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Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht

Titel: Tom Thorne 10 - Tödlicher Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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Sie hatte sie nur angestarrt, mit gerötetem Gesicht und schwer atmend, als kostete es sie große Überwindung, nicht zu ihrer Tochter zu gehen und ihr eine Ohrfeige zu verpassen.
    »Es tut mir wirklich leid, dass ihr verärgert seid«, hatte Anna gesagt. Sie hatte im überheizten Wohnzimmer ihrer Eltern gestanden und die Stimme ihrer Mutter in ihrer eigenen Stimme gehört. Den Tonfall, der jenen Gelegenheiten vorbehalten gewesen war, wenn Anna oder ihre Schwester irgendetwas besonders Dummes angestellt hatten. »Aber ich glaube, ich bin alt und hässlich genug, um selbst Entscheidungen zu treffen, meint ihr nicht?«
    Ihr Vater hatte den Mund auf- und zugemacht. Ihre Mutter hatte sich nur wieder hingesetzt.
    Um selbst völlig bescheuerte Entscheidungen zu treffen …
    Detective Inspector Tom Thorne wusste nichts über Annas Vergangenheit und ihre fragwürdigen Lebensentscheidungen, doch er hatte es offensichtlich für dumm von ihr gehalten, sich von Donna Langford engagieren zu lassen. Als sie ihre Unterhaltung auf dem Rückweg auf die Südseite des Flusses hatte Revue passieren lassen, war sie zu dem Entschluss gelangt, dass er eigentlich recht freundlich gewesen war, wenn auch ein wenig herablassend. Nein, sogar mehr als freundlich, da er jedoch mit seiner Skepsis und seinem Widerwillen nicht hinterm Berg gehalten hatte, machte sie sich keine großen Hoffnungen.
    Als sie die Victoria- U -Bahn-Station verließ, wartete eine SMS auf sie: »Wie vermutet. Wir können in dieser Sache nicht viel tun. Viel Glück mit Donna.«
    Sie hatte bereits die Hälfte einer Antwort getippt und versucht, eine witzige Bemerkung über Thornes kaputten Fotokopierer zu formulieren, als sie es sich anders überlegte und löschte, was sie geschrieben hatte.
    Auf einen glücklichen Zufall brauchte sie nicht zu hoffen, beschloss Anna. Sie konnte sich nicht vorstellen, woher dieser hätte kommen sollen und wie er eine Wende herbeiführen könnte. Er würde sie nicht davor bewahren, den Anruf tätigen zu müssen, vor dem ihr graute; das Geld zurückgeben zu müssen, das sie im Voraus erhalten hatte, und ihrer Klientin – ihrer einzigen Klientin – gegenüber zuzugeben, dass ihr die Ideen ausgegangen waren.
    Im Erdgeschoss hatten ihre Mitbewohnerin und der bescheuerte Freund ihrer Mitbewohnerin Musik aufgelegt. Anna stellte den Fernseher lauter. Sie ließ sich wieder aufs Bett fallen, murmelte eine Schimpftirade und schlug mehrmals mit den Händen auf die weiche Bettdecke.
    Ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern , hatte Thorne gesagt. Tja, sie musste das nicht. Sie brauchte das Geld, und sie brauchte etwas, das ihr Blut ein wenig in Wallung brachte. Was auch immer Tom Thorne von Donna Langford halten mochte, sie hatte niemanden, an den sie sich wenden konnte, und war sogar noch verzweifelter, als Anna bei ihrem ersten Treffen vermutet hatte.
    Außerdem hatte Thorne etwas an sich. Etwas, das ihr sagte, dass sie ihn nicht völlig abschreiben durfte. Sie hatte es in seinem Gesicht gesehen, als sie ihn provoziert hatte, als sie ihm gesagt hatte, sie habe geglaubt, er sei womöglich interessiert. Als sie sich ungeniert alle Mühe gegeben hatte, enttäuscht zu klingen.
    Sie setzte sich auf und griff nach der Fernbedienung. Dachte lächelnd an ihren armen, gekränkten Vater. Er war jemand, auf den man sich immer verlassen konnte, wenn es um eine ordentliche Moralpredigt ging, ob diese nötig war oder nicht.
    Selbst ist der Mann, geschenkte Gäule und höflich zu sein, kostet nichts. Trag immer frische Unterwäsche, denn du könntest einen Unfall haben, und so weiter.
    Jeder ist seines Glückes Schmied …
    »Er hat nicht ganz unrecht«, sagte Louise Porter.
    »Ja, genau.« Thorne hatte ihr von Russell Brigstockes Scherz erzählt: von den Entführungen und der Countrymusic.
    Louise hielt Thorne ihr Weinglas hin, und er schenkte ihr nach. »Ein Wunder, dass ich dich nicht rauswerfe.«
    »Das ist meine Wohnung.«
    »Ich rechne fest damit, dass der Papst mich heiligspricht.«
    »Soweit ich weiß, muss man dazu tot sein.«
    »Siehst du? Was Russell gesagt hat, ist alles wahr, und du bist ein Klugscheißer.«
    In letzter Zeit hatten sie mehr Abende miteinander verbracht als sonst, in Thornes Wohnung oder gelegentlich auch bei Louise in Pimlico. Louises Team der Kidnapping-Einheit hatte so wenig zu tun wie schon lange nicht mehr, und Thorne hatte sich keinen Mord eingefangen, der allzu viele Überstunden erforderte. Auf jeden Fall nichts restlos

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