Top Secret 1 - Der Agent (German Edition)
versuchte ein paar vorsichtige Schritte mit ihrem schwachen Knie.
»Nicht schlimmer als sonst«, stellte sie fest.
James hielt die Hand vor die Augen, um sich vor dem herumfliegenden Sand zu schützen, als der Hubschrauber verschwand. Sie zogen ihre Rucksäcke aus dem Wasser auf den trockenen Sand hinauf, der im gleißenden Sonnenlicht glitzerte.
»Lass uns in den Schatten gehen«, sagte James.
Sie ließen sich unter einer Palme nieder. James rieb den nassen Sand von seinen Händen an der Hose ab. In ihrem Rucksack fand Kerry ihre Instruktionen.
»Oh, Mist«, entfuhr es ihr.
»Was?«
Kerry zeigte James ein Blatt ihrer Instruktionen in japanischer Sprache. Schnell suchte James seine eigene Kopie und das Herz rutschte ihm in die Hose.
»Na super«, meinte er. »Alles Russisch. Hätte ich gewusst, dass mein Leben mal davon abhängt, hätte ich in den Stunden wahrscheinlich besser aufgepasst.«
Schließlich stellten sie fest, dass die Informationsblätter identisch waren. James verstand etwa die Hälfte des russischen Textes, Kerry etwas mehr von dem japanischen, und indem sie die beiden Versionen abglichen und sich den Rest zusammenreimten, konnten sie fast alles entziffern.
Sie hatten einige grobe Kartenskizzen, auf denen die Position des ersten Checkpoints eingetragen war, doch es gab keinen Hinweis darauf, wo sie abgesetzt worden waren oder in welche Richtung sie gehen sollten. Um sechs Uhr abends mussten sie am ersten Checkpoint sein und dort übernachten.
»Wahrscheinlich bekommen wir dort weitere Instruktionen«, vermutete Kerry.
James durchsuchte seinen Rucksack. Er war viel zu schwer. Was sollten sie mitnehmen? Bei einigen Sachen war es klar: eine Machete, einen Kompass, ein Plastikplantschbecken, um Regenwasser aufzufangen, Notrationen, eine leere Wasserflasche, ein Erste-Hilfe-Set und Arzneimittel, Entkeimungstabletten für Trinkwasser, Sonnencreme, Moskitonetze, Streichhölzer und ein Schweizermesser. Eine Rolle Plastikmülltüten wog fast nichts und war vielseitig verwendbar. Außerdem hatten sie ein Zelt mit Metallstangen.
»Lass das liegen«, meinte Kerry. »Es wiegt zu viel und wir können uns ein Dach aus Palmenblättern machen.«
Eine Menge schwerer Dinge warfen sie weg: Ersatzstiefel, Schirme, Geschirr und warme Jacken. Auch konnten sie sich nicht vorstellen, wozu sie einen Rugbyball oder einen Tischtennisschläger gebrauchen konnten. Mit der Taschenbuchausgabe von Shakespeares gesammelten Werken konnte man ein Feuer machen, aber sie fanden, dass sie zu sperrig war. Nach dem Aussortieren hatten die Rucksäcke ein erträgliches Gewicht. James stocherte noch einmal mit dem Fuß in den Sachen herum, die sie im Sand zurückließen, und hoffte, dass nichts dabei war, was sie später brauchen würden.
»Und was nun?«, fragte er.
Kerry hielt die Karte hoch und zeigte auf einen Berg in einiger Entfernung.
»Der Checkpoint liegt am Flussufer«, sagte sie. »Der Berg dort drüben ist der Karte nach auf der anderen Seite des Flusses, also sollten wir auf ihn zugehen.«
»Wie weit?«
»Schwer zu sagen, die Karte hat keinen Maßstab. Aber wir sollten uns auf jeden Fall beeilen, denn im Dunkeln finden wir den Checkpoint nie.«
Sie entschieden, an der Küste entlangzugehen, bis sie auf die Flussmündung stießen, um dann flussaufwärts den Checkpoint zu suchen. Es wäre schneller gewesen, direkt ins Binnenland vorzudringen, aber wenn sie dann den Fluss erreichten, konnten sie nicht wissen, in welcher Richtung der Checkpoint lag.
Direkt am Strand entlangzulaufen, war wegen der Hitze ausgeschlossen, daher gingen sie ein paar hundert Meter weiter landeinwärts im Dschungel, wo die Bäume einen schattigen Baldachin voll kreischender Vögel bildeten. Unter diesem Dach wuchsen nur Moose und ein paar Pilze. Abgesehen von den Wurzeln riesiger Bäume und gelegentlichen Umwegen um umgestürzte Bäume, war das Gelände eben und sie kamen gut voran.
Dafür schlugen sie eine Schlacht gegen die Insekten. Als ein zehn Zentimeter langer Tausendfüßler an ihrem Bein hinaufkletterte, bekam Kerry einen Schreianfall. Der Biss des Insekts schwoll zu einer roten Beule an. Daraufhin steckten sie ihre Hosenbeine in die Socken.
Pro Stunde gingen James und Kerry ein Mal an den Strand, wo die Bäume kleiner waren und weiter auseinander standen. Sie schüttelten Kokosnüsse herunter, und als sie herausgefunden hatten, wie sie sie öffnen konnten, tranken sie die herrliche Milch. Überall wuchsen Obstbäume, aber sie
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