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Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)

Titel: Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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wie sie tun«, verwahrte sich Ingrid. »Vielen von ihnen geht es gut. Sie finden im Ausland Ehemänner und schicken ihren Familien Geld nach Hause.«
    Ning widerte Ingrids Rechtfertigungsversuch an. »Wenn auch nur eine Frau gezwungen wurde, so furchtbare Sachen gegen ihren Willen zu tun, dann ist das eine zu viel! Und was ist mit den kleinen Kindern, die an Pädophile verkauft wurden? Wie viel Schmuck hast du dafür bekommen?«
    »Davon wusste ich nichts«, sagte Ingrid schaudernd und schlug die Zeitung fort. »Dazu hätte ich nie geschwiegen. Und du vergisst eines dabei, Ning. Chaoxiang liebt uns beide.«
    Ning ließ die Pistole los und rieb sich die Augen.
    »Aber ich habe ihn nicht mehr lieb.«
    »Wer ist dann noch da?«, fragte Ingrid leise, während sie vorglitt und die Füße auf die Fliesen neben die von Ning stellte. »Du hasst deinen Stiefvater und willst mich erschießen. Wer bleibt dir dann noch?«
    Aufschluchzend legte Ning die Waffe wieder in das Schränkchen und schob die Schublade zu.
    »Ich habe gar nichts mehr«, gab sie zu, während ihr die Tränen übers Gesicht liefen.
    »Du und ich, Liebes«, sagte Ingrid. »Ich war diejenige, die dich im Waisenhaus ausgesucht hat. Chaoxiang hatte nur Augen für so ein mageres Mädchen in einem Rüschenkleidchen. Aber ich mochte dich: ein wildes kleines Ding, das sich mit den Jungs herumtrieb in einem Trainingsanzug, der so schmutzig war, dass er von allein hätte stehen können. Ich habe mich selbst in dir gesehen.«
    Ning musste ein wenig lächeln. Sie hatte die Waisenhausgeschichte schon des Öfteren gehört, aber normalerweise immer wenn ihr Stiefvater in der Nähe war und heftig abstreiten konnte, dass da ein Mädchen im Rüschenkleid gewesen war. Doch dann pflegte er frech zu grinsen, Ning an sich zu drücken und zuzugeben, dass es vielleicht so gewesen sein mochte, aber dass Ingrid auf jeden Fall die richtige Wahl getroffen hatte.
    Bei der Erinnerung daran erkannte Ning, dass Liebe keinen Aus-Schalter hat. Sie liebte ihren Stiefvater, egal was er getan hatte oder als was man ihn in den Zeitungen bezeichnete. Wahrscheinlich würde sie ihn nie wiedersehen. Sie hatte eine Weile nur geschluchzt, doch nun begann sie richtig zu weinen. Ingrid setzte sich neben sie und drückte sie an sich.
    »Jetzt gibt es nur noch dich und mich, Kleines«, sagte sie. »Sobald wir aus China draußen sind, kann ich an das Geld kommen, das auf meinen Namen läuft. Wir kehren nach Großbritannien zurück und fangen ganz neu an.«

13
    Ryan kam sich einsam vor, als er sich für Kartoffelkroketten, Pizzastangen und Erdnussbutterkekse anstellte. Unter normalen Umständen hätte er mittlerweile einen Haufen Freunde gefunden, aber er musste ein Außenseiter bleiben, wenn er die Chance wahren wollte, sich mit Ethan anzufreunden.
    Nachdem man ihm einen Dollar und achtzig Cent von seiner Essenskarte abgezogen hatte, nahm er sein Tablett und setzte sich so nah wie möglich zu Sal und Guillermo. Man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen, ganz zu schweigen von der Debatte einer Gruppe, die zwei Tische weiter saß und die Hälfte der Zeit Spanisch redete, aber Ryan merkte, dass sie über den Vorfall im Umkleideraum sprachen.
    Guillermo war hitzköpfig und nicht allzu klug, aber der eigentliche böse Bube war Sal. Er hatte nicht mal sein graues Sporthemd ausgezogen und hatte große Schweißflecken unter den Armen, als er aufstand und eine dramatische Geste des Erdrosselns machte.
    Ryan bemerkte fleischige Oberschenkel und eine Festigkeit in Sals Bizeps, die ihn vermuten ließ, dass er Krafttraining machte, vielleicht fürs Ringen oder für Rugby.
    »Ich dreh Ethan seine kleine Hühnergurgel um«, drohte Sal. »Nach der Schule schnappen wir ihn uns!«
    Doch in Ryans Augen war das Wir in Sals Rede der Schwachpunkt. Die Jungen in seiner Nähe fanden sein Gebrüll zwar unterhaltsam, aber sie waren nur gewöhnliche Siebtklässler: Sie sahen bei Gewalt gerne ein wenig zu, aber es war unwahrscheinlich, dass sie wirklichen Ärger riskieren würden.
    Ein Junge warnte Sal, dass er dieses Mal nicht nur verwarnt, sondern von der Schule verwiesen werden würde, und selbst Guillermos hitziges Temperament schien sich jetzt, da er sein Telefon wiederhatte, abgekühlt zu haben.
    Als Ryan alles Notwendige gesehen hatte, warf er seine beiden letzten Pizzastangen in den Müll und verließ die Cafeteria. Auf der Twin Lakes durften die Kids ihre Telefone in der Mittagspause nicht benutzen, aber es waren nie

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