Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
dass man sieht, was richtige Jobs sind. Wir nutzen alle unsere Verbindungen, um interessante Praktikumstellen für euch zu finden, und ich würde gerne jedem von euch einen super Job anbieten, aber leider ist es dieses Jahr nicht so.«
»Aber das wird so was von beschissen«, stöhnte James.
»Woher willst du das wissen, bevor du es ausprobiert hast?«
»Weil ich es mit Kerry zusammen machen muss, und wir kommen zurzeit nicht gerade gut miteinander klar. Kann ich nicht jemanden überreden, den Job mit mir zu tauschen?«
»Auf gar keinen Fall«, erklärte Meryl bestimmt. »Es hat Ewigkeiten gedauert, alles zu arrangieren. Wenn ich es dir erlaube, zu tauschen oder dich zu drücken, wollen das die anderen auch. Und ich weiß, dass du mit Kerry im Moment Probleme hast, aber normalerweise hängt ihr mit denselben Leuten herum. Es sind nur zwei Wochen im Deluxe Chicken, und es ist ja nicht so, als ob wir euch beide auf einer einsamen Insel aussetzen würden.«
James ärgerte sich zwar, dass er den Job bei Copthorne Racing nicht bekommen würde, aber Meryl war immerhin fair. Sie hatte für alle ihr Bestes getan, und wie Shak gesagt hatte, fand das Schicksal wohl immer einen Weg, alles auszugleichen.
»Dann bin ich jetzt wohl der Chicken-Boy«, seufzte er.
»Und? Was hast du heute in der ersten Stunde?«, fragte Meryl.
James zuckte mit den Achseln. »Spanisch. Das ist ganz okay, nur dass Lauren in meinem Kurs ist und um Klassen besser als ich.«
»Na, dann kann’s ja heute nur noch aufwärtsgehen«, grinste Meryl. »Und wenn das alles ist, würde ich jetzt gerne wieder zurück zu meinem Kaffee.«
Damit stieß sie die Tür zum Personalraum auf, und James erhaschte einen Blick auf die Erwachsenen, die darin saßen. Überrascht erkannte er an einer Fensternische den grauen Kopf des früheren Vorsitzenden von CHERUB.
»Ist das Dr. McAfferty da drin?«, fragte er. »Ich habe ihn Ewigkeiten nicht gesehen. Er hat mir sehr geholfen, als ich auf den Campus kam, und wenn er nachher noch da ist, würde ich ihm gerne Guten Tag sagen.«
Meryl presste die Lippen zusammen, schloss die Tür wieder und trat noch einmal auf den Gang. Sie beugte sich dichter zu James und sah sich nach anderen Leuten um, bevor sie sagte: »Zara Asker musste heute Morgen ganz früh zu Macs Haus fahren. Seine Frau, seine Schwiegertochter und zwei seiner Enkel waren in dem Flugzeug, das gestern Nacht in den Atlantik gestürzt ist.«
James hatte das Gefühl, als habe ihn eine Dampfwalze überrollt. »Oh verdammt!«, stieß er hervor, als ihm klar wurde, warum Meryl sich so merkwürdig verhalten hatte. »Es muss ihm ja schrecklich gehen!«
Meryl nickte. »Mac hat sechs Kinder, aber keines davon wohnt in der Nähe des Campus. Als er es gehört hat, ist er völlig zusammengebrochen. Zara hat ihn hierhergebracht, weil sie ihn auf keinen Fall alleine lassen wollte.«
»Ich kann es nicht fassen.«
»Das kann niemand«, sagte Meryl. »Mac ist nicht in der Lage, Auto zu fahren, wir sorgen dafür, dass ihn jemand zu seinem Sohn nach London fährt. Irgendwann wird es auf dem Campus bekannt werden, aber wir versuchen, es geheim zu halten, bis Mac weg ist. Wir wollen nicht, dass die Lage für ihn noch schlimmer wird – und ein paar der Rothemden sind nicht gerade Meister des Taktgefühls.«
»Keine Angst, ich sage es niemandem«, versprach James und schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Der arme Mac.«
6
Fahim Bin Hassam saß auf seinem Bettrand und zog sich eine lange graue Schulsocke über sein pummeliges Bein. Der Elfjährige wohnte in einer nagelneuen Sechs-Zimmer-Villa mit Blick über Hampstead Heath, sechs Kilometer von der Londoner Innenstadt entfernt.
Er hatte ein großes Zimmer mit LCD-Bildschirm, einem Computer und Nirwana-Postern an der Wand. Auf dem Fußboden verteilt lagen CDs und Spiele für die Playstation, und eine nasse Spur zog sich vom angrenzenden Badezimmer zu einem luxuriösen lachsroten Handtuch und einem Designer-Bademantel, der zusammengeknüllt auf dem Eichenfußboden lag. Seine Mutter würde sich zwar über die Unordnung beschweren, aber Fahim war sicher, dass die Putzfrau zuerst kommen würde.
Im Schrank fand er graue Shorts und ein beiges kurzärmeliges Hemd und klaubte dann die bereits geknotete braun-gelbe Krawatte vom Boden auf. Es war die Uniform der Warrender Prep, einer Privatschule mit dem stolzen Ruf, ihre Schüler auf den Eintritt in die besten höheren Schulen Englands vorzubereiten. Wenn allerdings heute Mittag
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