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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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drehte sich um zu Billy und sah ihn durch die offene Tür im Schlafzimmer über das Bett gebeugt stehen. Der Junge lag mit dem Gesicht nach unten.
    »Auf mich wartet nämlich ein Sonntagsbraten.«
    Clive nickte. Er griff nach der Fernbedienung, um die Musik leiser zu stellen, und klappte sein Handy auf.

    Theos Mutter trank sonntags zum Mittagessen immer ein Glas Wein. Sie wurde dann sentimental und sprach darüber, dass Sonntag der Lieblingstag seines Vaters gewesen sei und dass er immer gesagt hatte, Sonntag sei ein Tag für die Familie. Und nach dem Essen wurde Karten gespielt.
    Sie spielten Rommee, und Angela war begeistert darüber, wie oft es ihr heute gelang, ihren großen Bruder zu schlagen. Jedes Mal, wenn sie nach einem gewonnenen Spiel ihre Karten auf den Tisch legte, stieß sie die Faust in die Luft. Theo ließ sie normalerweise ein paar Spiele gewinnen, aber heute konnte er sich nicht länger als ein paar Sekunden konzentrieren, dann schweiften seine Gedanken schon wieder ab. Angela und seine Mutter wurden bereits sauer, weil er ständig Löcher in die Luft starrte und nicht reagierte, wenn er dran war.
    Anschließend rauchte er eine Zigarette, während seine Mutter abräumte und Angela durchs Zimmer sprang und dabei sang: »Champion!«
    »Du hast Glück gehabt, Mann. Du hast einfach die richtigen Karten bekommen.«

    »Ich hab super gespielt.«
    Sie saß zu seinen Füßen, und ihre Finger flogen über ihren DS. Sie murmelte vor sich hin, während sie die Monster abschoss und Schätze einsammelte, oder was sie gerade spielte. Er sah auf ihren Kopf hinunter. Seine Mutter hatte sie anders frisiert, die Zöpfchen waren irgendwie anders geflochten.
    »Wie läuft’s in der Schule?«, fragte er.
    »Okay.«
    »Nur okay?«
    Sie sah von ihrem Spiel auf. »Es ist super.« Sie konzentrierte sich wieder auf das Display und kniff dabei die Lippen zusammen. Nach ein paar Sekunden sah sie wieder auf und seufzte tief, als habe man sie gerade aus der Beschäftigung mit einem wissenschaftlichen Problem gerissen. »Was?«
    »Schon gut …«
    Sie ließ den DS sinken. »Ich werd eh von den Aliens umgebracht«, sagte sie.
    Natürlich wünschte er sich nicht, dass seine Schwester in der Schule unglücklich war, aber da war noch immer die Idee, wegzuziehen. Mit der ganzen Familie wegzuziehen. Eine Idee, die zu einer Phantasie wurde, in die er sich immer mehr flüchtete. Die er aber vergessen konnte, wenn er dazu Angela dort rausreißen musste, wo sie glücklich war. Das hatte sie schon einmal mitmachen müssen.
    Es war nicht ihr Fehler, dass er sich in diese Lage gebracht hatte. Das war allein seine Schuld, egal, was die Zeitungen oder sonst wer dazu sagten.
    »Wäre toll, wenn du mit in die Schule kommen könntest«, sagte Angela. »Du bist so schlau, du könntest dann die ganzen Sachen machen, die für mich zu schwer sind.«
    »Klingt gut.« Er nickte, als denke er darüber nach. »Aber da gibt es ein kleines Problem.«
    »Ja?« Todernst.

    »Ich fürchte, die anderen könnten mir auf die Schliche kommen. Mann, ich bin zu groß für eine Zehnjährige.«
    Sie zuckte die Schultern, als wäre das nicht weiter schlimm. »Du bist so schlau, damit wirst du schon fertig.«
    »Schon …«
    »Ich mach die Spiele mit und Kunst und geh zum Essen, und du machst den Rest, okay?«
    Ja, genau, er war ein richtiges Genie. Schlau genug, um sich damit zu quälen, ob seine Mutter etwas sagen würde, wenn er an der Reihe war, wenn die Gang ihre SMS-Botschaften hinausschickte und Angela Blumen auf den Bürgersteig legte. Schlau genug, um sich mit Javine zu streiten und seinen Kleinen zu vernachlässigen, während seine Freunde auf der Straße abgeknallt wurden.
    Er beugte sich vor, um die Zigarette auszudrücken, und hörte der Endloswiederholung der dünnen, blechernen Melodie von Angelas Spiel zu.
    Waren das überhaupt seine Freunde?
    Er dachte an Ransford und Kenny. Die Fußballjungs in Chatham. Dabei zog es ihm die Brust nicht zusammen, wie wenn er zu den Jungs hier in der Sozialsiedlung runterging, rausging, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Sie waren mehr als Freunde. Das sagten sie ständig. Brüder. Sie standen sich noch näher als eine Familie, denn das bedeutete es, zu einer Gang zu gehören. Aber Theo hatte ihnen diese Scheiße noch keine Sekunde abgenommen, egal, wie oft sie ihre Fäuste aneinanderhielten und diese Nummer mit dem Nicken und dem tiefen Blick abzogen: Schaut her, wir meinen es ernst. Mikey nicht und SnapZ auch

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