Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht
dann, wenn der fragliche Bulle wusste, dass es jemand auf ihn abgesehen hatte. Es war etwas, das man überhaupt nicht tat, es sei denn, man wollte, dass in absehbarer Zukunft Scheiße auf einen hereinprasselte, deshalb hatte Langford es sich ganz genau überlegt, ehe er grünes Licht gegeben hatte. Vor Thorne hatte er das nur ein einziges Mal getan, als ihm nichts anderes übrig geblieben war. Doch für einen Geschäftsmann, der so gewissenhaft und weitsichtig war, wie er es sich zu sein rühmte, war es der letzte aller letzten Auswege.
Jetzt musste er sich dank eines nutzlosen Trottels, der nicht schießen konnte, noch einmal das Hirn zermartern. Musste die Situation neu abwägen und abermals Fäden ziehen. Vor allem aber musste er Ruhe bewahren.
»Die hundert Euro«, sagte der fette Bauunternehmer. »Verdoppeln, oder wir sind quitt. Wer als Erster beim Clubhaus ist.«
»Tja, dass du nicht Tiger Woods bist, wissen wir bereits«, erwiderte Langford. »Aber jetzt hältst du dich anscheinend auch noch für Lewis Hamilton.«
»Du hast die Wahl, Kumpel.«
Langford trat aufs Pedal.
Sie beobachteten das Maklerbüro schon über eine Stunde, als Candela Bernal wieder herauskam. Fraser startete den Wagen, um bereit zu sein, ihr zu folgen, doch anstatt zu ihrem Mini zu gehen, wandte sich die junge Frau in ihre Richtung und ging dann den ganzen Weg bis ans andere Ende des Jachthafens, über die Straße und an den Strand.
»Manche haben’s gut«, sagte Fraser. »Eine Tasse Kaffee, eine Stunde mit den anderen Mädels quatschen und dann vor dem Mittagessen kurz baden gehen.« Sie stiegen alle drei aus dem Punto aus. »Ich glaube, ich habe den falschen Job.«
Thorne warf Samarez einen Blick zu und sagte zu Fraser, dass er ihm nicht widersprechen könne.
Da Samarez für die Aufgaben des folgenden Tages Thorne zugeteilt war, fuhr er mit seinem eigenen Auto nach Málaga zurück, um sich zu vergewissern, dass alles ordnungsgemäß vorbereitet war. Thorne und Fraser folgten Candela an den Strand und bezogen etwa zehn Meter vom Wasser entfernt in einer Bar Stellung. Fraser bestellte eine Flasche Mineralwasser. »Ich will nicht mehr schief von Ihnen angeschaut werden«, sagte er.
Zunächst war es bewölkt gewesen, doch die Hitze hatte die Wolken schnell aufgelöst, und Thorne schwitzte bereits wieder. Fraser trug eine andere Kombination aus Shorts und knalligem Hemd, während Thorne – obwohl er seine Jacke im Auto gelassen hatte – sich mit Polohemd und Chinohosen noch immer overdressed vorkam. Beim Packen hatte Louise gemeint, er würde vermutlich nicht mehr als eine lange Hose brauchen, doch er hatte nicht auf sie gehört.
Jedes Mal, wenn er sich ausmalte, vor Alan Langford zu stehen, trug er keine Shorts.
»Sie haben gestern Abend nicht viel erzählt«, sagte Fraser. »Über Ihre Lebensumstände zu Hause.«
Nennen-Sie-mich-Pete dagegen hatte während des Abendessens ununterbrochen über seine Frau und seine drei Kinder geschwatzt; über das Haus, das sie vielleicht eines Tages in Estepona kaufen würden, falls sie nicht alles für Klamotten verprasste, bevor es so weit war. »Vielleicht kann mir diese spanische Tussi, die wir morgen beschatten, ja ein paar Immobilientipps geben«, hatte er gesagt.
Samarez hatte gelächelt und erwidert: »Ich nehme an, da werden Sie ein paar Überstunden mehr machen müssen.«
Das Inventar am Strand war ebenso luxuriös wie alles andere in Puerto Banús, und nachdem Candela aus ihrem dünnen Kleid und ihren Sandalen geschlüpft war, machte sie es sich auf einer dick gepolsterten Rattan-Sonnenliege bequem. Sie zog ihr Bikini-Oberteil aus und legte sich mit einer Zeitschrift auf den Bauch. Allein ihr zuzusehen, machte Thorne müde.
Er schloss für ein paar Sekunden die Augen und genoss das Gefühl der Sonne auf seiner Haut, das Donnern und Rauschen der Wellen. Er erinnerte sich daran, dass die Frau im Flugzeug zu ihm gesagt hatte, er hätte einen Urlaub nötig, und kam zu dem Schluss, dass sie vermutlich recht gehabt hatte. Das letzte Mal war er im Ausland gewesen, als er mit Louise im Jahr zuvor nach Griechenland geflogen war. Wo sie das Baby gezeugt hatten, das sie dann im dritten Schwangerschaftsmonat verloren hatte.
Seitdem hatten sie nicht mehr über einen Urlaub gesprochen.
»Ich habe das ernst gemeint, was ich über falsche Titten gesagt habe.« Fraser putzte die Gläser seiner Sonnenbrille, setzte sie wieder auf und fuhr fort, Candela genüsslich anzustarren. »Die stören
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