Designersachen, und auf alle Fälle besser
als dieses schlecht sitzende, stinkende Ding, in dem er jetzt steckte. Aber er wollte die Wohnung nicht so schick angezogen verlassen, um sich Javines Fragen zu ersparen. Easy hatte gemeint, das sei egal, er kümmere sich darum. Er hatte den Anzug besorgt, und Theo hatte sich im Auto umgezogen.
»Ich find die Scheißanzeige nicht«, meldete sich Mikey von hinten.
»Such weiter«, sagte Easy. »In der Rubrik ganz hinten, nach den Wohnwagen. Ich hab die eingekreist, die wir heute erledigen können.«
Mikey blätterte um und las vor: »›Dunkles Verlangen. Kurvige dunkle Prinzessin.‹ Kurvig heißt fett, oder?«
»Ja«, sagte Easy. »Die hat wahrscheinlich noch riesigere Titten als du.« Mikey zeigte ihm im Rückspiegel den Stinkefinger. Easy zuckte nur die Schultern und beschleunigte, als die Ampel auf Gelb schaltete. »Hör mal, solange die Schlampe genug Kohle macht, ist es mir egal, wie fett sie ist.«
Fünfundzwanzig Minuten später hielten sie am Ende einer Straße zwischen dem St. Mary’s Hospital und der U-Bahn-Station. Theo überprüfte die Wohnungsnummer, und Easy sprach alles noch einmal mit ihm
Weitere Kostenlose Bücher