Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
nicht gegen seine Nervosität. Es war die größte Mission seiner CHERUB-Karriere und selbst nach all dem Combat-Training würde er gegen einen großen, muskulösen Jungen wie Sal kein leichtes Spiel haben.
In der fünften Stunde konnte Ryan keine weiteren Gerüchte hören, da er mit sechzehn anderen zusammenstand und mit dem Liederheft Gershwin für die Mittelschule immer wieder eine Version von I got plenty o′nuttin von sich gab, während die alte Tante, die den Chor leitete, ihnen befahl, sich mehr anzustrengen und mehr Leidenschaft zu zeigen.
Und dann war Showtime. Ryan kämpfte sich zur Tür durch und raste beim ersten Klingelton hinaus. Freitags nach der letzten Stunde waren alle recht flott unterwegs, und er war nicht der Einzige, der den Kampf nicht verpassen wollte.
Der Musiksaal lag auf der Ostseite des Schulgeländes und Ryan rannte vorne in einer Gruppe von zwanzig oder dreißig Siebt- und Achtklässlern durch die gepflasterte Gasse zwischen dem alten und dem neuen Schulgebäude. Er hoffte, Sal und Guillermo vor dem neuen Gebäude abzufangen, wenn sie herauskamen, aber als er dort war, mischten sich die Schüler, die aus dem Neubau kamen, mit denen, die aus dem alten Gebäude strömten.
An einem normalen Tag verliefen sich die Schüler schnell, die meisten gingen zu den gelben Bussen auf dem östlichen Parkplatz, während eine kleinere Anzahl nach Hause lief oder von ihren Eltern abgeholt wurde. Doch heute warteten genügend Kids auf den großen Kampf, um den ganzen Platz vor der Schule zu blockieren.
Ryan verlor die Hoffnung, als sein Rennen zu einem langsamen Schlurfen zwischen den dicht gedrängten Körpern wurde. Keiner der Lehrer ahnte, warum sich die Menge nicht auflöste, aber bald wedelten einige von ihnen mit den Armen und befahlen den Kindern, weiterzugehen und den Weg freizumachen.
Dann rief ein Junge aus einem Fenster im ersten Stock: »Sie sind hinten!«
Etwa ein Viertel der Schüler wusste von dem Kampf. Ein paar Gruppen, darunter auch die, die hinter Ryan hergekommen waren, liefen wieder zurück, während andere, die keine Ahnung hatten, was vor sich ging, sie anschrien, sie sollten ihnen aus dem Weg gehen.
Ryan schob sich tapfer zwischen zwei großen Achtklässlern hindurch, sprang über eine niedrige Absperrkette und begann über den Rasen neben dem Altbau zu laufen, was eigentlich verboten war.
»He, Junge, komm zurück!«, rief ein Lehrer. »Und ihr auch!«
Zwanzig Sechst- und Siebtklässler folgten Ryans Beispiel und riskierten Nachsitzen, um ihm zu folgen. Ryan rannte in einen Nebeneingang des Altbaus und rauschte dicht an einer verdutzten Spanischlehrerin vorbei.
Zwanzig Gummisohlen quietschten auf dem Fußboden hinter ihm, doch Ryan kannte die Schule nicht sehr gut, rannte über sein Ziel hinaus und verfehlte den kurzen Gang, der auf das asphaltierte Spielfeld auf der anderen Seite des Gebäudes führte. Bis er sich umgedreht hatte, war seine Verfolgergruppe schon abgebogen, und er musste sich durch einen Haufen Sechstklässler kämpfen, die keine Ahnung hatten, wo sie eigentlich hinrannten.
»Aus dem Weg!«, brüllte Ryan und schubste einen kleinen Jungen gegen die Wand, als er durch die Schwingtüren nach draußen in die Sonne rannte.
Links standen drei Achtklässlerinnen und ein Lehrer bei Yannis, der laut heulend auf dem Boden saß. Ryan konnte nur einen kurzen Blick auf ihn werfen, aber offensichtlich hatte er nichts Ernsthafteres als ein paar Tritte und Schläge abbekommen, bevor der Lehrer eingeschritten war.
Die Kinder, die Ryan überholt hatten, waren dreißig Meter vor ihm und taten sich gerade mit anderen zusammen, die eine Abkürzung an der Vorderseite des Altbaus genommen hatten. Irgendwo vor ihnen mussten Sal und Guillermo sein.
Durch sein CHERUB-Training war Ryan schnell und fit und holte die anderen schnell ein. An den Fenstern im ersten Stock hinter ihm klebten Gesichter, aber er wusste nicht, was sie sahen, bis er die sechzehn Stufen auf der anderen Seite des Spielfeldes hinaufgelaufen war.
Von der obersten Stufe aus sah er über einen grünen Platz mit Baseball-Markierungen. Es gab ein paar kleine Tribünen und eine schicke elektronische Anzeigentafel, die der örtliche General-Motors-Lastwagen-Vertreter gesponsert hatte.
Das Wichtigste ging auf der anderen Seite des Spielfeldes vor sich, über zweihundert Meter entfernt. Gegen die Sonne konnte Ryan nur Ethans magere Silhouette erkennen und dicht hinter ihm Sal. Es sah aus wie eine Szene aus
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