Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
gewesen war, die auf dem Land in China jedes Jahr ausgesetzt wurden und in Waisenhäuser kamen, wie sie von Chiaoxiang und Ingrid adoptiert worden, an die nationale Sportakademie gekommen und dort wieder hinausgeworfen worden war …
Amy wollte nicht, dass Ning traurig wurde, und als sie zu Chaoxiangs Verhaftung kamen, wechselte sie das Thema und brachte Ning zum Lachen, als sie versuchte, ein paar chinesische Sätze zu wiederholen, die sie bei einem Sprachkurs vor vielen Jahren einmal gelernt hatte.
»Du hast gefragt, ob du auf einer Tasse Kaffee reiten kannst«, erklärte Ning, als sie in einen Bahnhof einfuhren.
Als Amy das Schild sah, wurde sie hektisch.
»Hier müssen wir raus«, rief sie, sprang auf und schnappte sich Nings Rucksack aus der Ablage über ihrem Kopf.
Da der CHERUB-Campus eine geheime Einrichtung ist, erfahren neue Agenten den Standort erst, wenn sie rekrutiert worden sind. Die Standard-Prozedur für potenzielle Rekruten ab neun Jahren ist es, dass sie ohne vorheriges Wissen betäubt und zum Campus gebracht werden.
Wenn der Rekrut dann aufwacht, befindet er sich in einem Bett auf dem Campus, und eine CHERUB-Uniform liegt für ihn bereit. Wie der Kandidat beim Aufwachen in der merkwürdigen und fremden Umgebung reagiert, gehört mit zum Rekrutierungsprozess: Kinder, die ruhig bleiben und versuchen, die Situation zu verstehen, haben bessere Chancen als die, die beim ersten Anzeichen von Stress nach ihrer Mama schreien.
Aber Ning war verbrannt und gefoltert worden. Benommen und nackt irgendwo aufzuwachen, hätte sie wahrscheinlich in Panik versetzt, daher ging man bei ihr mit der sanfteren Methode vor, die normalerweise den Kindern vorbehalten war, die noch keine neun Jahre alt waren.
Auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof wartete ein Lieferwagen mit Chauffeur. Im hinteren Teil befanden sich vier bequeme Sitze, eine Reihe von Büchern und Zeitschriften, ein Kühlschrank mit Wasser- und Saftflaschen und ein ausklappbarer Fernseher. Die Fahrerkabine war abgetrennt und es gab kein Fenster, doch wenn die Türen geschlossen wurden, war es nicht vollständig dunkel, weil im Dach eine dunkel getönte Glasscheibe saß.
Der Bahnhof war nur etwa zwanzig Minuten vom Campus entfernt, aber der Fahrer machte umständliche Umwege durch die benachbarten Städte und Dörfer, um Ning den Eindruck zu vermitteln, dass sie viel weiter gefahren waren. Als er die Türen öffnete, standen sie auf einem Schotterparkplatz, an dessen einer Seite ein kleines Empfangsgbäude lag und dahinter ein paar Hubschrauberlandeplätze.
»Ich bin gleich wieder da!«, rief Amy, sprang aus dem Wagen und rannte los. »Ich platze gleich!«
Lächelnd sah Ning Amy nach, die durch eine Tür schoss. Dann betrachtete sie ein großes weißes Gebäude hinter Rasenflächen und ein paar Bäumen.
»Das ist das Schwimmbad mit Tauchzentrum«, sagte ein Junge hinter ihr. Ning sah sich überrascht um.
Er sah ganz vernünftig aus, hatte strubbeliges dunkles Haar und einen silbernen Knopf im Ohr. Er trug Combat-Hosen und ein graues T-Shirt, auf dem Ning zum ersten Mal das CHERUB-Logo sah.
»Ryan Sharma«, stellte er sich vor. »Ich soll dich ein wenig herumführen.«
Obwohl eigentlich Ning diejenige war, die sich auf unbekanntem Gebiet befand, war es doch Ryan, der bei ihrem ersten Händeschütteln verlegen war. Er hatte Nings Akte gelesen, um beim Rekrutierungsprozess helfen zu können, aber es war komisch, jemandem, dessen Schulakte man gelesen und von dessen Verletzungen man Fotos gesehen hatte, zum ersten Mal persönlich gegenüberzustehen.
»Da drüben sind die Swimming-Pools«, erklärte er, drehte sich dann um und deutete auf das achtstöckige Gebäude hinter ihnen. »Das ist das Hauptgebäude. Archive im Keller, Verwaltung und Kantine im Erdgeschoss. Im ersten und zweiten Stock sind noch weitere Verwaltungsräume, darüber wohnt das Personal und über ihnen die Kinder.«
»Wie viele sind es?«, wollte Ning wissen.
»Um die dreihundert«, antwortete Ryan. »Aber davon sind ungefähr siebzig Rothemden, die zu jung sind, um auf Missionen zu gehen. Und dann sind auch immer viele Agenten unterwegs, zu Einsätzen oder Übungen, sodass selten mehr als zweihundert Kinder auf dem Campus sind.«
»Der Rasen ist wunderschön«, fand Ning.
Ryan lachte. »Wenn du dich nicht benimmst, bekommst du reichlich Gelegenheit, ihn zu mähen. Jetzt sollten wir in die Rezeption gehen und dich ausstaffieren.«
Der Empfangsbereich lag unter einem
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