Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
fragte James.
»Das ist das japanische Wort für eine Trainingshalle für Kampfsportarten.«
James und Mac traten ein. Etwa dreißig Kinder in weißen Anzügen mit schwarzen oder braunen Gürteln fochten Übungskämpfe, drehten sich gegenseitig in schmerzhaft aussehende Positionen, wurden umgeworfen und sprangen mühelos wieder auf. Dazwischen lief eine strenge japanische Dame herum und hielt gelegentlich inne, um in einer Mischung aus Japanisch und Englisch, die James nicht verstand, ihre Kritik herauszuschreien.
Mac führte James in einen kleineren Raum, dessen Boden mit federnden blauen Matratzen bedeckt war. Ein drahtiger Junge stand an der hinteren Wand und machte Dehnungsübungen. Er war etwa zehn Zentimeter kleiner als James und trug einen Karateanzug mit einem schwarzen Gürtel.
»Zieh deine Schuhe und Socken aus, James«, verlangte Mac. »Hast du schon einmal eine Kampfsportart gelernt?«
»Mit acht bin ich ein paar Mal zum Training gegangen«, sagte James. »Ich fand es langweilig. Es war ganz anders als das hier. Die Leute waren Mist.«
»Das ist Bruce«, sagte Mac. »Er ist dein Sparringspartner.«
Bruce kam herüber, verbeugte sich und schüttelte James die Hand. James fühlte sich zuversichtlich, als er die knochigen, kleinen Finger von Bruce drückte. Vielleicht kannte der Junge ein paar schicke Tricks, aber James war sicher, dass er ihm an Größe und Gewicht überlegen war.
»Das sind die Regeln«, verkündete Mac. »Wer als Erster den anderen fünf Mal zur Aufgabe zwingt, hat gewonnen. Der Gegner zeigt die Aufgabe mit Worten an oder indem er mit der Hand auf die Matte schlägt. Jeder Gegner kann jederzeit vom Kampf zurücktreten. Es ist alles erlaubt, um die Aufgabe zu erreichen, außer Schlägen in die Geschlechtsteile und in die Augen. Habt ihr das verstanden?«
Beide Jungen nickten und Mac reichte James einen Mundschutz.
»Stellt euch im Abstand von zwei Metern auf und bereitet euch auf die erste Runde vor!«
Die Jungen gingen zur Mitte der Matte.
»Ich werde dir die Nase einschlagen«, sagte Bruce.
James lächelte. »Kannst es ja versuchen, Kleiner.«
»Kämpft!«, befahl Mac.
Bruce bewegte sich so schnell, dass James seine Handfläche erst sah, als sie auf seine Nase krachte. Ein feiner Nebel aus Blut sprühte hervor, als James zurücktaumelte. Bruce fegte James die Füße weg und ließ ihn auf die Matte knallen. Dann drehte er ihn auf den Bauch und verdrehte ihm schmerzhaft den Arm auf den Rücken, sodass er ihn nicht mehr bewegen konnte. Mit der anderen Hand rieb er James’ Gesicht in dem Blut, das aus seiner Nase lief.
»Ich geb auf!«, schrie James durch den Mundschutz.
Bruce hörte auf. James konnte nicht fassen, dass Bruce ihn innerhalb von fünf Sekunden halb umgebracht hatte. Er wischte sein blutiges Gesicht am Ärmel seines T-Shirts ab.
»Fertig?«, fragte Mac.
James’ Nase war mit Blut verstopft und mit offenem Mund schnappte er nach Luft.
»Warte mal, Mac«, sagte Bruce. »Mit welcher Hand schreibt er?«
James war dankbar für die paar Sekunden Pause, auch wenn er sich fragte, weshalb Bruce eine so merkwürdige Frage stellte.
»Mit welcher Hand schreibst du, James?«, fragte Mac.
»Mit links.«
»O.K., kämpft!«
Diesmal sollte Bruce nicht den ersten Schlag landen. James sprang vor. Das Dumme war nur, dass Bruce weg war, bis James zu ihm gelangte. Er fühlte sich von hinten hochgehoben, als Bruce ihn auf den Rücken warf, sich rittlings über ihn setzte und ihm mit den Schenkeln die Luft aus der Lunge presste. James wollte sich herauswinden, konnte jedoch nicht einmal atmen. Bruce griff nach James’ rechter Hand und verdrehte den rechten Daumen, bis ein lautes Krachen ertönte.
James schrie auf. Bruce ballte die Faust und spuckte seinen Mundschutz aus. »Ich schlag dir noch mal auf die Nase, wenn du nicht aufgibst.«
Die Hand sah jetzt um einiges bedrohlicher aus als noch vor fünf Minuten, als James sie geschüttelt hatte.
»Ich geb auf«, ächzte er.
James hielt sich den Daumen, als er auf die Füße kam. Aus seiner Nase lief ein Blutfaden über seine Oberlippe in seinen Mund. Die Matte war rot verschmiert.
»Willst du weitermachen?«, fragte Mac.
James nickte. Sie stellten sich für die dritte Runde auf. James wusste, dass er mit dem Blut im Gesicht und der rechten Hand, die so wehtat, dass er sie nicht bewegen konnte, keine Chance hatte. Doch er war so wütend, dass er entschlossen war, wenigstens einen guten Schlag zu landen, auch wenn er dabei
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