Top Secret. Der Clan: Die neue Generation 1 (German Edition)
sich lieber ein Messer aus einer Schublade holen sollte. Aber Ben hatte eine Beule unter seinem Hemd, die sie vermuten ließ, dass er eine Pistole trug.
Draußen im Gang rollten Ben und Leo die Leichen in die Planen und umwickelten sie mit Klebeband. Dann fuhr ein Lieferwagen rückwärts die Auffahrt herauf, in den sie die Leichen warfen, bevor er wieder wegfuhr.
Ning fand es unangenehm, wie Ben mit ihr sprach und wie er ihr Gesicht berührt hatte, als er ihr auf der Treppe begegnet war. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie in seinen Augen eher Dollarzeichen als Begierde gesehen hatte, und sie erinnerte sich daran, dass Chun Hei gesagt hatte, ein Mädchen wie sie sei für einen Bordellbesitzer oder Pädophilen eine Menge Geld wert.
Es war dumm gewesen, so lange zu bleiben.
»Du bist einfach ein fauler Sack!«, brüllte Ben aus dem Gang. »Mach gefälligst, was ich dir sage.«
Ning spitzte die Ohren und trat einen Schritt beiseite, damit sie die beiden Männer durch die Küchentür sehen konnte. Leo kniete am Boden und versuchte, einen roten Fleck von der Wand zu schrubben, während Ben, die Hände in die Hüften gestemmt, über ihm aufragte.
»Du hättest den Lieferwagen abfackeln können«, warf Leo ihm zornig vor. »Das hätte uns den ganzen Gestank und den Dreck erspart.«
»Der ist erst zwei Jahre alt«, schrie Ben. »Glaubst du, ich schmeiße zehntausend Pfund einfach so weg?«
»Du bist doch versichert.«
»Glaubst du vielleicht, es sei legal, Laster zu schmuggeln?«, empörte sich Ben. »Ist mir doch egal, wenn du zu sehr Weichei bist, um ein wenig Gestank zu ertragen. Hol den Schlauch und das Desinfektionsmittel, setz dir eine Maske auf und wasch den Lieferwagen, wie ich es dir gesagt habe.«
»Warum hast du ihn überhaupt hergebracht?«, wollte Leo wissen. »Ich bin Hausmeister. Für so einen Scheiß werde ich nicht bezahlt!«
»Du warst in der Nähe. Das Haus hat hohe Hecken, sodass man es nicht einsehen kann. Ich erwarte, dass sich die Leute, die für mich arbeiten, in einer Krisensituation zusammenreißen. Also machst du das jetzt oder haben wir beide ein großes Problem?«
Leo war zwar wesentlich größer als sein Boss, trat aber zurück und hob abwehrend die Hände. »Du weißt doch genau, dass wir kein Problem haben.«
»Gut für dich«, knurrte Ben drohend. »Und für deine Mutter in China. Ich muss nach Hause und mich fürs Essen umziehen. Wenn du den Wagen sauber gemacht hast, sag Nikki, er soll ihn abholen. Und dann will ich, dass du mit Ning aufs Land fährst. Klar?«
»Ja, Boss.«
»Weißt du, wo du hinmusst?«
»Ich war schon mal da«, antwortete Leo.
Ben schnipste Leo mit den Fingern vor dem Ohr herum. »Von jetzt an springst du, wenn ich schnippe, klar? Klick – spring! Klick – spring!« Ning hatte keine Ahnung, was der Ort auf dem Land war oder was sie dort erwarten würde, aber sie war sich sicher, dass es nichts Gutes sein würde. Solange Ben mit den Fingern schnippte und Leo anschrie, zog sie vorsichtig eine Küchenschublade auf und begann nach einer Waffe zu suchen.
Amy rief Ryan fünfzehn Minuten nach ihrem ersten Gespräch zurück.
»Zara hat kein Problem damit, dir zu helfen, Ethan wiederzufinden, und sie streicht fünfundsiebzig Stunden von deiner Strafe. Und wenn du Ethan findest, bringe ich die TFU dazu, dir zwei Monate Taschengeld zu zahlen. Abgemacht?«
»Abgemacht«, antwortete Ryan lächelnd und stieß lautlos mit der Faust in die Luft.
»Hast du die E-Mail gelesen?«
»Ja, scheint alles recht einfach.«
»Gut«, fand Amy. »Wenn du in die Missionsleitstelle gehst, richten sie dir dort einen eigenen Kommunikationsraum ein.«
Als Amy aufgelegt hatte, nahm Ryan einen Ausdruck ihrer E-Mail und machte sich rasch auf den zehnminütigen Weg zum Gebäude zur Einsatzvorbereitung und Missionskontrolle.
Das bananenförmige High-Tech-Gebäude war kaum sechs Jahre alt, hatte aber schon eine bewegte Vergangenheit aufgrund von schlechten Sicherheitssystemen, einer defekten Heizung und geplatzten Rohren. Im Augenblick war es unter einem Gerüst verborgen, unter dem eine ganze Armee von Bauarbeitern das Dach in großen Teilen ausbesserte.
Ryan schloss die Tür mit seinem Fingerabdruck auf und stellte fest, dass die sechzehnjährige Lauren Adams auf ihn wartete. Sie hatte schulterlanges blondes Haar, war athletisch gebaut und sah aus wie eine jüngere, wenn auch nicht ganz so umwerfende Version von Amy. Er kannte sie nicht gut, aber sie hatte ihm ein paar
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