Top Secret - Die Mission
wissend. »Es ist dir unangenehm, weil sie schwul sind.«
James nickte, und ihm fiel wieder ein, warum er Zara so gerne mochte. Sie verstand immer, was in einem vorging.
»Ich weiß, dass man nichts gegen Schwule haben sollte«, erklärte James. »Ich meine, ich mag Kyle doch wirklich, aber wenn ich nur daran denke, dass zwei Kerle miteinander schlafen wollen, schüttelt es mich.«
Zara lächelte. »Das ist eine ganz gewöhnliche Reaktion, besonders bei Jungen. Hast du je versucht, Kyle zu erklären, wie seine Sexualität auf dich wirkt?«
James schüttelte den Kopf.
»Niemals! Er würde total ausrasten!«
»Ich werde mit ihm reden, wenn er zurück ist«, schlug Zara vor. »Hoffentlich klingt es besser, wenn
es von mir kommt. Ihr zwei seid so gute Freunde, es wäre schade, wenn ihr euch zerstreitet.«
James lächelte. »Danke.«
23
Es erstaunte James immer wieder, dass ein ganzes Wochenende schneller vorbeiging als eine einzige Geschichtsstunde am Montagmorgen. Mit dem Kopf auf dem Tisch beobachtete er, wie auf der Fossil-Uhr, die Lauren ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, die Sekunden verstrichen. Die Lehrerin hieß Miss Choke - so wie seine verstorbene Mutter -, und während die Gute über den achtundreißigsten Breitengrad, General Walker und den Koreakrieg schwadronierte, fragte er sich, ob sie vielleicht eine entfernte Cousine von ihm war.
Während James gebannt auf die Uhr starrte und auf den bedeutsamen Moment wartete, in dem sie 11:11:11 Uhr anzeigen würde, ertönte aus seinem Handy plötzlich die kleine Melodie, die ihm anzeigte, dass er eine SMS erhalten hatte. Vorsichtig zog er das Samsung aus der Hosentasche und klappte es auf.
»Mr Wilson!«, sagte die Lehrerin scharf.
James brauchte eine halbe Sekunde, bis er sich daran erinnerte, dass das zurzeit sein Nachname war. Er blickte auf.
»Ich weiß, dass du neu an der Schule bist, James, aber ich muss dich bestimmt nicht daran erinnern, dass im Unterricht grundsätzlich das Handy ausgeschaltet wird!«
»Tut mir leid, Miss«, sagte James, doch in Wirklichkeit war er mehr an der Nachricht interessiert, die Kyle ihm geschickt hatte.
BIN AM VORDEREINGANG. KOMM SOFORT HER. SUPERDRINGEND!!!
Seit ihrem Streit am Freitagnachmittag war die Stimmung zwischen ihnen angespannt, die SMS musste also etwas mit der Mission zu tun haben.
»Ähm …«, sagte James, nahm seine Tasche und stand auf. »Familienkrise. Tut mir leid, Miss, aber ich muss sofort weg.«
Die Lehrerin sah ihn verdutzt an, und seine Klassenkameraden starrten, als ob sie ihn jetzt für völlig übergeschnappt hielten.
»Nur weil es die letzte Woche vor den Ferien ist, hast du noch lange nicht das recht, zu kommen und zu gehen, wie es dir passt«, wies ihn Miss Choke wütend zurecht, als er seine Bücher einpackte.
»Ja«, antwortete James auf dem Weg zur Tür, rief: »Tut mir leid!«, und rannte den kurzen Gang hinab.
Er schoss zwei Treppen hinunter und aus dem Eingang, und ignorierte die Frau am Empfang, die von ihm wissen wollte, was er sich eigentlich einbilde. Kyle stand in Jeans, Polohemd und mit einem
Rucksack über der Schulter vor der Schule auf der anderen Straßenseite.
»Was ist los?«, fragte James und sah sich besorgt um. »Wir sollten machen, dass wir hier wegkommen. Die am Empfang hat sich aufgeregt, und bestimmt schicken sie gleich jemanden hinter mir her.«
Kyle wies auf einen alten Mondeo, der etwa zwanzig Meter weiter parkte. »Keine Sorge, ich habe ein Taxi. Wir haben den Anruf bekommen.«
»Was für einen Anruf?«
»Die Fühler, die Viv ausgestreckt hatte«, erklärte Kyle. »Anscheinend haben er und Tom sich gestern Abend an der Uni mit jemandem getroffen. Heute morgen habe ich einen Anruf von Tom bekommen und etwa eine Stunde später einen von den Aktivisten. Sie wollen, dass wir uns so schnell wie möglich treffen.«
»Cool«, sagte James, als sie zum Taxi liefen. »Wir sprechen jetzt also wieder miteinander?«
Kyle zuckte mit den Schultern, als er die Beifahrertür öffnete. »Du bist mir nicht gerade der liebste Mensch auf der Welt, aber Zara hat mit mir geredet, und wir haben schließlich einen Job zu erledigen.«
Als James ins Auto stieg, sah er den Konrektor der Schule auf der anderen Straßenseite auf eine Lücke im Verkehr warten.
»Wohin geht’s, Boss?«, fragte der Fahrer mit einem osteuropäischen Akzent.
»Nach Bristol«, antwortete Kyle. »Zu einem Einkaufszentrum namens King Street Parade. Wissen Sie, wo das ist?«
Der Fahrer
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