Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Gesellschaft für Computersicherheitssysteme. Sie ist sehr vorsichtig und umgeben von Angestellten, die ihr sofort berichten müssen, wenn etwas Ungewöhnliches vorkommt.
Im Augenblick hat sie keine Ahnung davon, dass sie überwacht wird oder dass wir wissen, dass sie mit Aramov verwandt ist. Aber sie braucht nur einen einzigen Hinweis darauf zu bekommen, dass jemand ihren Namen bei United Airlines geprüft hat, oder eine Exfreundin ruft sie an und erzählt, dass jemand Fragen gestellt hat, und Gillian könnte sofort nach Kirgistan verschwinden und wir kriegen sie nicht mehr in die Finger.«
21
Ning wartete stundenlang. Müllsäcke landeten auf ihrem Kopf, Fliegen und Ratten machten sie verrückt und der Gestank nach Verfaultem ließ sie fast würgen. Sie hörte, wie die Männer wieder durch das Tor hereinkamen, enttäuscht, dass sie ihre Belohnung nicht bekommen würden, aber Leonid schien sich darum nicht allzu viele Gedanken zu machen. Er war wieder nach oben gegangen, um Ingrid zu bearbeiten.
Es war unmöglich, eine bequeme Stellung zu finden, vor allem, da ihre Zehe und ihr Bauch darum wetteiferten, wer am meisten wehtat. Da sie in Rattenpisse und Maden lag, machte sie sich Sorgen, dass sich die Brandwunde infizieren könnte. Sie fragte sich, ob Ingrid wusste, dass sie geflohen war, und versuchte nicht daran zu denken, was Leonid wohl vorhatte.
Ning dachte auch an ihren Retter. Der Teenager hatte ihren Fuß zerquetscht, als er den Befehl dazu bekommen hatte, aber er hatte auch ihre Handschellen gelockert. Leonid würde ihn sicher umbringen, wenn er herausfand, dass er gelogen hatte, was ihre Flucht betraf, daher war es sehr mutig von ihm, ihr zu helfen. Aber hatte er das getan, weil er gut war und sie retten wollte, oder weil er schlecht war und eine Elfjährige aus Gründen für sich haben wollte, über die sie nicht mal nachdenken wollte?
Als die Nacht bestimmt halb um war, wurde es im Club immer lauter, bis der ganze Hof bebte. Alle schienen betrunken. Flaschen klirrten, Zigaretten wurden in Nings Container geschnippt, und es gab mindestens eine Prügelei.
Ning hatte keine Uhr, schätzte aber, dass es nach drei Uhr morgens war, als das Personal an der Tür alle hinauswarf. Ihr Rücken tat weh, und höllischer Durst ließ sie überlegen, ob sie nicht hinausklettern und fortlaufen sollte. Doch wie weit würde sie mit ihrem verletzten Fuß humpeln können, bevor sie jemand bemerkte? Auf den Teenager zu warten, war ihre einzige realistische Chance, um weiter als nur ein paar Hundert Meter zu kommen.
»Noch da?«, fragte er, als sein Gesicht endlich am Rand des Containers auftauchte. »Wir jetzt gehen. Alle sind weg.«
Vorsichtig sah er sich um, als Ning die Arme ausstreckte, packte sie unter den Achseln und zog sie heraus, wobei ihr verbrannter Bauch schmerzhaft über den Containerrand schrammte.
Ning fühlte nach hinten, ob sie ihren Rucksack noch hatte, als der Teenager sie zu einem rostigen Lada brachte, der aus unterschiedlichen Karosserieteilen zusammengeschustert war.
»Nicht weit«, sagte er und setzte Ning in den offenen Kofferraum.
Sie musste die Knie anziehen, damit sie zwischen Schneeketten und dreckigen Stiefeln hineinpasste.
»Nicht weinen. Ich helfe«, sagte er sanft.
Ning hatte schon so lange Schmerzen, dass sie gar nicht gemerkt hatte, dass ihr Tränen über die Wangen liefen. Das Knallen des Kofferraumdeckels ließ fast ihre Trommelfelle platzen. Ihre Position war noch unbequemer als zuvor in der Tonne, aber sie war zumindest erleichtert, als der Wagen durch das Tor fuhr und auf eine Straße einbog.
Die Fahrt dauerte kaum zehn Minuten. Unter einem dreistöckigen Wohnhaus ging der Kofferraumdeckel knarrend auf. Niemand sah sie, als der Teenager Ning huckepack in die erste Etage trug, wo er nach einem Schlüssel suchte und sie dann im Flur einer winzigen Wohnung absetzte.
»Wie heißt du?«, fragte Ning und lehnte sich an die Wand.
»Daniyar«, antwortete der Teenager. »Aber alle nennen mich Dan.« Er machte eine kleine Plastiktür auf und zeigte ihr einen winzigen Raum mit Dusche, Waschbecken und einer Toilette mit schiefem Sitz. »Du stinkst«, sagte Dan. »Wasser, ja?«
Ning nickte und humpelte ins Bad. Dan war offensichtlich kein Fan von Putzmitteln. Auf dem Boden lagen einige Unterwäschestücke in unaussprechlichem Zustand herum und um das Waschbecken und an der Wand entlang sah sie Mäusekot.
Sie stellte die Dusche an und zog sich aus. Im Spiegel sah sie, dass sich ihre
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