Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
ihnen stehen blieb und nach einem raschen Blick auf die Sitznummern sagte:
»Fu Ning? Wir wurden gebeten, dich aus dem Flugzeug zu holen.«
»Was soll das denn?«, fragte Jean und zog ihren Ausweis von der Einwanderungsbehörde. »Ich begleite sie.«
»Darüber haben wir keine Informationen«, antwortete der Polizist. »Kommen Sie mit.«
Alle sahen sich um, als Jean und Ning durch den Gang nach vorne schritten.
»Meine Damen und Herren, hier spricht Ihr Kopilot. Wie Sie sehen, wurden wir zum Terminal zurückgerufen, um zwei Passagiere wieder auszuladen. Leider besagen die Bestimmungen, dass wir nicht mit eingechecktem Gepäck fliegen dürfen, wenn der dazugehörige Passagier sich nicht an Bord befindet. Wir hoffen, dass möglichst bald ein Gepäckwagen zur Verfügung steht, es kann jedoch sein, dass …«
Die Flughafenpolizei schien nichts dagegen zu haben, ein wenig Aufsehen zu erregen. Außer den vier Polizisten, die an Bord gekommen waren, standen noch zwei weitere unten an der Treppe und noch weitere in der Ankunftshalle, die sie über eine lange Metalltreppe erreichten.
Ning sah sich neugierig um, als sie die warme Umgebung des Flughafenterminals wieder betrat.
»Weiß irgendjemand, was hier vor sich geht?«, erkundigte sich Jean und nahm ein BlackBerry aus der Tasche.
Niemand antwortete ihr, aber das Mädchen, das tatsächlich Bescheid wusste, kam in Jeans, Turnschuhen und einem schmuddeligen grauen T-Shirt auf sie zu und lächelte höchst erleichtert, als sie Ning die Hand schüttelte.
»Hallo, Ning«, sagte Amy. »Sieht aus, als hätte ich dich gerade noch rechtzeitig erwischt.«
40
Amy brachte Ning zum Burger King am Flughafen, wo sie sich an einem glänzenden Tisch einander gegenübersetzten, ein Plastiktablett zwischen sich.
»Nun«, begann Amy und pustete sachte über ihren Kaffee, »ich nehme an, du bist verwirrt.«
Ning lächelte verlegen und schälte ihren Cheeseburger aus dem gewachsten Papier.
»Ich habe hier ein Bild, das dich vielleicht interessiert«, meinte Amy und suchte in ihrer Tasche, um ein Foto herauszuholen, das mit einem alten Farbtintenstrahldrucker ausgedruckt worden war, der alles rosa färbte.
Ning blieb der Mund offen stehen, als Amy es über den Tisch schob. Es zeigte drei Frauen in der Uniform der britischen Armee und die rechts war Ingrid mit etwa zwanzig Jahren.
»Das ist meine Stiefmutter«, stieß sie hervor.
»Ich konnte mir eine Version der Personaldatenbank des britischen Militärs ansehen, auf die Ämter wie die Einwanderungsbehörde keinen Zugriff haben«, erklärte Amy. »Es war nicht schwer, sie zu finden, denn Ingrid ist in Großbritannien kein sehr gewöhnlicher Name. Der richtige Name deiner Stiefmutter lautete Ingrid Miller, geboren 1970 in Bootle, Merseyside. Die Frau zu ihrer Rechten ist Tracy Hepburn. Sie war nicht die Schwester deiner Mutter, sondern eine Freundin aus der Armee, und ich vermute, sie ist die Frau, die dir an deinen Geburtstagen Geschenke geschickt hat.«
»Ingrid hat behauptet, sie sei siebenunddreißig«, sagte Ning. »Aber wahrscheinlich hat sie damit ebenso gelogen wie mit so vielem anderen auch. Hat sie überhaupt richtige Verwandte?«
»Ihre Eltern starben beide, noch bevor du geboren wurdest. Ingrid hat tatsächlich eine Schwester namens Melanie. Sie ist verheiratet und wohnt in Manchester. Allerdings glaube ich nicht, dass sie die Tante ist, bei der du gerne wohnen möchtest. Sie war immer wieder wegen Drogenbesitzes und Ladendiebstahls im Gefängnis und zwei ihrer Kinder sind ihr von der Fürsorge weggenommen worden.«
»Das musste ja so kommen«, stöhnte Ning.
»Keine Angst«, beruhigte Amy sie. »Ich habe mir Ingrids Geschichte nur deshalb angesehen, um herauszufinden, was an den Aussagen, die du gegenüber der Polizei und der Einwanderungsbehörde gemacht hast, wahr ist.«
»Es ist alles wahr!«, behauptete Ning.
»Ich weiß«, antwortete Amy. »Und du musst dir keine Sorgen machen, dass du wieder nach China geschickt wirst. Der britische Geheimdienst wird deinen Antrag auf Staatsbürgerschaft unterstützen, wenn du dich bereit erklärst, uns zu helfen. Die Organisation, für die ich arbeite, befasst sich mit dem Aramov-Clan, und du musst mir genauestens alles erzählen, was in Kirgisien vorgefallen ist.«
»Das mache ich gerne«, stimmte Ning zu, »aber richtig viel habe ich ja gar nicht gesehen.«
»Du würdest staunen, als wie wichtig sich gerade kleine Details manchmal bei einer Untersuchung erweisen
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