Top Secret - Der Verdacht
Ewart, als das Klappern von Kaffeegeschirr zu hören war.
»Meine Frau«, erwiderte Jason McLoud. »Meine Stärke ist das Gärtnern nicht, fürchte ich. Bitte setzen Sie sich.«
»Seit wann sind Sie im Ruhestand?«
»Oh, ich mache immer noch ein wenig freiberufliche Arbeit. Das ist das Gute am Journalismus: Man hat zwar keine geregelten Arbeitszeiten wie in anderen Berufen, muss dafür aber im Alter den Job nicht gleich völlig an den Nagel hängen. Nun, John Jones hat mir erzählt, dass Sie in Dubai für eine Zeitung gearbeitet haben?«
Überrascht hörten Dana und James Johns Namen.
»Das stimmt«, log Ewart. »Schönes Wetter, keine Einkommenssteuer, aber es wird langweilig, immer nur über die Bauvorhaben und Pferderennen zu berichten. Also bin ich zurückgekehrt, um wirklichen Journalismus zu betreiben. Zunächst freiberuflich, aber ich suche eine Stelle bei einer internationalen Zeitung.«
»Seit wann kennen Sie John?«
»Seit ein paar Jahren.«
»Er ist bei der Firma, müssen Sie wissen«, erzählte McLoud.
»Beim MI5 ?« Ewart tat erstaunt. »Das wusste ich nicht. Ich habe John bei der Dubaier Waffenmesse kennengelernt. Er hat mir ein, zwei Bier ausgegeben und mir gesagt, er sei Sicherheitsberater. Vor ein paar Wochen bin ich ihm wieder über den Weg gelaufen und habe ihm erzählt, dass ich an einer Story über Hilton Aerospace arbeite. Er hat mir geraten, mich mit Ihnen in Verbindung zu setzen, weil Sie mehr über die Hiltons wüssten als jeder andere.«
»Ich habe fast dreißig Jahre lang über Hilton Aerospace berichtet. Sie müssen vorsichtig sein. Die Verteidigungsindustrie hält fest zusammen, und wenn Sie Lord Hilton auf die Füße treten, werden Sie feststellen, dass jede Menge Leute sich weigern werden, mit Ihnen zu telefonieren.«
»Das weiß ich«, antwortete Ewart. »Aber ich würde die Sache gerne weiterverfolgen. Ich meine, wenn Hilton tatsächlich etwas mit dem Tod von Denis Obidin zu tun hat, dann würde diese Story einen großen Sprung in meiner Karriere bedeuten.«
»Stimmt. Aber wenn Sie sich mit Hilton anlegen, lassen Sie sich mit den ganz großen Jungs ein. Und dabei geht es nicht nur um die Verteidigungsindustrie. Er hat seinem Sohn mit Geld den Weg in die Politik geebnet. Der ist jetzt schon Junior-Minister. Gut aussehender Junge, ausgezeichneter Redner, könnte es bis ganz nach oben schaffen.«
»Premierminister«, warf Ewart grinsend ein.
»Ich weiß nicht mehr welche, aber irgendeine Sonntagszeitung hat vor etwa einem Jahr eine Liste von Leuten unter fünfunddreißig aufgestellt, die die besten Aussichten haben, eines Tages Premierminister zu werden. Sebastian Hilton lag an dritter Stelle.«
»Und wann hat Sarah Thomas das erste Mal Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
»Am Tag nach Madeline Cowells Tod. Sie rief mich aus heiterem Himmel an und lud mich zu Madelines Beerdigung ein. Allerdings konnte ich nicht hin, weil wir für ein paar Tage zu meiner Schwester nach Portugal geflogen sind.
Als ich eine Woche später wieder nach Hause kam, hatte Sarah Thomas mir eine weitere Nachricht hinterlassen. Sie sagte, sie würde mit mir gerne über eine mögliche Story über Hilton Aerospace reden. Ich wollte sie eigentlich zurückrufen, aber ich hatte viele Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter, und ehrlich gesagt, ich bin über siebzig, und gelegentlich lässt mich mein Gedächtnis im Stich. Ich habe also nicht mehr an ihre Nachricht gedacht, bis ich den Anruf von John Jones bekam, der mich fragte, ob ich irgendetwas Verdächtiges über den Tod von Clare Nazareth und Madeline Cowell gehört hätte.«
»Madeline war also eine Person, die hätte wissen können, was Lord Hilton vorhat?«
»Oh ja, absolut«, antwortete McLoud. »Sie hat dreißig Jahre lang mit ihm zusammengearbeitet, jedes Meeting, jede Geschäftsreise geplant. Er hat sich auch um sie gekümmert. Ich kann mich daran erinnern, dass jemand bei einer Aktionärsversammlung Lord Hilton gefragt hat, warum seine persönliche Assistentin mehr verdient als einige seiner Direktoren. Hilton ist aufgestanden, hat die Daumen in die Hosenträger geklemmt und laut verkündet: Weil Madeline Cowell mehr wert ist als alle meine Direktoren!
Sie war eine zähe alte Lady. Sie glauben gar nicht, wie oft ich sie angerufen habe und sie um ein Statement oder ein Interview mit Lord Hilton – oder Freddie Hilton, wie er damals hieß – gebeten habe. Ich habe ihr jedes Jahr zu Weihnachten Pralinen und Parfum geschenkt, aber genutzt
Weitere Kostenlose Bücher