Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
aßen nur Früchte, die sie kannten; es konnten ja durchaus giftige unter den unbekannten Früchten sein. Wenn sie getrunken hatten, setzten sie die Rucksäcke ab, zogen die Stiefel aus und rannten mit voller Kleidung ins Wasser.
Das größte Risiko im Dschungel sind nicht wilde Tiere, sondern Moskitos. Die winzigen Insekten stechen einem mit dem Rüssel unter die Haut, um Blut zu saugen. Ihr Stich hinterlässt nur einen juckenden roten Fleck, doch die mikroskopisch kleinen Malaria-Erreger, die sie von einem Opfer auf das nächste übertragen, können krank machen oder sogar tödlich sein. Die Kinder hatten keine Malaria-Tabletten dabei, daher konnten sie nur ihre Haut bedecken, versuchen, trocken zu bleiben, und Insektenabwehrmittel auftragen.
Moskitos werden vom Schweißgeruch angezogen, deshalb zogen James und Kerry nach jedem Bad trockene Kleider an. Die nassen Sachen hängten sie über die Rucksäcke; die Hitze würde sie vor dem nächsten Halt trocknen. Wenn sie sich umgezogen hatten, trugen sie Insektenschutzmittel und Sonnencreme auf, bevor sie wieder den Schatten der Bäume aufsuchten.
Die Kokosmilch und der Saft der Früchte waren zu reichhaltig, um sie in großen Mengen zu trinken. Außerdem brannte James von der Fruchtsäure der Gaumen. Sein Mund war trocken. Am frühen Nachmittag wurden sie durch den Durst etwas langsamer.
Meerwasser ist zu salzig, um es zu trinken, und im Dschungel fanden sie nur Tümpel mit stehendem, vor Moskitos surrendem Wasser, das wahrscheinlich auch noch durch den Urin von Tieren verunreinigt war. Eine Quelle würden sie nur im höher gelegenen Binnenland finden, also konnten sie bloß frisches Wasser bekommen, wenn es regnete. Einen Sturm würde es mit Sicherheit geben. In der tropischen Hitze verdampfte so viel Wasser, dass der Himmel am Nachmittag vor Wolken barst. James und Kerry sahen zu, wie sich der Himmel langsam verdunkelte. Als der erste Blitz über den Himmel zuckte, rannten sie zum Strand, bliesen das Plastikbecken auf und warteten.
So einen Regen hatten sie noch nie erlebt! Die ersten Tropfen hatten die Größe von Tischtennisbällen. James legte den Kopf in den Nacken, um zu trinken. Als der Himmel seine Schleusen richtig öffnete, kam es ihnen vor, als stünden sie unter Larges Feuerwehrschlauch. Das Wasser schoss Löcher in den glatten Sand. James hielt sich einen Arm vors Gesicht und hielt mit Mühe das immer voller werdende Plantschbecken fest.
Kerry brachte ihre Rucksäcke unter einem Baum in Sicherheit, bevor sie beide ihre Gesichter in das Becken tauchten und tranken. Als es aufhörte zu regnen, blieb genug übrig, um beide Wasserkanister zu füllen. Um nicht Gefahr zu laufen, wieder Durst erleiden zu müssen, füllten sie den Rest in eine Plastiktüte und nahmen sie mit.
Nachdem sie die Flussmündung erreicht hatten, wurde das Laufen einfacher. Am Fluss lief ein unbefestigter, von Reifenspuren zerwühlter Weg entlang. Kerry zählte die Biegungen im Fluss, um den Checkpoint auszumachen, den sie schließlich sogar eine Stunde vor dem Zeitlimit erreichten. Nach dem siebenstündigen Marsch taten ihnen die Füße höllisch weh.
Der Checkpoint war durch eine Flagge gekennzeichnet. Am Flussufer lag unter einer Plane ein drei Meter langes Holzboot mit einem Außenbordmotor. James hob die Abdeckung an und entdeckte erfreut Fertiggerichte, Kochtöpfe und Benzinkanister im Inneren. Plötzlich bewegte sich etwas. Zuerst schob James alles auf das Licht, doch dann bewegte sich wieder etwas und zischte. James ließ die Plane los und fuhr zurück.
»Eine Schlange!«, schrie er.
Kerry kam vom Flussufer herüber.
»Was?«
»Da ist eine verdammt große Schlange im Boot.«
»Bist du sicher?«, fragte Kerry. »Im Handbuch steht, dass Schlangen hier eher selten sind.«
»Die müssen die Trainer versteckt haben«, vermutete James. »Ich schätze, wenn wir die Plane wegziehen, haut sie ab.«
»Wie groß ist sie?«
»Riesig«, sagte James und formte mit den Händen einen Kreis von zwanzig Zentimetern Durchmesser.
»In Malaysia gibt es keine so großen Schlangen«, sagte Kerry verwundert.
»Du kannst gerne selber deinen Kopf da reinstecken, wenn du mir nicht glaubst.«
»Ich glaube dir ja, James. Aber wir sollten sie nicht entwischen lassen. Wir könnten sie zu Abend essen.«
»Was? Das Viech könnte giftig sein. Und wie sollen wir es töten?«
»James, hast du bei unserem Survivaltraining nicht zugehört? Nur eine Constrictor wird so groß, und das sind
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