Top Secret - Der Verdacht
und eine Gemeinschaftsküche, in der die Hauptmahlzeiten zubereitet wurden, aber das Heim selbst bestand aus fünf eigenständigen Einheiten, und jede war wie ein Reihenhaus angelegt, mit Küche und Wohnzimmer im Erdgeschoss und sechs großen Zimmern oben, in denen jeweils zwei Kinder untergebracht waren.
John hatte eine große Tasche mit Laurens Sachen gepackt und rollte sie nun mit Lauren im Schlepptau über einen verlassenen Spielplatz zur Tür von Einheit drei.
»Es ist offen!«, rief ein Kind.
Lauren stieß die Tür auf und trat in eine große Küche, in der zwei Waschmaschinen liefen und überall Zettel klebten: Bevor Essen gemacht wird, müssen die Arbeitsflächen abgewischt werden! Nach dem Essen ALLE Teller und Tassen in die Spülmaschine räumen! Und in großen orangenen Buchstaben: Keine Snacks oder Süßigkeiten, bevor die Hausarbeit erledigt und vom Hausvorstand abgezeichnet worden ist!
In der Küche war es extrem heiß, und Lauren brachte der Anblick eines gut aussehenden Teenagers etwas durcheinander, der mit nacktem Oberkörper am Esstisch saß und das neueste Buch von Caroline Lawrence las.
»Ich suche Chris Powell«, erkundigte sich John hoffnungsvoll.
»Der hat heute frei«, erklärte der Junge. »Madison hat Dienst. Sie ist vorne und spielt Videospiele.«
Im Wohnzimmer drehten sich drei kleine Kinder um, die auf dem Teppich saßen, als Lauren und John eintraten. Madison schien Mitte dreißig zu sein. Sie trug eine unglaublich große Brille mit rotem Plastikgestell und ein T-Shirt mit Legomännchen darauf.
»Hi Lauren«, sagte Madison fröhlich und ließ die großen Ohrringe klimpern. »Ich bin eine von deinen Hauseltern. Willkommen im ACC . Das hier sind Luke, Seb und Oonah, und du wirst dir oben ein Zimmer mit Anna teilen.«
Lauren winkte den drei Kindern verlegen zu, als die von der Playstation aufsahen.
»Und Sie müssen John Clarkson sein«, fuhr Madison fort und reichte John die Hand.
»Genau«, log John.
»Sind Sie schon lange beim Sozialdienst Croydon?«, fragte Madison.
»Eigentlich bin ich bereits pensioniert«, erklärte John. »Ich vertrete nur ein paar Wochen jemanden, der in Mutterschutz ist.«
»Nun, Sie können sich in der Küche gerne einen Tee machen. Ich zeige Lauren ihr Zimmer.«
Während Lauren und Madison gemeinsam die große Tasche in den ersten Stock schleppten, begann die Hausmutter, verschiedene Regeln und Dienste zu erklären, und fragte, ob Lauren bestimmtes Essen bevorzuge.
»Und das ist Anna, deine Zimmergenossin«, sagte Madison fröhlich, als sie in ein gemütlich wirkendes Zimmer mit einem riesigen schwarzen Fleck mitten auf dem Teppich traten. »Ihr lasse euch beide allein, damit ihr euch miteinander bekannt machen könnt. Wenn du Fragen hast, ich bin unten.«
Die beiden Betten waren Hochbetten. Hölzerne Leitern führten hinauf zum Schlafbereich. Unter den Hochbetten standen Kinder-Kleiderschränke, Kommoden und Schreibtische zum Ausklappen.
»Hallo.« Lauren lächelte und ging auf Zehenspitzen zu Anna hinüber.
Anna saß auf dem Bett und spielte mit einem Perlenhalsband. An dem Mädchen war nicht viel dran. Sie war zehn Zentimeter kleiner als Lauren, hatte eine unglaublich schmale Taille, porzellanweiße Haut und zerbrechlich wirkende Hände und Füße. Lauren hingegen war kräftig gebaut wie ihr Bruder. Sie hatte den Eindruck, dass sie Anna mühelos über ihren Kopf heben könnte, wie man es beim Spielen mit einem Kleinkind tat.
Wenn Lauren ein dickes Buch über Computerhacking lesen musste oder sich im Hochsommer bei sengender Hitze auf einer knochenharten Übung wiederfand, dann überlegte sie gelegentlich, ob sie Cherub verlassen sollte. Aber sie wusste, dass die Plackerei es wert war, wenn sie jemanden wie Anna sah und feststellte, dass ihre Mission dazu beitragen konnte, sie und andere Mädchen vor Missbrauch zu bewahren.
»Warum du mich ansiehst?«, stieß Anna hervor. Sie lernte erst seit ein paar Wochen Englisch, und entsprechend gebrochen klang es.
»Sorry«, sagte Lauren und wechselte ins Russische. »Du klingst russisch.«
Annas Gesicht leuchtete auf, als sie sich Lauren zuwandte. »Du sprichst russisch?«
»Nicht mehr viel, seit ich nach England gezogen bin, ich bin aus der Übung. Aber mein Vater ist aus Russland. Bis vor drei Jahren habe ich dort gelebt.«
»Unglaublich!«, fand Anna lachend und klatschte in die Hände. »Ich spreche nur, wenn der Dolmetscher kommt, und dann reden sie nur über meine Probleme, deshalb
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