Top Secret - Der Auftrag
an die Seiten des Doppelbettes schlichen. James hielt drei Finger hoch und zählte herunter. Bei null fingen sie an.
James hielt den weißen Becher oben am Kanister vor Michaels Nase und Mund, dann drehte er leise die Schraube auf, um das Gas ausströmen zu lassen. Kerrys Aufgabe war schwieriger, da Patricia mit dem Gesicht in die Kissen vergraben schlief. Sie hielten die Kanister so lange fest und zählten, bis ihre Opfer jeweils sieben Atemzüge getan und genug Gas eingeatmet hatten, um für zweieinhalb Stunden außer Gefecht zu sein.
Danach stellten sie das Gas ab und zogen sich aus dem Schlafzimmer zurück. James riss sich die Maske herunter. Kerry tat es ihm nach und sie lächelten sich an.
»Gute Arbeit«, sagte James. Dann drückte er den Knopf, um in sein Mikro zu sprechen. »Hier ist James. Wir sind mit dem Schlafgas so weit.«
»Verstanden«, antwortete Dave durch den Kopfhörer. »Ich treffe euch an der Tür.«
»Fahr vorsichtig, James«, fügte John hinzu. »Und versucht möglichst, das kleine Mädchen nicht zu wecken.«
John hatte die Krankenakten der Familie Patel studiert und herausgefunden, dass die dreijährige Charlotte an Asthma litt. Das machte den Einsatz von Gas zu einem unkalkulierbaren Risiko, sodass sich John für eine alles andere als ideale Lösung entschlossen hatte: Kerry musste bei Charlotte bleiben. Mit etwas Glück würde die Kleine nicht aufwachen. Wenn es doch geschah, dann hatte Kerry eine Flasche Saft mit einem milden Beruhigungsmittel dabei, das Charlotte schnell
wieder einschlafen lassen würde. Wenn sie am Morgen etwas von den Vorgängen in der Nacht erzählte, dann würden ihre Eltern sicher annehmen, dass es ein Traum war. Das Kind war ja noch so klein.
Während sich Kerry auf einem Sitzsack neben Charlottes kleinem Bett niederließ, ging James nach unten. Er ließ Dave zur Vordertür herein und suchte dann nach den Autoschlüsseln. Dave hatte einen ganzen Rucksack voller Abhörgeräte dabei und würde in der nächsten Stunde das Haus der Patels so verdrahten, dass ihnen kein einziger Gesprächsfetzen mehr entgehen konnte.
Die Schlüssel waren in Michael Patels Jackentasche. Dave stand auf dem Küchentisch und schraubte gerade eine verwanzte Glühbirne in die Fassung der Lampe, als James aufbrechen wollte.
»Ich bin weg«, sagte James. »Behalt Kerry im Auge, wenn das Blag aufwacht. Mit kleinen Kindern ist sie völlig aufgeschmissen.«
»Mach ich.« Dave nickte. »Bis später, James.«
James ging hinaus in die Auffahrt und stieg in das Auto der Patels. Er war schon ein paarmal gefahren, aber immer noch wurde er ganz aufgeregt, wenn er sich hinter ein Steuer setzte und die vielen Knöpfe und Schalter sah. Er war sich darüber im Klaren, dass nicht viele Kinder in seinem Alter in einem zwei Tonnen schweren BMW herumkurven konnten. Er zog den Sitz so weit vor, dass er an die Pedale kam, gurtete sich an und steckte den Schlüssel in die Zündung.
Es war eine schöne Fahrt, die Straßen waren leer und das Auto zog gut. Leider waren es nur fünf Kilometer Wegstrecke. Er bog vor einer Brückenauffahrt ab und kroch eine unbeleuchtete gepflasterte Straße entlang, die neben den Brückenbogen verlief. Diese Bogen wurden meist als Lager genutzt, doch er kam auch an ein paar Werkstätten und Läden vorbei. Aus dem letzten Bogen fiel ein Lichtschein auf die Straße. James bog vorsichtig in eine hell erleuchtete Garage ein, die mit allerlei Gerätschaften zum Umlackieren von Autos bestückt war.
Dort warteten John und Greg. Sie öffneten die Türen der Beifahrerseite, noch bevor James ausgestiegen war. Er hatte neben einem BMW 535i geparkt, der dem der Patels bis aufs i-Tüpfelchen glich, nicht nur, was Modell und Farbe anging: Er hatte auch das gleiche Kennzeichen, ein paar Kratzer vom Einparken am rechten vorderen Kotflügel waren sorgfältig kopiert worden, und wenn man die Motorhaube öffnete und den Wagen einer genaueren Inspektion unterzog, dann würde man die gleichen Seriennummern auf dem Motorblock und der Karosserie finden. Der einzige sichtbare Unterschied zwischen den beiden Autos bestand in den persönlichen Gegenständen im Wagen der Patels und genau das sollte jetzt geändert werden.
John nahm die Gummifußmatten aus dem Auto der Patels und legte sie in den anderen Wagen. Greg übernahm den Inhalt des Handschuhfachs, während James auf den Rücksitz kletterte, den Kindersitz ausbaute und
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