Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Schlag immer noch benommen, von einer Seite auf die andere und ihre Augen tränten.
»Hol etwas kaltes Wasser, damit sie wieder zu sich kommt«, befahl Leonid dem Teenager. »Sie ist weggetreten und kann nicht sehen. Warum habe ich es nur mit Idioten zu tun?«
Ning keuchte erleichtert auf, als der schwere Teenager das Gewicht von ihrem Fuß nahm. Als er ging, sah einer der Schläger nervös in den Raum.
»Tut mir leid, Boss, ich kann die Kiste nicht finden.«
»Es ist eine große Holzkiste«, schrie Leonid. »Wie kann man die übersehen?«
»Vielleicht hat man sie woanders hingebracht«, vermutete der Typ.
Während Leonid in der Tür stand und den Schläger anstarrte, hörte Ingrids Kopf auf einmal auf zu rollen, und sie sah Ning an, offenbar weniger bewusstlos, als sie ihre Peiniger glauben machen wollte.
»Ihr beide verhaltet euch ruhig!«, verlangte Leonid. »Ich komme gleich wieder!«
»Komm her!«, flüsterte Ingrid.
Trotz ihrer Schmerzen kroch Ning die drei Meter zu Ingrid am Schreibtisch.
»Ich glaube, meine Zehe ist gebrochen«, sagte sie.
»Als ich den Schreibtisch umgekippt habe, habe ich das hier genommen«, sagte sie und hielt ihr das Klappmesser hin, mit dem Kuban ihre Wangen zerschnitten hatte. »Du musst eines wissen: Wenn Leonid unser Geld hat, wird er keine Zeugen für das, was er getan hat, haben wollen, und das heißt, dass er uns umbringt.«
Ning nickte.
»Wenn ich zulasse, dass sie dich verletzen, dann nur, weil ich dich liebe. Aber ich versuche dich hier rauszubringen. Benutz das Messer, deine Boxfähigkeiten, alles, was du kannst, und versuche zu fliehen.«
»Wohin?«, fragte Ning. »Ich weiß nicht mal, wo wir sind.«
»Kleines, ich habe nicht auf alles eine Antwort. Aber Bischkek ist die Hauptstadt, es muss etwas geben. Versuche eine Botschaft oder einen Touristenort zu finden. Geh nicht zur Polizei, die ist wahrscheinlich von Aramov gekauft.«
Nings Hände waren noch immer mit Handschellen gefesselt, daher steckte Ingrid ihr das Messer in die vordere Jeanstasche.
»Ich liebe dich, meine Süße«, sagte sie.
»Ich dich auch«, antwortete Ning.
Ingrid wischte Ning eine Träne von der Wange, doch in diesem Augenblick trat der Teenager wieder ein. Er stellte eine Plastikschüssel und eine Rolle Papiertücher vor Ingrid auf den Tisch.
»Mr Aramov sagt, Sie Augen sollen auswaschen«, erklärte er in gebrochenem Englisch, packte Ning dann unter den Achseln und schleifte sie zurück zum Spiegel. Dann neigte er sich über Ning. Einen Augenblick lang fürchtete sie schon, er habe gesehen, wie Ingrid ihr das Messer gegeben hatte, aber zu ihrer Überraschung steckte er einen kleinen Schlüssel in die Handschellen und lockerte sie auf jeder Seite ein wenig.
Dann sagte er leise: »Hoffentlich so bequemer.«
Ning war dankbar dafür, fragte sich aber, ob seine Freundlichkeit nicht zu einem größeren Plan gehörte. Während sie langsam wieder Gefühl in die Finger bekam, kam einer der Schläger mit einer Holzkiste herein, gefolgt von Leonid mit einem dampfenden Kaffeebecher.
»Mummy ist also eine harte Nuss«, grinste er fröhlich und trat auf Ingrid zu. »Aber wie sehr lässt sie ihr kleines Mädchen leiden?«
19
Gillian und Ethan waren nicht gerade Sportfans, daher war der Kellerraum, der bei Ryan und Amy ein Fitnessraum war, bei ihnen zu einem Heimkino ausgebaut worden. Zu der großen Leinwand gehörten Lautsprecher, die in die Seitenwände eingebaut waren, und elektrisch zurücklehnbare Sessel. Es gab sogar eine Bar mit einer Popcornmaschine und einen Hot-Dog-Grill im hinteren Bereich.
»He, Kumpel!«, schrie Ryan mitten in einer Szene von Iron Man 2 . »Kannst du das mal anhalten? Ich muss aufs Klo!«
Ethan drückte auf ein Symbol auf dem iPad, um den Film zu stoppen, und fragte: »Weißt du, wo das ist?«
»Da, wo es in unserem Haus auch ist, nehme ich an, neben der Stranddusche?«
»Genau«, bestätigte Ethan. »Bring mir auf dem Rückweg ein paar M&Ms mit!«
Ryan ging durch die drei Sitzreihen in einen Gang, der mit »Demnächst in diesem Kino«-Plakaten tapeziert war. Er war jetzt seit fünf Stunden in Ethans Haus, und seine größte Sorge war, dass er etwas von dem, was er in Erfahrung gebracht hatte, vergessen könnte.
Er musste tatsächlich aufs Klo, doch er beeilte sich und ließ das Händewaschen aus, denn ein kleiner Raum hinter dem Kino interessierte ihn. Zunächst einmal war es merkwürdig, dass die Wand des Ganges dort vorsprang, was vermuten ließ, dass sie
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