Top Secret 8 - Der Deal (German Edition)

her, dass ein CHERUB-Agent während einer Mission gestorben war. Zara Asker war erst seit zehn Monaten die Vorsitzende der Organisation, und sie erfuhr von der schwersten Krisensituation in ihrer Karriere, als sie im Krankenhaus saß und ihren dreijährigen Sohn Joshua beruhigte, der sich den Arm gebrochen hatte, weil er im Kindergarten unbedingt von der Rutsche springen musste.
    Es war ein komplizierter Bruch, und Joshua musste nach einer kleineren Operation, bei der ein Metallstift eingesetzt wurde, über Nacht im Krankenhaus bleiben.
    Er weinte und war unruhig, und Zara fühlte sich schuldig, ihr eigenes Kind im Stich zu lassen, um sich um ein anderes zu kümmern. Aber Joshua konnte sich von seinem Vater Ewart trösten lassen, und auch wenn der Kleine nach seiner Mutter schreien würde, sobald er müde war, würde sein Arm doch heilen, und der Gips war in einem Monat Vergangenheit. Gabrielles Schicksal war keineswegs so sicher.
    Etwa ein Dutzend Radarfallen blitzten Zara, als sie im Lexus der Familie vom Krankenhaus in der Nähe des Campus zu einem anderen Krankenhaus bei Luton raste. Eine Polizeistreife hielt sie an, weil sie sich durch den dichten Verkehr drängelte, doch ein Zücken ihres Hochsicherheits-Ausweises verschaffte ihr eine Blaulichteskorte auf der Überholspur der M1.
    Neben den Sorgen um Gabrielle bewegten Zara die politischen Konsequenzen, die auf den Vorfall folgen würden. Nur der Premierminister und der Minister für innere Sicherheit wussten von der Existenz von CHERUB. Beiden hatte man versichert, dass Cherubs gut ausgebildet und genau von ihren Einsatzleitern überwacht wurden, und dass die Gefahr für sie, ernsthaft verletzt oder gar getötet zu werden, minimal war.
    Zara standen unangenehme Fragen bevor, wenn bekannt wurde, dass eine ihrer Agentinnen nach einer Messerstecherei zwischen rivalisierenden Drogenbanden in Lebensgefahr schwebte. Aber sie wurde mit einem wesentlich grundlegenderen Drama konfrontiert, als sie an den beiden Polizeibeamten vorbeiging, die am Eingang zur Intensivstation Wache standen, für den Fall, dass es zu Ärger zwischen den rivalisierenden Gangs kam.
    Einsatzleiterin Chloe Blake und ihre Assistentin Maureen Evans erhoben sich und umarmten Zara, als sie den Warteraum zwischen zwei Zimmern der Intensivstation betrat. Chloe war gerade einmal seit einem knappen Jahr Einsatzleiterin, und Maureen war ein Ex-Cherub aus Trinidad, die erst nach ihrem Universitätsabschluss im letzten Oktober zu Chloes Assistentin ernannt worden war.
    Zara respektierte beide Frauen, wusste aber, dass man ihr die Frage stellen würde, warum ausgerechnet den beiden unerfahrensten Einsatzleitern von CHERUB die Verantwortung für eine hochriskante Mission übertragen worden war.
    Am anderen Ende des Raums stand Michael, starrte aus dem schmutzigen Fenster und bemühte sich, nicht zu weinen. Als Zara ihn auf die Wange küsste und ihm über den Rücken strich, rollte eine Träne über sein Gesicht.
    Michael war wesentlich jünger als seine großen Schwestern, und damit die Geschwister nicht getrennt wurden, war er CHERUB schon im Alter von drei Jahren beigetreten. Zara erinnerte sich noch, wie er auf seinem Laufrad über den Campus gerollt war, als sie zum ersten Mal zur Assistentin eines Einsatzleiters berufen worden war.
    »Wie sieht es aus?«, erkundigte sich Zara, als sie Michael losließ.
    Chloe antwortete. »Gabrielle liegt in einem sterilen Raum, damit keine Infektionen auftreten können. Sie ist sediert worden und wird künstlich beatmet. Sie haben ihr ein Mittel gegeben, um die Blutungen einzudämmen.«
    »Was sagen die Ärzte über ihren Zustand?«
    »Kritisch, aber stabil. Der Arzt sieht alle halbe Stunde nach ihr, und vor vierzig Minuten kam die Chirurgin vorbei. Sie sagte, sie hätten die Blutungen zum größten Teil gestoppt, aber das Messer sei sehr tief eingedrungen und stecke noch in ihrem Rücken.
    Fünf von den Runts sind ebenfalls schwer verletzt. Im Augenblick operieren sie einen Jungen, der eine Schrotladung in den Rücken bekommen hat. Sobald er aus dem Operationssaal heraus ist, bringen sie Gabrielle hinein und werden versuchen, das Messer zu entfernen. Die Chirurgin meint, sie könnten erst sagen, wie schwer die inneren Verletzungen sind, wenn sie sie aufmachen.«
    »Das klingt grausig.« Zara fuhr sich mit der Hand durch die Haare und sah sich besorgt um. »Können wir hier vertraulich reden?«
    »Solange wir leise sind.« Chloe nickte. »Die Sicherheitsvorkehrungen