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Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten

Titel: Tom Thorne 09 - Das Geständnis des Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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begutachtete das alles, während sie auf der Toilette saß. Wie alles schimmerte und glänzte und gut roch. Und sie dachte wieder daran, umzuziehen.
    Sie musste umziehen.
    In der Wohnung in Tulse Hill war Paul noch überall zu
spüren. Nicht dass sie ihn loswerden wollte – sie fühlte sich so schon schuldig genug -, aber sie war der Meinung, sie sollte tun, was sie geplant hatten, beziehungsweise was sie für sie beide geplant hatte.
    Wenn sie dort bliebe, würde sie die Pläne kaputt machen, und sie wäre nicht stark genug, ein Kind aufzuziehen. Sie legte die Arme um den Bauch, strich mit den Fingern darüber. »Wir müssen raus«, sagte sie ruhig. Sie blickte auf und nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Paul sich vom Rasierspiegel wegdrehte. »Werde bloß nicht pampig, Hopwood, du kommst mit …«
    Sie spülte und wusch sich die Hände, roch an den duftenden Seifen in der Holzschale auf dem Sims. Sie sah sich im Spiegel dabei zu, wie sie das Handtuch zusammenfaltete und sorgfältig zurück an den beheizten Handtuchhalter hängte. Mein Gott, sie konnte es nicht mehr erwarten, wieder Jeans zu tragen, nicht mehr kurzatmig zu sein und nicht mehr alle paar Minuten pinkeln zu müssen. Und nicht mehr von den Leuten auf diese Weise angestarrt zu werden.
    Sie hasste es. Sie hasste es, der fette Trampel im hässlichen Kleid zu sein.
    »Warum bist du nicht einfach losgezogen und hast jemanden gevögelt? Dann wären wir quitt gewesen. Ich hätte dir echt keinen Vorwurf machen können.«
    Ehrlich gesagt hatte Helen keine Ahnung, was Paul vorgehabt hatte. Auch vor zwei Wochen war sie sich nicht sicher gewesen, und jetzt sah es so aus, als wüssten Kevin Shepherd und Frank Linnell und Gott weiß wer besser darüber Bescheid als sie. Ein Schauder lief ihr über den Rücken, als sie an Shepherds Gesichtsausdruck dachte, als sie vor der Haustür gestanden hatten. Und an Linnells Stimme am Telefon.
    Ich weiß, wer Sie sind …

    Nun wusste sie auch, wer er war. Oder was er war, aber dennoch glaubte sie, sie sollte ihn treffen. Argwohn konnte einen ebenso erdrücken wie Schuldgefühle oder schlechte Erinnerungen.
    Sie spuckte in das Waschbecken und spülte es weg, bevor sie das Badezimmer verließ.
    Sarah Ruston wartete an der Haustür, als Helen die Treppe herunterkam, und Patrick lief kurz danach die Treppe herab, um Helen zu verabschieden. Er hatte sich umgezogen und sah aus, als habe er gerade geduscht.
    »Danke«, sagte Helen. Nach Rustons Blick zu urteilen, hatte diese genauso wenig Ahnung, wofür Helen sich bei ihr bedankte, wie Helen selbst. »Und danke für den Tee.« Nach den beiden großen Tassen, die sie mit Deering getrunken hatte, hatte sie das Gefühl, in dem Zeug zu ertrinken.
    »Keine Ursache«, sagte Patrick. »Ich möchte mich für meine Bemerkung vorhin entschuldigen. Es war nur … weil Sarah so viel mitgemacht hat, verstehen Sie?«
    »Für sie ist es auch nicht gerade ein Sonntagsspaziergang«, sagte Ruston.
    »Natürlich nicht. Ich war …«
    »Ist gut«, sagte Helen.
    Nickend suchte Patrick nach Worten. »Untersuchen Sie den Fall tatsächlich selbst? Ich meine, ist das erlaubt?«
    »Ich untersuche gar nichts.«
    »Glauben Sie, die finden jemals die Jungs in dem Auto?«, fragte Ruston.
    »Ich würde mein Geld nicht darauf wetten.«
    »Haben sie denn schon irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    Ruston senkte den Kopf und öffnete die Haustür. Helen bedankte sich noch mal und trat rasch auf die Straße. Sie wollte hier weg, bevor wieder Tränen flossen. Patrick folgte ihr, er
hob die Hand, als sei ihm gerade etwas eingefallen, dabei war offensichtlich, dass er ab dem Moment, als Helen das Haus betreten hatte, darauf brannte, diese Frage zu stellen.
    » Wenn Sie mit den Beamten sprechen … die an dem Fall dran sind, könnten Sie uns da vielleicht einen Gefallen tun?«
    »Ich werde mich bemühen.«
    »Es geht um den BMW. Ich müsste wissen, ob sie damit fertig sind. Ich meine, es ist ein Totalschaden, aber es sind jetzt zehn Tage oder so, und erst wenn wir den Wagen wiederhaben, können wir das mit der Versicherung klären.«
    Acht Tage, dachte Helen. Es ist acht Tage her, dass Paul starb.
    Sie sagte, sie wolle sehen, was sie tun könne.

    Es war einfach gewesen, reinzukommen und dem Jungen die Waffe abzunehmen. Überhaupt, SnapZ – was war denn das für ein Name?
    Sobald er hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde, trat Clive, der abseits gewartet hatte, an die Tür und schob den Jungen

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