Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
Handy?«
»Ich hoffe, du hast nichts dagegen«, sagte Ethan.
Ryan nahm sein Telefon wieder an sich und warf noch einen Blick zu Amy und Ted. Sie gingen den Strand hinauf zu Ethans Haus. Der ehemalige Basketballspieler aus Nummer sechs war ebenfalls herausgekommen und sah verwirrt und ein wenig besorgt drein.
»Wen hast du denn angerufen? Die Polizei?«, fragte Ryan und half Ethan, sich auf das schicke Ledersofa vor dem Schrank zu legen.
»Nein«, sagte Ethan, als sich Ryan neben ihn setzte. »Einen Anwalt namens Lombardi. Meine Mutter hat gesagt, ich solle ihn anrufen, falls je etwas Schlimmes passiert. Sie ließ mich sogar die Nummer auswendig lernen. Damit ich ihn sogar anrufen kann, wenn ich mein Telefon verloren habe oder so.«
Ryan erkannte, dass diese Information Gold wert war, aber mit seinem Fieber konnte er sich nur schwer konzentrieren.
»Hört sich ja an, als ob deine Mum fast erwartet hätte, dass etwas passiert«, meinte er schließlich.
»Das ist kompliziert«, gab Ethan zurück.
Ryan suchte nach den richtigen Worten, ihn weiterreden zu lassen.
»Hat es etwas mit ihren Geschäften zu tun?«
»Familie«, erklärte Ethan und fuhr sich mit dem Handrücken der gesunden Hand über die tränennassen Augen. »Sie hat mich schwören lassen, es niemandem zu sagen, aber ich denke, jetzt, da sie tot ist, spielt es keine Rolle mehr.«
»Ich schwöre, ich werde es niemandem sagen«, versprach Ryan. »Und vielleicht hilft es dir, darüber zu reden.«
»Der richtige Name meiner Mutter ist nicht Kitsell, sondern Aramov«, begann Ethan. »Meine Großmutter Irena betreibt eine Fluggesellschaft. Allerdings nicht so ein 99-Dollar-Miami-und-zurück-Ding. Als die alte Sowjetunion zusammengebrochen ist, hat sie einen Haufen alter Frachtflugzeuge aufgekauft und nutzt sie für alle möglichen windigen Geschäfte, die man sich vorstellen kann.«
»Was für welche denn?«, fragte Ryan.
»Alles Mögliche«, antwortete Ryan. »Waffenschmuggel, Kokain, gefälschte Hermes-Taschen. Meine Mutter hat ihre Software-Gesellschaft mit dem Geld meiner Großmutter gegründet, aber sie wollte mit den Familiengeschäften nie etwas zu tun haben.«
»Letztes Jahr ist meine Großmutter dann an Krebs erkrankt. Sie lebt jetzt schon länger, als die Ärzte erwartet haben, aber es ist unheilbar. Mein Mutter hat zwei Brüder. Josef ist der älteste, aber er ist ein wenig einfach gestrickt. Mein anderer Onkel, Leonid, ist allem Anschein nach ein eiskalter Psycho. Er ist offenbar immer davon ausgegangen, dass er die Familiengeschäfte übernehmen würde, wenn meine Großmutter stirbt, weil sein Bruder ein Idiot ist und seine Schwester in Amerika lebt.
Aber als sie krank wurde, hat meine Großmutter gewollt, dass Mum wieder ins Geschäft einsteigt, weil Leonid zu hitzköpfig ist, um so etwas allein durchzuziehen. Mum wollte eigentlich nicht. Ich meine, würdest du das Leben hier aufgeben wollen, um irgendwohin zu ziehen, wo man zum Frühstück Schafsaugen isst? Aber es war der Wunsch ihrer sterbenden Mutter.«
»Wow«, meinte Ryan. »Und ich dachte schon, meine Familie sei ein Haufen Irrer. Glaubst du, dass Leonid diese Kerle geschickt hat, damit sie deine Mum umbringen?«
»Muss so sein«, meinte Ethan. »Ich habe einen von ihnen sagen hören: Mutter und Sohn ausgeschaltet. Es ist natürlich möglich, dass Mum noch andere Feinde hatte, aber nur Leonid würde auch mich angreifen, weil meine Großmutter mir einen Anteil am Geschäft hinterlassen könnte, wenn ich noch am Leben bin.«
»Sie halten dich für tot«, meinte Ryan.
»Fürs Erste«, gab Ethan zurück. »Aber sobald sie die Nachrichten lesen, wissen sie, dass es Yannis war.«
Es hatte Ethan gutgetan, zu reden. Sein Gesicht hatte wieder Farbe bekommen und er klang jetzt eher ängstlich als geschockt.
»Wie kann dieser Anwalt dich schützen?«
»Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Ethan. »Ich denke, dass meine Großmutter irgendwie damit zu tun hat. Das Einzige, was ich sicher weiß, ist, dass Leonid mich suchen kommt, wenn ich hierbleibe.«
»Was hat dieser Anwalt denn gesagt?«
»Ich solle mich ruhig verhalten und dass er bald mit mir Kontakt aufnehmen wird.«
Ryan wollte eigentlich vorschlagen, dass ihn die Polizei oder das FBI vielleicht besser schützen könnten als irgendein Anwalt, aber bei Ethans letztem Wort gab es einen ungeheuren Knall. Es war, als wäre das ganze Haus nach rechts geworfen worden. Überall gingen Alarmanlagen los, Glas splitterte und
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