Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Subvention billiger war als Toilettenpapier.
Der privat geführte Nordostchina-Star kostete zehnmal so viel und war wesentlich lebendiger gestaltet. Die Titelseite zeigte zwei Fotos ihres Stiefvaters. Eines zeigte ihn bei einer Veranstaltung in dunklem Anzug und mit einem Glas Champagner in der Hand. Das zweite war nach seiner Verhaftung aufgenommen worden. Darauf war sein Gesicht voller Angst und er hielt ein Schild mit der Aufschrift Fu Chaoxiang J051654 hoch. Die Überschrift lautete lediglich: Der Sklaventreiber .
»Mein Dad hätte gerne noch eine Zeitung«, sagte Ning und lächelte schwach, während sie nach beiden Blättern griff.
»Dein Wechselgeld!«, rief ihr die Verkäuferin nach, als Ning zur Tür lief.
Ning steckte die Münzen in die Tasche und rannte hinaus. Die Bauarbeiter standen in der Nähe und tranken Tee aus ihren Thermosbechern. Sie glaubte, dass einer von ihnen sie merkwürdig angesehen hatte, aber das war wohl nur Paranoia.
Neben dem Laden standen einige leere Picknicktische. Ning vergaß Getränk und Burger und begann mit der Titelseite des Star .
»Geschäftsmann« Fu Chaoxiang bei Polizeirazzia verhaftet
Achtundzwanzig Verhaftungen, darunter Geschäftspartner, Zollbeamte der Provinz und sechs Mitglieder der kommunistischen Partei. Frauenrechtsgruppen verlangen die Todesstrafe.
Eine vom Nordostchina-Star durchgeführte Untersuchung führte zur Verhaftung des Geschäftsmannes Fu Chaoxiang. Als Inhaber einer beliebten Supermarktkette und renommierte Persönlichkeit in der lokalen Geschäftswelt war Fu besonders auch durch seine Unterstützung des Fußballteams von Dandong bekannt.
Doch während er uns den ehrlichen Menschen vorspielte, finanzierte sich sein extravaganter Lebensstil durch die Machenschaften einer brutalen Schmuggelorganisation. Den offiziellen Dokumenten und den vom Untersuchungsteam des Star zutage geförderten Beweisen nach war Fus Organisation für den Schmuggel von wöchentlich ca. achtzig Frauen und Mädchen über den Fluss Yalu an der Grenze zu Nordkorea verantwortlich. Dazu gehörten Mädchen, die zum Teil erst sieben Jahre alt waren.
Von offizieller Seite aus wird angenommen, dass im Laufe der letzten achtzehn Jahre fünfzigtausend Frauen geschmuggelt wurden, und die Beweise lassen vermuten, dass die eigentliche Zahl sogar im sechsstelligen Bereich liegen könnte. Menschenhandel in diesem Ausmaß kann nur durch die Unterstützung von korrupten Beamten zu beiden Seiten der Grenze möglich gewesen sein.
Die Polizei sagt, dass in den nächsten Tagen weitere Verhaftungen vorgenommen werden, und hat eine Liste von Fus Geschäftspartnern veröffentlicht, die man sucht, um sie zu vernehmen.
Fus Opfer wollten Nordkorea, wo es wenig Arbeit und noch weniger Lebensmittel gibt, verzweifelt verlassen. Viele zahlten Hunderte von Yuan, um nach China geschmuggelt zu werden, wo man ihnen Arbeit in den Fabriken versprach, doch Fus Organisation hatte nur Frauen im Blick, die jung und attraktiv waren.
Einige von Fus Opfern wurden an Verbrecher verkauft und gezwungen, in Bordellen in ganz China als Prostituierte zu arbeiten. Frauen, die sich weigerten, wurden geschlagen, sexuell missbraucht und unter Drogen gesetzt und auf solche Weise gefügig gemacht.
Doch die meisten Opfer des widerwärtigen Sklavenhändlers wurden aus China gebracht und gezwungen, ihre Körper an Männer aus dem Westen oder sogar aus Afrika zu verkaufen. In Städten wie London, Paris oder Los Angeles erzielten Fus Komplizen bis zu eine Million Yuan pro Nordkoreanerin, die sie an Bordelle verkauften.
Bei den abstoßendsten Fällen geht man davon aus, dass reiche Pädophile in den Vereinigten Staaten nordkoreanische Jungen und Mädchen für eine halbe Million Dollar (3,5 Millionen Yuan) gekauft haben. Die Behörden in den USA haben auf der Grundlage von Beweismaterial, das ihnen vom Nordostchina-Star überreicht wurde, bei verschiedenen Personen eine Untersuchung eingeleitet. Fortsetzung S. 2-3
Mehr über den Sklavenhändler:
Eine Liste der Verhaftungen und der gesuchten Verdächtigen, S. 3
Star-Leitartikel – Fu Chaoxiang muss mit der Todesstrafe rechnen, S. 6
Eines von Fus Opfern erzählt: Meine vier Jahre in der Hölle – als Sexsklavin in Amsterdam, S. 4-5
Ning hatte das Gefühl, als hätte man ihr mit einem Ziegelstein ins Gesicht geschlagen. Sie hätte zwar gerne weitergelesen, aber durch die Tränen in ihren Augen konnte sie kaum etwas erkennen. Wenn der Artikel recht hatte, dann
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