Top Secret 9 - Der Anschlag (German Edition)
vorne, als er kurzzeitig wieder das Bewusstsein verlor. Er atmete etwas von seinem Erbrochenen ein, und als er mit einem Ruck wieder erwachte und heftig zu husten begann, rief Yasmin nach einer Schwester.
»Gehen Sie zur Seite!«, befahl die Schwester, zog sich einen Gummihandschuh über und lief zum Bett. Sie steckte Fahim den Finger in den Mund und befreite seine Luftröhre von Erbrochenem. Yasmin trat erschrocken zurück.
9
James und Dana gingen seit zehn Monaten miteinander – neuneinhalb Monate länger als die meisten vorausgesagt hatten. Ihre Beziehung hatte sich eingespielt und ihr Leben verlief in manchen Bereichen sogar ziemlich parallel. CDs, T-Shirts und Socken waren Gemeinschaftsgut. In Danas Zimmer lag ein Mach-3-Rasierer von James, und auch wenn Dana den Eindruck vermitteln wollte, dass ihr egal war, wie sie aussah, ließ die Menge an halb leeren Cremetuben, Sprays und Puderdöschen, die auf den Regalen in James’ Badezimmer herumlagen, etwas anderes vermuten.
Es war bereits nach elf. James saß neben Dana auf seinem Bett, mit dem Rücken an die Wand gelehnt und halb nackt.
»Ich sollte jetzt gehen«, sagte Dana, zog ihren eingeschlafenen Arm hinter James’ Schultern hervor und rieb ihn wieder wach. »Ich habe morgen früh als Erstes Combat-Training.«
Auch James musste früh zum Training, aber es war doch gerade so kuschelig und ohne Danas stützenden Arm wurde sein Nacken kalt. »Geh noch nicht«, bat er leise und fasste sie am Handgelenk. »Du könntest doch hierbleiben. Wer erfährt das denn schon?«
»Lieber nicht«, begann Dana, unterbrach sich aber, weil sie unkontrolliert gähnen musste. »Ich kann ja doch nicht schlafen, wenn du dich ständig herumwälzt.«
»Nur kuscheln«, versprach James und legte Dana die Zehen an den Po, als sie sich Boxershorts und Jeans hochzog.
»He, nicht!«, kicherte Dana und machte mit den Hosen um die Beine einen unbeholfenen Schritt nach vorne. »Du hast immer so eiskalte Füße!«
»Jetzt trägst du also auch schon meine Boxershorts?«, stellte James fest. »Ich habe mich schon gefragt, wohin die wohl verschwunden sind.«
»Mir gefallen die langsam«, gestand Dana. »Sie kneifen nicht so im Schritt wie Slips.«
»Vielleicht sollte ich es mal mit deiner Unterwäsche versuchen«, überlegte James grinsend.
Dana lachte. Sie ignorierte die zusammengeknäulten Socken und schlüpfte barfuß in ihre Stiefel. Da sie nur nach oben in ihr Zimmer gehen wollte, ließ sie die Schuhbänder offen.
»Ich glaube, die kleinen Pinkfarbenen mit den grünen Spitzen würden mir gut stehen.«
»Ganz bestimmt«, bestätigte Dana und drehte sich in Richtung Tür. »Aber wenn du dich dann vor den Jungs umziehst, hast du ein kleines Problem.«
»Bitte bleib hier!« flehte James.
»Nicht, solange du noch ein Kind bist«, neckte ihn Dana. »Ich kann es nicht verantworten, dir die Unschuld zu rauben.«
»Na, komm schon«, bettelte James. »In knapp einem Monat bin ich sechzehn, und auf dem Campus glauben sowieso alle, dass wir es schon tun.«
»Tun wir aber nicht«, erklärte Dana bestimmt und ging zur Tür. »Und ich habe dir schon mal gesagt, dass ich dafür sorge, dass sich das Warten lohnt.«
Bei seiner letzten Mission hatte James seine Jungfräulichkeit verloren und auch Dana hatte – vor James – bereits mit einem älteren Jungen auf dem Campus geschlafen. Aber sie hatten beschlossen, dass sie den Rest ihrer CHERUB-Karriere nicht aufs Spiel setzen wollten, indem sie eine sexuelle Beziehung miteinander anfingen, bevor sie beide sechzehn waren. Genauer gesagt, hatte Dana das beschlossen. Aber James war in keiner guten Verhandlungsposition gewesen, da er sich – nach seinem Seitensprung – auf ziemlich dünnem Eis bewegte.
James grinste. »An meinem Geburtstag werde ich eine Sekunde nach Mitternacht sabbernd vor deiner Tür auftauchen.«
»Du bist ja so ein Romantiker!«, lachte Dana und warf ihm einen Gutenachtkuss zu.
Es war nur eine Gehirnerschütterung, und da das Krankenhaus nicht genügend Betten hatte, wurde Fahim um 23:15 Uhr entlassen. Sein Vater schob ihn in einem Rollstuhl durch die Krankenhausgänge, doch die Stufen von dort zum Auto schaffte er ebenso allein wie zu Hause die Treppe zu seinem Zimmer.
Trotz müder Augen und hämmernder Kopfschmerzen konnte Fahim nicht einschlafen. Er lag auf dem Rücken, starrte an die Decke und lauschte auf die Stimme seines Vaters unten in der Halle. Hassam arbeitete regelmäßig bis nach Mitternacht und
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