Top Secret - Der Auftrag
hat ein schlimmes Wort gesagt, Daddy«, informierte ihn Charlotte, als er sich hinter das Steuer setzte.
»Manchmal sagen Erwachsene schlimme Wörter, wenn sie sich aufregen, meine Süße. Ich glaube, das Auto ist kaputt, und das hat Mami böse gemacht.«
»Kannst du es reparieren?«
»Ich kenne mich mit Autos nicht aus, Charlotte. Wir müssen wohl einen Mechaniker kommen lassen.«
»Was ist ein Mechaniker?«
Michael ignorierte die Frage seiner Tochter, stieg aus und stand seiner wütenden Frau gegenüber.
»Ich ruf den Automobilclub«, meinte er achselzuckend. »Du wirst auf den Mechaniker warten müssen.«
»Warum ich?«, fragte Patricia empört. »Ich kann nicht warten. Ich muss Charlotte im Bus zum Kindergarten bringen und dann zum Friseur.«
»Heute ist dein freier Tag«, erinnerte sie Michael. »Ich muss um halb elf zu einem Nachbarschaftstreffen in dem dämlichen Gemeindezentrum.«
»Du hast gesagt, da seien eh nur ein paar Rentner, die nichts Besseres zu tun hätten.«
»Das ist ja auch so«, entgegnete Michael. »Aber ich bin Gemeindepolizist, das gehört zu meinem Job.«
»Du hast noch fast zwei Stunden. Der Mechaniker sollte doch vorher da sein.«
Aus dem Auto heulte Charlotte: »Mami, ich will raus!«
Michael grunzte seine Frau an. »Na schön, ich warte auf den Mechaniker. Es ist zwar dein freier Tag, aber hau du nur ab und lass dir die Haare machen. Ich schätze, die Welt würde sich sonst nicht weiterdrehen. Und unser Auto brauchen wir ja schließlich nicht!«
»Hol mich raus!«, kreischte Charlotte und trat mit ihren rosa Turnschühchen gegen den Vordersitz.
»Dich würde es auch nicht umbringen, wenn du mal deinen faulen Hintern hebst und hier ausnahmsweise mal was tust«, schrie Patricia, als sie sich ins Auto beugte und Charlottes Gurte löste.
8:51 Uhr
In der Hotelsuite erklang Rays Stimme aus dem grauen Bus. »Basis, das war’s. Ich sehe, wie Michael ins Haus geht.«
Kerry und Lauren saßen immer noch gequetscht beieinander und teilten sich ein Kopfhörerpaar, als John sagte: »Danke, Ray, verstanden. Ich lasse Chloe das Telefon umschalten.«
»Das habe ich schon erledigt«, sagte Chloe. »Wir können jetzt jeden Anruf, den Michael macht, annehmen.«
»CHERUB macht’s möglich!«, trällerte Lauren mit Werbeslogan-Stimme.
John sah Kerry und Lauren scharf an. »Ihr zwei plappert
hier nicht herum, wenn dieser Anruf kommt - nein, vergesst das. Lauren, du bist noch nicht mal angezogen, und Kerry, deine Haare sehen aus wie ein Vogelnest. Vielleicht brauchen wir euch später noch, also macht euch fertig. Und dann geht ihr nach unten, bevor das Frühstücksbüffet abgeräumt wird.«
Lauren sah John flehend an. »Dürfen wir bitte noch bleiben, bis der Anruf kommt?«
John blieb hart. »Nein. Das hier ist nicht der Quatsch-Kanal, sondern ein Einsatz, und wir haben alle unsere Aufgaben, also verschwindet!«
Schmollend verzogen sich die Mädchen und begannen, sich darum zu streiten, wer zuerst unter die Dusche durfte.
»Seid gefälligst leise!«, rief John. »Außerdem seid ihr ja nicht so riesig, dass ihr nicht zusammen unter die Dusche passt.«
»Aber...«, begann Kerry zögernd.
»Denkt nur mal, wie viel Wasser ihr spart«, rief Chloe ungerührt. »Das ist gut für die Umwelt.«
Kaum waren die Mädchen verschwunden, als das Telefon, das mit einem der Computer verbunden war, zu klingeln begann. Nach drei Klingeltönen spielte Chloe ein Programm von einem Callcenter ab, das sie vor ein paar Tagen aufgenommen hatte.
»Hallo, mein Auto …«, begann Michael Patel, bevor er erkannte, dass er mit einer Maschine sprach.
»Willkommen bei der Hotline des Automobilclubs. Im Augenblick sind alle Plätze belegt. Ihr Anruf ist uns
wichtig und einer unserer Mitarbeiter wird ihn so bald wie möglich entgegennehmen. Bitte halten Sie Ihre Mitgliedsnummer bereit …«
»Verdammt noch mal«, fluchte Michael, als leise klassische Musik aus dem Hörer dudelte. »Warum kann heutzutage nicht mal mehr jemand ans Telefon gehen?«
8:59 Uhr
Von Leon hatte Dave einen Satz Schlüssel für den Wagenpark erhalten. Als er das Vorhängeschloss am Tor öffnete, sah Dave über die Schulter zu dem orangen Mercedeslieferwagen, der gegenüber parkte. Er wusste, dass dort Greg Jackson von der Beschwerdeabteilung der Polizei saß und ihn beobachtete.
Leon und Pete kamen selten vor Viertel nach neun, daher hatte Dave noch ein paar Minuten Zeit für einen letzten Check. Er schloss
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